Hier Teil 1 des Nachberichts zum Ruhrpott Rodeo 2017, Teil 2 folgt mit musikalischer und Interviewtechnischer Untermalung am 01.08. ab 19.00 Uhr auf Punkrockers-Radio! Mit dabei: Die Lokalmatadore, Terrorgruppe, Zwakkelmann, Rummelsnuff und die Kassierer. Außerdem gibt´s ein bislang ungesendetes Interview mit Charlie Harper von den UK Subs und einige Mini- Interviews vom letzten Punk im Pott – einschalten lohnt!

Da ist sie wieder, die Vorfreude auf mein Lieblings-Sommer-Festival. Wenn sich auch sonst so einiges ändert, die Vorfreude auf langjährige Begleiter wie Knochenfabrik ,Bad Religion, Slime oder die Lokalmatadore bleibt. Ebenso die Vorfreude auf Sonne, Wiese und Bier. Neu war diesmal die Freude über ein Flipperzelt, welches mit Klassikern wie Terminator 2, Jurassic Park und anderen aufwartete. Ein Spiel geschmeidige 50 Cent – super! Die gleichsam bescheuerte wie unvermeidbare Frage danach, ob dies noch Punkrock sei, wird hier eindeutig mit „Ist mir doch völlig egal“ beantwortet.Ich find´s klasse. Bitte beibehalten! IMG_1039Aber der Reihe nach:

Freitag 19.00 Uhr. Nach Ankunft erstmal Wertmarken. Flüssigkeitszufuhr muss sichergestellt sein. Erste Band spielte auch schon, Zwakkelmann mit Iro und Orchesteruntermalung. Gut, Headliner gesehen, könnte man ja eigentlich wieder gehen, sind wir aber nicht. In den letzten Zwakkelmann Song grätschten dann auch schon ZSK hinein. Routinierte Show mit Sitzpogo und Rauchbomben. Danach dann DOA – super!  Kanadas erste Punkband rockt mit drei betagten Herren ordentlich und zeigt, dass guter Punkrock immer noch wenig mehr braucht, als Gitarre, Bass und Schlagzeug – ne rotzige Stimme natürlich noch, perfekt besetzt mit Joey Shithead. Danach eine kurze Pause, im Backstage einige spontane Interviews machen, aka Blödsinn auf Band bannen, und dabei Ignite verpassen.IMG_1047 Da ich persönlich nur ein Album kenne und schätze war das aber nicht ganz so schlimm. Das, was an Sound herüber schwappte war auf jeden Fall ordentlich. Rantanplan wurde ebenso souverän verpasst, bevor dann die Kassierer die Bühne bekrochen. Für mich ein eher enttäuschender Auftritt der mächtigen Band aus Wattenscheid. Dies lag besonders an Sänger Wölfi, der auf mich lustloser denn je wirkte. Dies kann allerdings auch gut am lädierten Bein gelegen haben, mit Krücken, beziehungsweise beinahe permanent sitzend auf der Bühne ist sicher kein Spaß, allein dafür schon mal Respekt! Der Stimmung im Publikum tat es darüber hinaus keinen Abbruch, also alles in allem – solide.IMG_1084 Swiss und die Andern wurden zur Bier- und besonders zur Flipperpause genutzt, um dann mit dem Herrn Doktor und Vasallen, Bad Religion, den Headliner des Abends zu feiern. Diesmal wieder super, alle Hits dabei, inklusive Ohrwurm bis zum nächsten Tag – klasse! Danach dann schnelle Rückfahrt mit zuvor spannender Autosuche in Reihe 10. Oder war es 11? Die 15 minütige Diskussion um den Parkplatz war jedenfalls super! 🙂

IMG_1139Der zweite Tag begann dann musikalisch mit den letzten 2,3 Songs von Yellow Cap, was zumindest meiner Toleranz von Ska Songs am Stück sehr entgegen kommt. Für die Dauer von drei Songs ist sowas wirklich gut. In eine komplett andere Richtung gingen dann Rawside die ordentlichen Hardcore-Punk zum Besten gaben. Besonders der Drummer (wenn ich mich nicht irre der Spross des Sängers?!) beherrscht sein Handwerk außerordentlich gut und selbst der doch recht  häufige Einsatz von Doublebass passt hier sehr gut. Reno Divorce regten im Anschluss eher zu Diskussionen rund um die Überschätzheit von Social Distortion und die relative Belanglosigkeit von Motörhead an. Ja, du liest richtig. Ist halt so. Live ganz nett, aber nichts was ich mir sonst anhören würde. Ähnlich verhielt es sich mit den Fleshtones die wir uns auf besonderes, geradezu begeistertes Anraten von Fisch (Lokalmatadore) anguckten. Tatsächlich war das live schon cool. Augenscheinlich alle 60+, sehr agil, solider 60s Garage-Rock-whatever und dann auch noch mit Mundharmonika, ein viel zu lang beinahe in Vergessenheit geratenes Instrument! Hatte schon was, jedenfalls live. IMG_1353Danach dann Fehlfarben, vorher nie gehört, nachher vermutlich auch nicht. Einfach nicht meins, aber hätten nicht 500 Leute ihre Smartphones in die Luft gehalten, hätte man sich fast wie in den 80ern fühlen können. Danach die für mich überraschendste Band des Festivals – Rummelsnuff. Schon abgefahren, muss ich nochmal rein hören oder besser nochmal irgendwo live sehen, ich bin mir nämlich nicht sicher was das eigentlich war. Ein bisschen Gequatsche mit Maat Asbach gibt´s am 01.08. dann ab 19 Uhr bei Punkrockers Radio zu hören. Den Anschluss machten dann die Bouncing Souls und Venerea, beides nicht lange gesehen, nur mal kurz reingehört und Fotos gemacht.IMG_1406 Wohlbekannte Klänge läuteten dann das das finale Triumvirat aus Slime, Lokalmatadoren und Cock Sparrer ein. Slime haben mir live beim letzten Mal nicht mehr so gut gefallen wie noch vor einigen Jahren, was wohl an den relativ vielen neuen Songs lag. Mittlerweile kenne und schätze ich diese aber durchaus, so dass diesmal wieder alles gepasst hat. Alle wichtigen Songs dabei, einige neue(re) Sachen dazu – gut wars! Danach die Lokalmatadore, zu denen ich einst schrieb „[…] die Lokalmatadore rocken mehr!“ und das trifft es auch immer noch sehr gut. Mittlerweile meine Lieblinge der oft beschworenen „Heiligen Dreifaltigkeit des Ruhrpott-Punk“, die gehen echt immer! Das Publikum schien gleicher Meinung zu sein. Die gnadenlose Uhr machte dem hitzigen Treiben auf und vor der Bühne dann allerdings ein abruptes Ende. Die „Viva Lokalmatadooor“ Chöre rissen allerdings nicht ab und selbst nach den ersten Cock Sparrer Songs fanden sich noch einige Fans vor der Bühne ein und kuschelten mit Sänger Fisch.IMG_1513 Cock Sparrer gaben dann den Abschluss und auch hier kann ich mich nur wiederholen, unglaublich was die Herren auf der Bühne abliefern. Fand ich 2009 schon überraschend gut und auch diesmal stimmte für mich alles – würdiger Headliner. Der anfangs erträgliche Regen hatte sich derweil in Sturzbäche verwandelt, so dass wir nach dem Konzert entsprechend schnell den Rückweg antraten. Für mich war es dann auch schon wieder vorbei mit Festival, Sonntag konnte ich leider nicht hin. Der zweite Teil unserer Reisegruppe verdrückte am dritten Tag dann noch einige Softdrinks zu Samiam, Snuff, Terrorgruppe, Irie Revoltés und Peter And The Test Tube Babies. Auch ein höchst professionelles Interview mit der Terrorgruppe ist dabei rausgesprungen und auch das gibt es, wie schon gesagt, am 01.08. bei Punkrockers Radio zu hören!

Kommen wir zum Abschluss zu den diesjährigen Gewinnern:

1. Eine äußerst nette Reisegruppe und Festivalbegleitung, 2. Bad Religion als Headlinder, 3. das neue Flipperzelt als Zeitvertreib und günstige Zeitreise in Kindertage und 4. die neue Aufteilung des Infield. Irgendwie gemütlicher, kleiner und kommunikativer als bisher, sehr schön! Lobend zu erwähnen ist auch die neue Lösung des Soundchecks der Hauptbühne. Diesmal ist mir nur einmal aufgefallen, dass die große Bühne bereits bespielt wurde bevor die Band auf der kleineren Bühne fertig war. Super Sache!

Danke wie immer an Alex, die wiedermal tanzende Security und alle weiteren HelferInnen, HändlerInnen und FreßbudenmacherInnen! Auf bald!IMG_1375

Hinweis: Einen musikalischen Rückblick auf das Rodeo, mitsamt einigen Stimmen von diesem Jahr, gibt´s demnächst auf Punkrockers Radio.de! Genauer Termin folgt hier und auf Facebook! 😉

IMG_8160Das war mal wieder ein Fest!

Nach drei Tagen braucht man dann zwar nochmal drei Tage Urlaub, aber das ist es wert! Schon das Lineup las sich im Vorfeld der zehnten Jubiläumsausgabe des Ruhrpott Rodeos angemessen. NOFX, Flag, Talco, UK Subs, CJ Ramone, Lagwagon, Adolescents, Descendents, Sondaschule, Eisenpimmel, Zwakkelmann und und und. Ganz schön viel zu tun, Prioritäten setzen war angesagt. Eine Priorität war es, zumindest am Freitag schon pünktlich am Gelände zu sein, um das PIY Punkrock Karaoke schon mitzubekommen. Das hat, nach unterhaltsamer Bahnfahrt mit netten Leuten (Schöne Grüße in die Schweiz! 🙂 ), auch ganz gut geklappt. Gute Songauswahl diesmal und sogar einige durchaus talentierte SängerInnen auf der Bühne, schöne Sache zur Eröffnung! Weiter ging´s mit Bonsai Kitten, nett. Buster Shuffle waren ziemlich öde, also eine gute Gelegenheit mal ein paar Leute zu treffen, zu quatschen und zu trinken. The Baboon Show waren im Anschluss daran allerdings ziemlich cool, da werde ich wohl nochmal genauer reinhören. Zwakkelmann als Opener auf der kleineren Rodeo IMG_7206Bühne war gewohnt großartig, was hier allerdings störte war (wie leider oft) der Soundcheck der größeren Ruhrpott Bühne. Ganz ehrlich, meiner Meinung nach könnte man einige Bands zwischen 12.30 Uhr und 14 Uhr streichen und das Programm etwas entzerren, um vernünftige Umbau Pausen einbauen zu können. Das Gebolze der Hauptbühne hat wirklich einige Auftritte auf der kleinen Bühne äußerst anstrengend gemacht. Naja, egal. Jello Biafra und seine Medizin Schule habe ich jetzt zum dritten (?) Mal gesehen und werde einfach nicht warm damit. Klar, die Kennedys Songs sind super, an Jello als Person und Sänger gibt´s auch keinen Zweifel, aber irgendwie zündet die Musik bei mir einfach nicht. Furchtbar belanglos das alles. Darüber hinaus konnten die wesentlich grandioseren Knochenfabrik im Anschluss mindestens einen Song nicht spielen, da Jello´s Ansprache zu Donald Trump doch etwas langgezogen war. Verständlich, auch wenn ich mich zeitweise in die 2000er Jahre zurückversetzt fühlte, als gefühlt jede US-Band mindestens einen Song oder eine Ansage gegen George Bush brachte. Aber wie gesagt verständlich, ist ja auch ein Arschloch. Jello´s Neuinterpretation „Nazi Trumps Fuck Off!“ setzte dem Ganzen dann einen passenden Schlusspunkt. Dritte Wahl machten beim einsetzenden Sonnenuntergang dann wieder richtig Spaß und auch Veranstalter Alex ließ sich auf der Bühne sehen und surfte anschließend, Gutscheine verteilend, auf einer Matratze durch das Publikum. Couchsurfing mal anders. 😉 Zu fortgeschrittener Stunde lockten mich dann die Klänge von „Rebel Yell“ nochmal an die kleine Bühne und ich könnte IMG_8010schwören, ich hab den echten Billy Idol auf der Bühne gesehen, coole Sache diese Idolized. Suicidal Tendencies und Adolescents (angekündigt als Kids Of The Black Hole) verpasste ich zugunsten von Quatschen, Trinken, Leute treffen – Socializing wie man so sagt. Headliner des Abends waren dann WIZO. Das letzte Mal, dass ich WIZO live sah, war die Reunion Show auf dem Rodeo 2010. Damals war ich ziemlich enttäuscht und kam mir schrecklich alt vor, da das alles nicht so recht zünden wollte. Diesmal ging ich also mit geringer Erwartungshaltung an die Sache ran und wurde positiv überrascht. Die Setlist war gut gefüllt, die Hits aus meiner Jugend wurden gespielt und nur etwa 3-4 neue Songs gebracht. So kann man das machen! Entsprechend voll war es auch vor der Bühne, was der Stimmung darüber hinaus sehr zuträglich war. Der mittlerweile gesteigerte Alkoholpegel (fast) aller Anwesenden mag ein weiterer Grund gewesen sein. Apropos Alkohol, einige Schnapsleichen gibt´s ja immer, aber im Großen und Ganzen kann man die meisten Feiernden doch als „professionelle Trinker“ bezeichnen – im positiven Sinne natürlich. Denn mit wenigen Ausnahmen konnten alle gut mit der Menge Alkohol umgehen die sie so intus hatten. Außerdem führt dies ja auch manchmal zu ganz unerwarteten, aber doch irgendwie witzigen Begebenheiten. So wie Freitag etwa, als ich etwas betrunken nach dem WIZO Auftritt mit zwei weiteren Betrunkenen ins Gespräch kam. Wir tauschten ein paar Sätze aus und ich fragte, woher sie denn kämen und was sie so vom WIZO Konzert hielten. Meiner getrübten Ansicht nach drückte ich mich dabei natürlich sehr verständlich und äußerst eloquent aus. Nach einigen verwirrten Blicken und eher verhaltenen Antworten fragten sie mich (auf bestem Schulenglisch), ob ich aus England stamme oder aus welchem Land ich denn eigentlich ursprünglich käme. Meine Aussprache schien also doch eher undeutlich und lallend, anstatt verständlich und eloquent gewesen zu sein. Verwirrt behauptete ich, dass ich aus Irland stammen würde und der Rest des Gesprächs fand dann auf Englisch, mit eigens in Dublin angeeignetem irischen Akzent, statt. Crazy, indeed.IMG_8201

Der Samstag begann entsprechend spät und verkatert eigentlich erst mit dem grandiosen El Fisch, der, alleine mit Gitarre, dem Soundcheck der Hauptbühne trotzte. Die Ansage in selbige Richtung „Schnauze da drüben!“ dürfte nicht nur mir aus dem Herzen gesprochen haben. Der restliche Abend plätscherte musikalisch so vor sich hin, was der (für mich) eher uninteressanten Bandauswahl geschuldet war. The Locos haben darüber hinaus abgesagt, so dass Schmutzki einsprangen. Kannte ich nicht, außer von der Promo für ihren Campingplatz Auftritt, überzeugte mich aber auch in keiner Weise. Muss ja auch nicht. Lagwagon waren für mich schon immer irgendwie eine der uninteressanteren Bands aus der „Kalifornien Connection“, dementsprechend belanglos war auch der Auftritt. Sicherlich wurde hier nichts falsch gemacht, öde war es aber trotzdem. Überraschend gut waren dann Irie Revoltés, die zumindest für ein paar Songs richtig Laune machten, was besonders nach den eher schwachen Lagwagon wirklich nötig war. Nach ein paar Songs von den Fucking Faces war die Kondition dann aber schon wieder am Ende, so dass Turbonegro, The Creepshow und leider auch die Descendents verpasst wurden. Es galt neue Energie für den wesentlich besseren Sonntag zu sammeln!IMG_8661

Los ging es Sonntags dann mit Leftöver Crack, die durchaus gefielen und Swiss & Die Andern, mit denen ich nur kurz was anfangen konnte. Um 16 Uhr spielten dann endlich die legendären UK Subs! Unglaublich was der mittlerweile 72 jährige Charlie Harper da abliefert, authentisch, sympathisch und energiegeladen – großartig, immer wieder! Talco lieferten dann im Anschluss das beste Konzert des Festivals, bei dem selbst die hinteren Reihen tanzten. Ebenfalls super waren The Dwarves, die auch gut zu den darauffolgenden Eisenpimmel passten. Grandios wie immer. Eisenpimmel brachten mit „Huka-tschaka Töff Töff“ und Polonaise dann auch ein bisschen Ballermann nach Hünxe. Warum funktioniert das bei denen bloß immer so gut? Ach ja, zwischendurch spielten auch noch Flag, die auf jeden Fall hundertmal besser waren als Black Flag vor ein paar Jahren. Das sagt aber leider nicht viel. Ähnlich wie bei Lagwagon wurde nichts falsch gemacht, aber trotzdem höre ich mir in Zukunft lieber wieder die Alben an, live brauche ich das wirklich nicht nochmal. Trotzdem schön, sie nochmal gesehen zu haben. Richtig gut war dann im Vergleich wieder mal die Sondaschule, funktioniert live irgendwie immer! Headliner am Sonntag waren dann NOFX, die erwartungsgemäß gut abräumten. (Nicht nur) Live auf jeden Fall immer zu empfehlen! Rausschmeißer war Henry Rollins, der eine seiner Spoken Word Performances ablieferte. Für mich nach dem Tagesprogramm nicht mehr interessant, um 14 Uhr hätte ich mir das durchaus gegeben. Schade eigentlich.IMG_8773

Was bleibt? Für mich definitiv, dass das Ruhrpott Rodeo sich mittlerweile zu dem Sommerfestival überhaupt entwickelt hat. Neben dem immer wieder genialen Lineup ist mir dieses Jahr, wie im Prinzip auch schon alle Jahre vorher, besonders die wirklich ausgezeichnete Stimmung aufgefallen, die man nicht auf jedem Festival findet. Besonders bei den großen dreitägigen Festivals gehen mir einige Leute zu später Stunde mal mehr, mal weniger auf die Nerven. Hier blieb die Stimmung, trotz einer ganzen Menge Alkohol, gut, wenig assig und insgesamt sehr entspannt. Zum Teil ist das sicher auch der entspannten Security zuzurechnen, die ebenfalls wieder nur lobend erwähnt IMG_7916werden kann. Alle Securitykräfte mit denen ich gesprochen habe, waren ausgesprochen freundlich und hilfsbereit, etwas, was man äußerst selten findet. Noch seltener sieht man die MitarbeiterInnen im Bühnengraben tanzen, hier hingegen mehrfach. Großartig! Irgendwie macht auch dies das Festival auf eine Art „familiärer“. Dazu trägt auch die entspannte Haltung der meisten Bands bei. Von der 12.30 Uhr Band bis zu den Headlinern konnte man relativ viele zwischen den verschiedenen Plattenständen rumstromern sehen, Fanfotos und Autogramme geben inklusive! Dat is doch kein Punk! Würde Zwakkelmann wohl sagen, macht das Ganze aber nur noch sympathischer, familiärer eben. Was das diesjährige Booking angeht, kann man sicher festhalten, dass es dem zehnten Jubiläums-Rodeo mehr als angemessen war. Auffallend war dabei auch der relativ hohe Frauenanteil auf der Bühne. Schön, das (meiner Meinung nach) relativ ausgeglichene Geschlechterverhältnis im Punkrock auch mal auf der Bühne repräsentiert zu sehen und nicht nur, wie sonst oft, hinter den Kulissen oder vor der Bühne.

So, jetzt ist aber auch mal gut mit Geschreibe. Vielen Dank an Alex und Crew, an Securites, PlattenverkäuferInnen und das restliche Publikum für ein absolut gelungenes Ruhrpott Rodeo 2016! Auf die nächsten Zehn! 🙂

 

Bochum Total hat ja bekanntlich stets ein dickes Programm. Da wir zudem am Samstag beim parallel stattfindenden Jokers Festival lesen werden, haben wir mal einen kleinen Wegweiser gebastelt, wie man die Tage von Donnerstag 14.7. bis Sonntag 17.7. in Bochum so verbringen kann.

Donnerstag startet um 15 Uhr das Jokers Festival in der Buchhandlung Jokers (Kortumstr. 76). Zepp Oberpichlers (Jimmy Keith, Zepp Strange) liest aus dem Roman „Die Stones sind wir selber“ und hat sicher auch eine Gitarre mit am Start. Später könnten dann Schramme11 (18.15 Heinz Bühne) und vor allem Mr. Irish Bastard (20.45 Heinz-Bühne) angesteuert werden. Off-Stage geht es in der Trompete ab 21 Uhr mit Old Styles Best weiter: Seit 17 Jahren covern bzw. zelebrieren die fünf Jungs aus Bochum und Dortmund nun schon die feinsten Punkrock und Hardcore Hits von Ramones, Misfits, Dead Kennedys, The Damned, Sick Of It All oder Turbonegro.  

Beim Jokers Festival geht es Freitag ab 15 Uhr um Metal im Ruhrgebiet. Holger Schmenk liest aus „Kumpels in Kutten. Heavy Metal im Ruhrgebiet“. Zu Gast ist Klaus Vanscheidt. Ab 17 Uhr ist wieder die Heinz-Bühne einen Besuch wert: Es spielen Astairre und anschließend Radio Havanna. Ab 21 Uhr könnte man sein Glück nochmal auf der coolibri-stage im Riff versuchen. Dort spielen die Los Placebos und ab 22.30 Smile and Burn.

Das ganz dicke Highlight findet natürlich Samstag 16.7. um 15 Uhr bei Jokers statt. Dennis und ich lesen die Perlen aus unserem Buch „Mit Schmackes! Punk im Ruhrgebiet“ und werden unterstützt from the one and only Zwakkelmann from Niederrhein. Das wird einfach nur großartig und irre gemütlich! Danach ist eigentlich alles gesagt und die Messe gelesen oder man geht um 20.45 noch zu Itchy Poopzkid auf der Einslive Bühne. Auch auf der coolibri-Stage läuft mit Lygo (18.30), Stereogold (20.30) und Staatspunkrott (22.30) noch Punkrock. Im Anschluss an das Konzert von Tigerjunge und der Thomas Allan Band gibt es in der Trompete ab ca. 22.30 noch Indie, Punkrock und Garage frisch vom Plattenteller!!

Das Programm für Sonntag ist klar: 20.45 die mächtigen Kassierer auf der Heinz-Bühne.

IMG_5341Das war´s schon wieder mit dem Punk im Pott 2015 – geht immer ganz schön schnell. Diesmal war das allerdings auch zum Teil selbst verschuldet. Da das Fest nach dem Fest diesmal mitten auf dem Fest lag, gab es bei einigen Leuten noch Weihnachtsfeierei. So auch bei meinem Begleiter. Das und diverse Zugausfälle und Verspätungen, haben diesmal dazu geführt, dass ich nur etwa die Hälfte der Bands mitbekommen habe. Immerhin war es die (für mich) interessantere Hälfte. Außerdem kommen zu den zwei Tagen Festival ja auch nochmal zwei obligatorische Katertage dazu, die ziehen sich dann natürlich immer wie Kaugummi und zwar wie so ein richtig gutes Kaugummi. Mit all dem Foto sortieren und Interviews schneiden wird dann insgesamt doch ein ganz schön langes Wochenende daraus. 😉 Naja, es war wie immer ein Fest und hier gibt´s jetzt endlich auch die Fotos dazu! Mini-Interviews wurden natürlich auch wieder geführt, unter anderem haben wir diesmal Die Bullen, Kotzreiz, Die Skeptiker, El Fisch, Dritte Wahl, ZSK, Sondaschule, Monsters of Liedermaching, Slime, Emscherkurve 77, Zwakkelmann, Killerpilze (ja!) und etliche andere vors Mikro bekommen. Das Ergebnis gibt´s dann samt guter Musik am 12. Januar ab 20 Uhr auf Punkrockers Radio zu hören! Neben einigen Highlights auf der Bühne (diesmal definitiv Slime, Dritte Wahl und Sondaschule) könnte im nächsten Jahr übrigens auch gut mal der Akkordeonspieler eingeladen werden. Das Konzert auf der Herrentoilette war großartig und eindeutig das Highlight vor der Bühne! 🙂 Vielen Dank nochmal an Alex und alle HelferInnen, die dieses Festival jedes Jahr möglich machen! Der nächste Termin steht übrigens auch schon: den 27. und 28.12.2016 sollte man sich schonmal vormerken! 🙂

 

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Fotos oben und unten: Birgit Hupfeld

Ist das schon die Provokation? Just eben wurde untersagt, den Theaterraum mit einem Bier zu betreten, als die Kassierer den Abend in einem Bühnenbild aus Bierkästen und dem Song „Das schlimmste ist wenn das Bier alle ist“ eröffnen. Größer werden die Skandale des Abends nicht. Es folgt ein hochvergnüglicher Theaterabend oder auch das bequemste Kassiererkonzert ever.

Kurz zur Story. Häuptling Abendwind (Uwe Rohbeck) und sein Volk leben fernab europäischer Maßstäbe von Moral und Kulinarik. Der Koch (Wölfi) bereitet hier noch Mensch zu, wenn auch fein abgeschmeckt. Als Häuptling Biberhahn (Uwe Schmieder) zu Gast ist, ist Mensch leider gerade aus. Zum Glück kommt der Europäer Arthur (Ekkehard Freye) gerade vorbei, die Tochter Atala (Julia Schubert) verguckt sich in den adretten Herren, der dann aber irgendwie auf den Teller kommt. (letztlich aber doch nicht, da waren wir aber Bier holen). Ein Stück über die gefühlte Überlegenheit des Westens, über die Durchmoralisierung des Lebens, Feminismus und und und. Durch die Zeche im Hintergrund könnte man es gar als Stück über das wilde Ruhrgebiet verstehen, das ja auch gern mal aus den ebenso schnieken wie hippen Städtchen wie München, Hamburg oder Berlin etwas herablassend belächelt wird.

Was den Abend im Besonderen so schön macht, ist die erfrischende Selbstironie aller Beteiligten. Da werden die Kassierer als Mallorca Punks beleidigt oder festgestellt, dass das Theaterpublikum doch eh nur wegen den Kassierer da ist. Gejohle im Publikum, hinter uns zischt ein Hansa.

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Umso merkwürdiger ist dann die Kritik, dass das Ganze letztlich skandalfrei über die Bühne geht, während zurecht festgestellt wird, dass Wölfis Penis außer auf ein paar Abifeiern doch eigentlich für kaum jemanden jemals ein großer Skandal war.

Wer sich statt frei von Klamotten frei von einer niemals geschürten Skandalerwartung macht, wird mit geliebten Songs im angemessenen Ambiente, flotten Dialogen, viel Humor und (wer mag) Gedanken zum Weiterdenken belohnt. Und auch das Bierchen konnte man im Verlauf des kurzweiligen Abends noch trinken. Auch hier, weder Skandal noch Provokation, sondern einfach viel Witz als Opener der Punkoper.

Termine: 21.2., 6.3., 29.3., 10.4., 26.4., 9.5., 24.5.2015

IMG_7699Tag 1

So, dann mal unser Senf zum 16. Punk im Pott: Die Reise begann äußerst pünktlich bereits um 15 Uhr am Bochumer Hauptbahnhof, diesmal wieder mit fachkundiger Begleitung durch Mr. Wolverine von Punkrockers Radio. Bewaffnet mit Diktiergerät und Fotoapparat ging´s ab zur Turbinenhalle, wo wir nur ca. eine halbe Stunde in der Schlange standen. Nach Berichten anderer, später angereister Personen, änderte sich das allerdings bald. Die Taschenkontrolle wurde dieses Jahr in die Halle verlegt und war teilweise wohl etwas unterbesetzt, was zu einigem Ärger über verpasste Bands führte. Frühes Erscheinen sei also für´s nächste Jahr schon mal angeraten. Für uns begann das Festival mit den letzten paar Songs von G140. Eine Band, die uns vor allem deshalb interessierte, da Rommel von den Lokalmatadoren hier den Bass bespaßt. Musikalisch spielen sechs Herren und eine Dame eine Mischung aus Ska und Rock, was mich persönlich nicht so anspricht und eher an eine (gute) Partyband erinnert. Die folgenden Missstand verpassten wir genauso wie den Anfang von Radio Havanna. Dafür führten wir tiefgründige Gespräche und nötigten allerlei Leute zu ersten Mini-Jahresabschluss-Interviews. Die Ergebnisse gibt’s am 06.01.2015 ab 20 Uhr in Wolverines Plattenküche auf Punkrockers-radio.de nachzuhören, einschalten lohnt! Musikalisch ging es dann erst mit Chefdenker weiter, die diesmal (zusammen mit dem Bambix-Basser) zu fünft auf der Bühne standen. Richtig so, zwei Bassisten braucht man, besonders wenn der eine (kopflose) Bass so grottenhässlich ist! Bambix ist übrigens auch so eine Band, die mal wieder dringend eingeladen werden sollte. Davon ab, für mich jedenfalls wieder einer der besten Auftritte des Festivals. Gleiches sage ich aber regelmäßig über (wahlweise) Knochenfabrik, Casanovas Schwule Seite oder eben Chefdenker – ohne Claus Lüer Bands geht das nicht. Schön, dass Veranstalter Alex das ähnlich sieht! Anschließend ein weiteres Highlight, die Lokalmatadore! Sänger Fisch ölte sich schon vor dem Auftritt kräftig die Stimme – nein der trinkt doch nichts, der nimmt Sänger-Öl. Gibt´s wirklich, riecht nach Kräutern und ab jetzt wird „Stimme ölen“ für mich nicht mehr nur mit Bier in Verbindung gebracht – wer hätte das gedacht. Ob´s geholfen hat, kann ich musikalisch nicht beurteilen, der Auftritt war aber wie immer sehr souverän und hymnisch wo es hymnisch sein muss. Großartig und schwer zu toppen! Dementsprechend schwer hatte es die Terrorgruppe direkt im Anschluss. Beim sommerlichen Ruhrpott Rodeo war ich schwer begeistert und auch hier ist es ähnlich. Muss ich mir unbedingt auch nochmal in kleinerem Rahmen angucken. Die Songauswahl und die Show, inklusive der Videoprojektion, Pyrozeug und Konfettikanonen war wieder super! Konfetti, hach! 🙂 Letzte bewusst wahrgenommene Band des Abends war dann für mich Knorkator. Vor ein paar Jahren spielten die „Spaß-Metaller“ (ist das richtig, kann man das so sagen?) schon als Vorband der Kassierer in Krefeld. Damals fand ich sie blöd, heute auch. Muss ja nicht alles gefallen. Die Halle war jedenfalls sehr gut gefüllt und die ersten Reihen erschienen mir äußerst textsicher. Von der Antilopen Gang habe ich dann nichts mehr wirklich mitbekommen, und Fliehende Stürme und die Shitlers haben wir uns dann zugunsten des nächsten Tages geknickt. Dafür gab´s auf der Bahnfahrt noch was zu essen und maximal inkompetente Diskussionen über Metal. Schön war´s!

Tag 2

Der nächste Tag beginnt wie jeder zweite Festivaltag und spätestens jetzt freue ich mich über das (längst überfällige) Essen auf der Rückfahrt am Vorabend. Konditionsmäßig hält sich das nämlich alles eher in Grenzen und bereits um 12.30 Uhr mache ich mich in reizender Begleitung auf zur nächsten Runde. Kaum in der Halle angekommen, und wegen einiger Änderungen der Running Order auch schon fast das gesamte Set von Rasender Stillstand verpasst, fällt mir auf, dass die Speicherkarte der Kamera sicher zuhause im Kartenslot schlummert. Mist. Beim darauf folgenden Facebook-Posting, ob denn jemand zufällig noch zum PiP fährt und mir eine Karte leihen könnte, schreibt mir mein Mobilfunk Anbieter, dass mein „Surfvolumen für diesen Monat aufgebraucht“ sei. Fantastisch, die Technik war gegen mich. Dank Auto und einsatzfreudiger Begleitung, fand die Karte eine Stunde später dann zum Glück doch noch den Weg in die Kamera, vielen Dank dafür!! 🙂 Die folgenden No Exit gehören zu den Bands, die es schon ziemlich lange (in diesem Fall seit 1991) gibt, die aber immer völlig an mir vorbei rauschten. Der Auftritt war sicherlich solide, riss mich aber in keiner Weise mit. Vielleicht war dies auch der immer noch recht frühen Tageszeit geschuldet. Ein Mini-Interview mit dem sehr netten Basser gibt´s jedenfalls am 06.01. zu hören. Die nächste Band Total Chaos steckte wohl irgendwo auf einer Autobahn fest und konnte den Auftritt nicht wahrnehmen. Was für ein Glück, nicht weil ich Total Chaos nicht mögen würde (ich kenne ja auch nur zwei Songs), sondern weil als Ersatz Schmeisig die Bühne betraten. Auch diese fallen in die eben erwähnte Kategorie von Bands, die man zwar vom Namen her kennt, aber nie wirklich gehört oder gesehen hat. Zumindest beim Punk im Pott und dem Ruhrpott Rodeo schiebe ich das einfach mal auf die Spielzeiten. Meistens (wie auch heute) machen Schmeisig den Opener (11.30 Uhr). Völlig unmögliche Zeit, besonders am zweiten Tag. Meine Güte, was habe ich da verpasst. Die Akustik-Punk-Cover-Sonstwas Mischung ist ja sowas von genial! Mag auch daran liegen, dass u.a. mit Quadrat im Kreis, eines meiner liebsten WIZO Stücke gecovert wurde, aber was hier abging toppt für mich das Festivaljahr! Sogar die Security im Graben tanzte mit. Mein persönlicher Headliner! Dieses Mal dann auch zum ersten Mal bewusst gesehen und gehört: Fahnenflucht. Seit Jahren hängen mir einige Freunde in den Ohren, Fahnenflucht seien ja so gut … und ja, stimmt. Guter Punkrock, gute Texte, das gefällt durchaus. Anschließend dann COR, die zwar (finde ich) in kleinerem Rahmen besser funktionieren, aber auch hier durch engagierte Ansagen und ordentlich Lärm gut ankamen. Lockerer wurde es dann im Anschluss bei den Abstürzenden Brieftauben, die wieder zu zweit auf der Bühne standen. Hier gab es ja im letzten Jahr einige Diskussionen, ob die Reunion ohne Konrad funktionieren würde. Scheinbar ja, eine erfolgreiche Tour wurde gerade absolviert und auch die Turbinenhalle war letztes wie auch dieses Jahr gut gefüllt mit textsicheren, tanzenden Menschen. Fun-Punk ist und bleibt zwar nicht mein Ding, aber was hier geboten wurde war schon wirklich schön anzusehen/-hören. Ähnliches gilt für Pöbel & Gesocks. Ab einem gewissen Pegel kann man der Band eine außerordentliche Partyeignung inklusive passender Showeinlagen nicht absprechen. Pöbel und Gesocks- Oi Oi Oi funktioniert live einfach super – besonders beim Punk im Pott. Wohl als Kontrast kam dann anschließend Götz Widmann auf die Bühne, es wurde ruhiger und für mich auch etwas belanglos (ja ich weiß – „wie kannst du nur, du hast ja keine Ahnung…“). Stimmt. Fuckin´ Faces kamen als nächste, seit ca. 6 Jahren nicht mehr gesehen, haben Spaß gemacht. Richtig gehaltvoll wurde es dann wieder mit den Kassierern, die den diesjährigen Headliner darstellten, jedenfalls für uns. Gewohnt gute Show, die mich allerdings zugegebenermaßen nicht mehr so fasziniert wie noch vor ein paar Jahren. Zu feiern gab´s übrigens auch was. Die Kassierer wurden vor ein paar Wochen mit dem „goldenen Umberto“ der ProSieben Show Circus Halli Galli ausgezeichnet – für ihr Lebenswerk. Mehr als verdient!

Da Bilder bekanntlich mehr erzählen als tausend Worte, zum Abschluss noch ein bisschen Buntes. Noch mehr und bessere Bilder gibt es auch wieder wie gewohnt beim Punkrock-Sekretär, guckt mal rein!

Bis zum nächsten Jahr und allen einen guten Rutsch! 🙂

 

 

imageNeues von unserem Verlach Henselowsky Boschmann. Bis Weihnachten betreibt er direkt am Dortmunder U im schwarzen Haus (Rheinische Str. 16) direkt neben Idiots Records eine Popup Buchhandlung. Das heißt nach Weihnachten ist das Teil wieder weg. Bis dahin gibt es dort Romane, Dönekes und Sachbücher aus dem Hause Henselowsky Boschmann zu sehen und zu erwerben. Unser Buch mit „Schmackes! Punk im Ruhrgebiet“ gibt es natürlich auch.

Jeden Montag Abend wird aus dem Raum dann eine Veranstaltungsfläche, auf der Autoren aus dem Verlag aus ihren Werken lesen. Am 24.11. sind wir das dann.

Für soviel „Leck mich!“ in Richtung der Entwicklung des Literaturmarkts gibts von uns auf jeden Fall alle Daumen hoch!

Geöffnet ist das Ding ab jetzt. Hier nochmal alle Termine, wobei wir (außer uns selbst :-)) besonders den Kollegen Schiering und den Winkelmann empfehlen.

Montag, 3. November, 18.30 Uhr: René Schiering, „Ruhrpott-Köter“ und Werner Bergmann Geschichte(n) zwischen Pott und Deckel“ (inkl. Soleier-Essen)

Montag, 17. November, 18.30 Uhr: Hermann Beckfeld, „Ganz persönlich. Beckfelds Briefe“

Montag, 24. November, 18.30 Uhr: Dennis Rebmann und Philipp Stratmann, „Mit Schmackes! Punk im Ruhrgebiet“

Montag, 1. Dezember, 18.30 Uhr: Inge Meyer-Dietrich, „Plascha“ und „Die Hüter des Schwarzen Goldes“

Montag, 8. Dezember, 18.30 Uhr: Michael Hüter und der Nikkelaus, „Weihnachtsgeschichten“ und Thomas Althoff „Komm, wir schießen Kusselkopp“

Montag, 15. Dezember, 18.30 Uhr: Adolf Winkelmann, „Winkelmanns Reise ins U“

015Es geht doch! Nach anfänglichen Startschwierigkeiten mit (Niesel)Regen, grauem Himmel und Schlammschlacht gab´s anderthalb Tage gutes Festivalwetter beim Ruhrpott Rodeo! Die Anreise per Bahn am Donnerstag gestaltete sich bis zum Gelände reibungslos. Hier bot sich dann der erwartete Anblick von Schlammbergen und mindestens ebenso schlammigen Leuten, die hier schon seit Mittwochabend campiert hatten. Das Gelände wurde auch erst mit einiger Verspätung geöffnet, da die Händler drinnen teilweise im Schlamm stecken blieben. Egal, um kurz nach Zwei öffneten sich die Tore und pünktlich um 15 Uhr begann die erste Band Weitere Kracher Folgen. Und obwohl ich alles andere als Karaoke begeistert bin, funktionierte dieses ganze Ding als Opener wirklich äußerst gut. Die Jungs und Mädels auf der Bühne hatten offensichtlich auch ihren Spaß und ein dickes Grinsen im Gesicht – sympathische Sache das Ganze. Der imaginäre Preis für die größte Textsicherheit aller Interpret_innen geht allerdings ganz souverän an Wölfi, der bei „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“ wie gewohnt mit Textzettel auf der Bühne stand. Hat auf jeden Fall Spaß gemacht, zumal die Songauswahl wirklich klasse war. Weiter ging es für mich mit den Cyanide Pills (sehr gut), Jaya The Cat/Slaughter And The Dogs (auch sehr gut, aber nur von weitem gehört), Dritte Wahl (wieder mal sehr cool, außerdem gab´s Konfetti) und Pennywise als Headliner, die, wie erwartet, ziemlich belanglos waren. Zwischendurch gefühlte 5000 bekannte (und ein paar neue, ab jetzt bekannte) Gesichter getroffen, einigen Blödsinn erzählt, einigem Blödsinn gelauscht und Bier getrunken. Großartig! Beim Ausnüchtern am nächsten Morgen dann auch noch ne Boxershorts und ne scharfe Spiegelbrille (aka Regenbrille) im Rucksack gefunden – alles Gewinne der RilRec Punkrock-Tombola. Es lebe das Glücksspiel, sollte es viel öfter geben, sowas!

Noch kurz die verschlammte Hose und Schuhe vom Vortag verbrannt und ab ging´s zu Tag 2, der sich wettermäßig schon viel freundlicher zeigte. Den für mich perfekten Soundtrack dazu, lieferten Talco mit feinstem Ska-Punk und einigen Ohrwürmern. Definitiv wieder eine der besten Bands dieses Jahr. Nach dem Aufwärmen ging es für uns musikalisch dann erst mit den Lokalmatadoren weiter. Die machten auf Sicher, mit Bauhelmen und bekannten Gassenhauern. Schon das Steigerlied wusste gut einzustimmen und so ging es dann auch weiter. Immer wieder schön. Danach dann ein weiteres persönliches Highlight: Hot Water Music´s Chuck Ragan plus Camaraderie. Richtig geile Sache wie ich finde, auch wenn hier die Meinungen deutlich auseinander gehen. Im Anschluss dann ab zu TV Smith auf der kleinen „Rodeo“-Bühne nebenan. Und hier dann auch das einzige Manko dieses Jahr: die Situation rund um die zweite Bühne bleibt einfach weiterhin ausbaufähig. Natürlich ist es super, während der Umbaupausen auf der großen „Ruhrpott“-Bühne, weiter gute Musik um die Ohren zu bekommen. Allerdings war auch die zweite Bühne wieder wirklich hochkarätig besetzt und da ist es schon sehr schade für Bands wie Publikum gleichermaßen, wenn der Soundcheck der Mainstage ständig dazwischen bratzt. Nichtsdestotrotz haben u.a. TV Smith, Emscherkurve 77 und Zwakkelmann wieder ordentlich Spaß gemacht! Vielleicht findet sich ja im nächsten Jahr ein neuer Ort für die zweite Bühne, dann wär´s perfekt. Egal, weiter ging es wenig später mit der reunionierten Terrorgruppe und auch hier gehen die Meinungen auseinander. Irgendwie geistert das Wort „langsam“ durchs Publikum und den Bekanntenkreis. Mag sein, weiß ich ehrlich gesagt nicht, jedenfalls fand ich die Songauswahl (!), den Humor und ja, auch das Tempo echt gelungen. Von meiner anfänglichen Skepsis ob einer weiteren Reunion ist jedenfalls nichts mehr übrig. Selbst Bad Religion konnten da nicht mehr viel drauf setzen, obwohl auch diese (wie gewohnt) gut abgingen.

Der dritte Tag. Der gefürchete dritte Tag – er beginnt wie erwartet mit viel Zitterei und Schweißausbrüchen, dennoch schaffe ich es überpünktlich schon um 18 Uhr wieder vor der Hauptbühne zu stehen und ZSK zu lauschen. Und auch diese machen da weiter, wo sie vor einigen Jahren aufgehört/pausiert haben. Sehr agile, geradezu energetische Show wie ich finde, inklusive Pyro-Bengalo-Dings, weil Emotionen und so. Der Sinn dieser Bengalo-Aktionen erschließt sich mir immer noch nicht so recht, aber nett anzusehen ist es immerhin. Vielleicht habe ich mir hiermit auch gerade den Sinn selbst erklärt, wer weiß. Danach dann wieder eine 90 Grad Drehung in Richtung kleiner Bühne, wo Emscherkurve 77 altes und neues Liedgut zum Besten geben. Das neue Album steht schon fast in den Startlöchern und auch der Ruhrpott spielt, wie Sänger Spiller an anderer Stelle schon mal verlauten ließ, in beinahe der Hälfte der Songs wieder die Hauptrolle. EK77 haben Glück, denn Against Me! „soundchecken“ nicht dazwischen. Trotzdem gibt´s von dem Quartett gut abgemischten Punkrock auf die Ohren. Letzte komplett gesehene Band war dann Zwakkelmann plus Big Band, gewohnt großartig und wie immer der eigentliche Headliner jedes Festivals. Fotos gibt´s hiervon leider keine, die sind alle verzwakkelt. HAHA! Für alle folgenden Bands fehlte leider die nötige Kondition und Geduld, was besonders im Falle Cock Sparrer wirklich schade ist, diese waren vor ein paar Jahren auf dem Rodeo wirklich super. Naja, nächstes Mal dann wieder.

Was mir dieses Jahr auch wieder überwiegend positiv aufgefallen ist, war die Security. Ich habe vorher noch nie gesehen, dass ein Sicherheitsdienst im Graben vor der Bühne das Publikum dermaßen (oder überhaupt) anheizt und sogar tanzt (!). So gesehen z.B. beim ZSK Auftritt, wirklich beeindruckend. Persönliches Fazit: das Rodeo ist nach wie vor ungeschlagen das beste Punkrock Festival im Lande! Wenn im nächsten Jahr der nette Stand mit dem veganen Döner 1. wieder da ist und 2. etwas an seinem Arbeitstempo arbeitet und die kleine Bühne vom Soundcheck der Hauptbühne unabhängig und im Allgemeinen etwas lauter ist, wird dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt. 🙂

10150787_10202074484880018_7358323720363141486_nJajaja, „das ist doch kein Punk“ würde vermutlich einer der Autoren des Buches „Mit Schmackes Punk im Ruhrgebiet“ über die Band Ja, Panik aus Wien/Berlin sagen, weswegen der andere Autor einfach nicht gefragt hat, was er von diesem Artikel hält. Denn das Konzert von Ja, Panik in der Trompete Bochum war großartig und Band wie Konzert hatten was punkiges.
Und das nicht nur wegen des geradezu punk-esten Eintritt von 5 Euro. Es gibt derzeit kaum eine Band, die derart radikale Texte in so charmante Klang- und Worthülsen kleiden kann (was ja streng genommen auch wirklich ein Grund sein kann, dass die Band kein Punk ist). Aber schöner als in „Libertatia“ kann man nackt in der Badewanne sitzend antinationales Denken nicht in Worte fassen. Auch im Punk sollte die Ästhetik nicht zu kurz kommen, das wissen wir nicht erst seit den Kassierern.

Dem Kapitalismus gehts hier an die Wäsche, ggf. die ersten acht bis neun Minuten skippen, bevor es zur Sache geht.

Diesen Eindruck trügt auch nicht, dass sich irgendwelche Ersti-Germanistik Studentinnen während des Konzerts fürs Melt-Festival verabredet haben. Eine andere Gruppe Indiestudentinnen verabschiedete sich am späten Abend schließlich mit den Worten: „wo wir sind ist immer libertatia“, womöglich nichtsahnend worum es in dieser Zeile eigentlich geht. Dann wäre Ja, Panik geradezu subversiv infiltrierend.

Zudem ist die Trompete für einen Club ein sehr netter Laden, in dem ein Eisenpimmel Konzert zumindest theoretisch vorstellbar wäre.

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Endlich geht’s mal wieder raus: Wir wiederholen den schönen abend in Dinslaken und lesen am 15.4. zusammen mit dem Team vom Out Of Order Fanzine und Ben Perdighe in der Spinatwachtel in Duisburg Hochfeld. Gegen 19 Uhr geht’s los.