Vor fünf Tagen verschlug es mich (ausnahmsweise mal solo, da Philip Arbeitsstreß an der Backe hatte) bei bestem Sommerwetter wieder einmal nach Duisburg. Diesmal ging es ins beschauliche Rheinhausen-Friemersheim aka Impact Headquarters, wo ich mich mit Dödelhai und „Impact Big-Boss“ Andy traf, um mir die Legende um die Entstehung der Dödelhaie/Impact Records/Mailorder anzuhören. Nach einigem Herumirren durch stilecht mit bepissten Matratzen und sonstigem Sperrmüll zugestellete Vorräume, fand ich schließlich den Eingang in die heiligen Hallen, wurde nett begrüßt und gleich wieder zum Kiosk herausgeleitet, an dem wir uns mit ein paar Kannen Bier eindeckten und uns auf den Weg zum Friemersheimer Baggerloch aka Kruppsee begaben. In einer der zahlreichen kleinen Buchten sprachen wir dann ein paar Stunden über Punk, Ruhrpott, Kuba, Werte, faire Produktion, linksextreme Hassmusik, Trotz, Monty Python, die Wirtschaftskrise und Bier. Volles Programm also und ein wirklich netter Abend! Zurück im Lager konnte ich gerade noch ein paar Schnappschüsse in den verzweigten Hallen Impacts schießen, bevor – Überraschung! – wieder einmal der Akku leer war. Zeit also die Rückfahrt anzutreten. Und während Andy sich den restlichen Abend noch mit Arbeit um die Ohren schlagen musste, zog ich es vor meine Bahn zu verpassen, am örtlichen Bahnhofskiosk noch zwei Köpi und ne Tüte Erdnüsschen zu holen und verspätet, aber dafür vergnügt, in Bochum einzulaufen. Sehr schöner Abend, sehr gutes Interview – Friemersheim rules!

Weiter geht’s

Wir waren Dienstag zu Gast in der Freak SHOW in Essen, nur ein paar Minuten vom Bahnhof Steele entfernt. Ela und Benny haben hier in der Essener „Provinz“ (wortwörtlich mit eigenen Händen) einen sehr geilen Laden aufgebaut, was umso beeindruckender ist, wenn man sich das Ladeninnere mit allen Details mal genauer anschaut! Bei durchweg guter Musik und verdammt guter Bierauswahl (trinkt mehr MYTHOS!), sprachen wir mit zwei überaus sympatischen Besitzern (und einigen Stammgästen) über Punk, Freaks, Bier, Musik und den Ruhrpott – so macht Arbeit Spaß!!

Wer den Laden noch nicht kennt, sollte dies ändern – heute z.B. wäre ne gute Gelegenheit. Für 6 Tacken spielen die Cyanide Pills aus Leeds in der Freak SHOW! Trinkt für uns einen mit, wir müssen heute Abend wieder arbeiten 😉

 

Samstag hat Punkrockers Radio eine wunderbare 10-Jahresfeier hingelegt. Es hat riesig Spaß gemacht. Schön endlich mal Maks von RilRec (hier sein Nachbericht vom Abend) sowie die Jungs von So What! und Northern Beach getroffen zu haben!

Die Rotunde ist eine nette, teils optisch schön barackige Location, die Bierpreise mögen zwar nicht wirklich punkig sein, aber mit zwei fuffzig auch irgendwie noch im Rahmen und die Marke ist ja nun auch keine aus dem hinterletzten Keller. Dort kann in Sachen Punk von uns aus gerne mehr passieren, solange sich nicht das Riff-Publikum in der Tür irrt, wie es öfters passiert.

1. The Blackmailers können geile Coverversionen, wie zum Beispiel die sehr fette Version von Slaughter & The Dogs „Situations“. Feine Sache, hätten auch später noch gut gepasst.

2. Northern Beach: Das Trio hats drauf. Schade, dass es bislang nicht mehr als eine sehr starke EP von ihnen gibt. Wenn die Songs alle sind, können sie auch Coverversionen, wie zum Beispiel „New England“ von Billy Bragg (der spielt übrigens am 22.5. in der Zeche Bochum).

3. Von den Eastie rOIs haben wir leider gar nicht so viel mitbekommen. Biertrinken und quatschen, ein Besuch zum Ende lässt aber erahnen, dass wir was verpasst haben.

4. Geiler Auftritt von Skankshot – die Rotunde tanzte bei der ordentlichen Portion Ska-Punk.

5. Einer von uns musste an diesem Abend leider schon weiter. Der zweite sah mit der einen oder anderen Erinnerungslücke einen straighten Auftritt zu später Stunde von So What!

Fazit: Von uns aus gerne wieder!

 

„Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder“, so verkündet es das Plakat zum „Strukturwandel-Festival“: Die „heilige“ Dreifaltigkeit des Ruhrpottprollpunk, bestehend aus Eisenpimmel, den Lokalmatadoren und den Kassierern auf einer Bühne. Ausgerechnet in Oschatz irgendwo hinter Leipzig fand dieses Großereignis am 10.3. statt. Für Leute ausm Pott gabs insgesamt drei Busse: ein gelber für die Bands und zwei weitere für den gemeinen Pöbel. Wer es wirklich ernst meinte, griff zum VIP-Ticket und durfte im Bus der Band mitfahren, der natürlich stets voran fuhr. Gerüchteweise haben sich tatsächlich auch vier Leute zu der 40 Euro teureren Variante hinreißen lassen.

Von Duisburg nach Oschatz

Wir kamen so gegen 9 Uhr in Duisburg an, wo wir mit 5-6 weiteren Mitstreitern auf die Busse und die restlichen Verrückten warteten. Nach dem zweiten Bier trafen dann auch nach und nach die Bands sowie die Busse ein, so dass es gegen 10 Uhr dann endlich losgehen konnte. Von Duisburg ging es dann nach Essen, wo die restlichen Bandmitglieder und weitere Mitfahrer eingesammelt wurden – auch die erste Pinkelmöglichkeit, stilecht an der A40, wurde genutzt. Weiter ging es dann mit Tempo 100 über holprige Autobahnen und Bundestrassen bis hinter Dortmund und spätestens hier wurde jede Bodenwelle für die Blasenschwachen zur Tortur. Die ersten zaghaften Versuche in irgendwelche Becher oder Flaschen zu pinkeln wurden allerdings schnell wieder aufgegeben, als der Bus endlich – nach gefühlten 14 Stunden – den heiß ersehnten Rastplatz gegen 11 Uhr anfuhr. Bereits hier kamen erste Zweifel auf, ob bei dieser Pinkelfrequenz das immerhin gut 500km entfernte Ziel noch in dieser Woche zu erreichen sein würde. Außerdem erfahren wir aus erster Hand, dass die Stimmung im VIP-Bus wohl noch nicht so am Kochen ist. Zudem gab’s wohl eine nette kleine Ansprache von Wölfi. In unserem Bus kreisten jedenfalls nach dieser ersten Pause neben Bier auch die Schnapsflaschen, was auch den Pinkeldrang zumindest ein bisschen linderte. Spätestens beim zweiten Stop der Fahrt mauserte sich dann auch der heimliche Star der Tour heraus: dieser nette Bochumer Lokalpolitiker der CDU zur Linken dürfte jetzt wohl auf jedem zweiten Rastplatz zwischen Ruhrpott und Oschatz zu sehen sein – und die ganze Werbung gibts umsonst liebe Christdemokraten!

Angekommen in Oschatz

Viele Bier und einige Schnäpse später, erreichten wir mit zweistündiger Verspätung gegen 19 Uhr endlich das Ziel der Reise und wurden direkt vor dem E-Werk in Oschatz abgesetzt, wo schon eine beachtliche Menge an Leuten aus allen Teilen Deutschlands versammelt war. (Diese zwei Stunden sollten zu späterer Stunde noch Bedeutung erlangen – dazu weiter unten mehr.) Persönlich haben wir einen ganzen Haufen Münchner, die ihren Weg per Bahn mit 3-4 Zugwechseln nach Oschatz gefunden haben, einige Berliner und einige Hamburger getroffen. Sogar ein weltberühmter Ami hat den Weg in die ostdeutsche Provinz gefunden. Ob Flash auf seinem weiten Weg auch so viele Pinkelpausen gemacht hat? Wer weiß, betrunken genug war er jedenfalls und dabei auch stets an gefühlten 10 Orten gleichzeitig – Flash Gordon eben! Links sehen wir ihn mal bei Eisenpimmel auf der Bühne.

Eisenpimmel gewannen übrigens noch vor ihrem Gig Sympathiepünktchen – Shirts sowie die neu aufgelegen Picture LPs – alles für nen Zehner zu haben – so gehört dat! Schön auch, dass sich die Getränkepreise im Rahmen hielten (2,50 für 0,4 Liter Bier) und wer das nicht mehr runter kriegte, bekam die gleiche Menge Gin Tonic für 3,50. Wer gar kein Geld hatte, sammelte einfach die zahlreichen Becher vom Boden auf, die (alle mit nem Euro Pfand) zur eigenen Währung wurden. „Drei Bier und einen Gin Tonic“ Nach 2 Minuten Rechnerei: „Macht 5,50“ YEAH! Aber auch ganz ohne Geld und Becher kam man ganz gut zurecht. So gabs von einem äußerst netten Oschatzer (an dieser Stelle nen schönen Gruß an dich!) mit dem Hinweis „Hier, mein Solibeitrag“ nen frisch gezapften Becher Pils in die Hand – da sagt man nicht nein, und das Shirt mit Förderturm-Aufdruck wird beim nächsten Besuch im wilden Osten sicher wieder mitgenommen, um noch mehr Soli abzukassieren.

Bands haben auch gespielt

Drei Konzerte gabs freilich auch, aber wir versuchen gar nicht erst dieses Tollhaus in große Worte zu fassen. Schon bei Eisenpimmel versank die Halle in einem Meer aus Bier und einem Berg von Menschen. Uns hat ein selten ein Konzert schlichtweg soviel Spaß gemacht. Sogar ne Polonäse macht ausserhalb spiessiger Karnevalsveranstaltungen Spaß! Eisenpimmel haben übrigens wohl doch mehr gespielt als nur die Hits von der „Sexmaschinen tanken super“ und „Füße hoch, Fernsehen an, Arschlecken“ (Playlist). Nur erinnern können wir uns nicht mehr sooo gut.

Nachdem Eisenpimmel also gut eingeheizt hatten, konnten die Lokalmatadore die Stimmung natürlich hervorragend aufnehmen. Dieses Foto vom Spiller spricht für sich.

Die Kassierer machten den Höhepunkt des Abends, verzichteten aber leider auf die bekannte Nummer mit Handschuh. Dafür gabs mal dieses Schauspiel. Zum Ende tanzte dann leider nur Eisenpimmel-Bärbel noch kurz mitm Wölfi. Da hätte man sich doch zur Feier des Tages ein gemeinsames Ständchen aller drei Bands gewünscht.

Um halb zwei war dann auch Schluss. Wir verzogen uns vor die Tür um frische Luft zu schnappen und die 1,5 Stunden auf den Bus zu warten. In meinem alkoholgetränkten Hirn verwechselte ich gegen 3 Uhr einen Bus nach Finsterwalde mit unserem, rannte noch hinterher und wurde von nem netten Punk in den Bus gezogen nur um festzustellen, dass weder der Bus, noch irgendeine Person in selbigem auch nur annähernd Ähnlichkeit mit dem der Hinfahrt aufwies. Nach vier Metern Fahrt sprang ich dann – sehr zum Amüsement aller Anwesenden – wieder raus. Nun gut, unser Bus musste ja nun auch bald mal kommen – dachten wir zu diesem Zeitpunkt jedenfalls noch. Doch der Schuss in den Ofen kam natürlich noch: Durch die verspätete Ankunft fuhr der Bus statt um drei erst gegen fünf. Das erfuhren wir gegen halb vier vom schlafenden Busfahrer nach so 2,5 Stunden in der Kälte. Wir müssen dazu sagen, dass wir so ziemlich die einzigen Blöden waren, die davon nix mitbekommen hatten. Die meisten anderen schliefen derweil entspannt auf der Bühne. Wie auch immer: nach der Info, dass die Busse erst um 4 Uhr ihre Pforten öffnen würden, konnten wir uns immerhin nochmal ein halbes Stündchen in eine Kneipe verkrümeln, und bei der Gelegenheit auch gleich mal Oschatz bei Nacht inspizieren. Da kommt man nicht oft zu!

Gegen fünf gings dann endlich zurück. Der Enthusiasmus im Bus hatte mittlerweile deutlich nachgelassen und auch bei den Pinkelpausen drängelte niemand mehr zur Bustür. Es wurde geschlafen, müde gelabert oder auch mal ein Wasser getrunken. Nach einer Stunde Fahrt will auch bei uns das Bier nicht mehr so Recht, und der für diesen Fall vorgesehene Gin Tonic ging auch nur noch mit größtem Widerwillen die Speiseröhre runner. Den Rest der Fahrt begingen wir also mit schlafen und gelegentlichem gegenseitigen ans Bein Furzen.

Back im Pott

Um 12 Uhr strandeten wir wieder in Essen – für diese Tour in einem erstaunlich guten Zustand, sogar die gekaufte LP hats überlebt. Eine kurze Verabschiedung und alle stiegen in ihre Züge Richtung Heimat.

Was bleibt? Eine sicher einzigartige Asitour, die wir in genau dieser Konstellation gerne noch mal buchen würden!! Ein großes „Danke und Prost“ also auch von uns an alle Mitfahrer, die Organisatoren, die Bands und natürlich auch die Leute vom E-Werk vor Ort in Oschatz – war ne rundum geile Sache! Hoffen wir also mal, dass es vielleicht doch nochmal wieder kommt.

Für uns bleibt nur noch eins zu sagen: OOOOOOOOOOOOOHOOOOHOOOOO Prollmops – und das auf Repeat!

 

Anm.: Dummerweise ist nach Eisenpimmel die Kamera runtergefallen – Objektivschaden. Die Bilder im Anhang gehen im Großen und Ganzen also nur bis zu den Lokalmatadoren. Naja, bisschen Schwund ist immer!

Heute haben wir mit Stefan Matthäus alias Wolverine einen der Macher von Punkrockers Radio in Bochum getroffen. Das Radio hat zwar im Programm keinen Schwerpunkt auf dem Ruhrgebiet, die Macher sitzen gar quer verstreut über Deutschland. NRW hat sich aber als kleiner Schwerpunkt heraus gebildet, und von den Machern aus NRW kommen wieder zwei aus dem Ruhrgebiet. Uns interessiert außerdem das Thema Punk und Radio sehr. Und da wir nicht zuletzt den Sender auch gern hören, erhielt er das Prädikat „Relevant“ und besagten Besuch von uns.

Mit bloßen Fakten wollen wir hier gar nicht allzulang langweilen, aber euch immerhin ein paar wichtige Daten an die Hand geben:

1. Die nächste redaktionelle Sendung gibts am Mittwoch 7.3. mit der Plattenküche #17 eben mit Dj Wolverine. Los gehts um 21 Uhr.

2. Am Mittwoch den 11.4. lesen Alex Gräbeldinger (bestens bekannt ausm Ox), Mika Reckinnen und Lustiger Bob unter dem Titel „Alles Kaputtlesen“ in der Goldkante. Punkrockers Radio streamt die Lesung ins Netz und legt nacher mit den Vorlesern auch noch in der Goldkante auf.

3. Am 14.4. feiert Punkrockers Radio 10-jähriges Bestehen. Mittelpunkt der Festivitäten ist das Mini-Festival in der Rotunde. Fest gebucht sind die Eastie Ro!s aus Berlin, Skankshot aus Hamburg und mit Northern Beach aus Bochum und So What! aus Bottrop (neue Platte frisch erschienen bei RilRec) auch zwei wohlbekannte Bands aus dem Ruhrgebiet.

Zepp Oberpichler

Und weiter ging es mit unserer lustigen Talkreihe: Nach Helge am Samstag in Oberhausen ging es Dienstag zu Zepp Oberpichler nach Duisburg. Hier vor allem interessant: Seine Band Jimmy Keith & His Shocky Horrors (kurze Eindrücke von ihrem Gig im Djäzz haben wir hier) mit Tom Tonk als Sänger, den wir ja ebenfalls schon getroffen haben.

Ansonsten ging es natürlich um Zepps Punkgeschichte und seine Arbeit als Schriftsteller. Zuletzt erschien sein Roman „Gitarrenblut„. Da geht es nicht ausschließlich um Punk, sondern die Geschichte ist allgemein ein schönes Zeugnis davon, was es heißt, im Ruhrgebiet Subkulturen für sich zu entdecken.

Wir wollen die Gelegenheit nutzen, um mal einen Fragebogen zu präsentieren, mit dem wir fast alle unsere Gesprächspartner nerven und von denen vermutlich der ein oder andere später im Buch zu finden sein wird.

1. Wie bist du zum Punk gekommen?
Durch die Saints-Platte „I’m Stranded“. Im Fernsehen und in der Zeitung hatte man schonmal was über Punk gesehen oder gelesen. Da kam man Ende der 70er nicht dran vorbei, weil es unterschwellig schon ein Thema war. Aber wirklich überzeugt hatte Punk mich erst, als ich mir diese erste Platte gekauft hatte und zeitgleich The Damned mit „Machine Gun Etiquette“.

2. Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?
Das Ruhrgebiet ist die Region, in der ich zu Hause bin und in der ich mich einigermaßen auskenne. Ich bin hier geboren und definitiv Ruhrgebietler. Ich bin ja nicht ohne Grund noch hier. Ich fühle mich hier wohl und mag vor allem die Ruhrgebietler. Das fällt mir immer wieder auf, wenn ich woanders bin. Ich mag auch den Schwarzwald, könnte da aber glaube ich nicht leben, weil die Leute ganz anders ticken und mit meinem Pulsschlag gar nicht zurecht kommen.

3. Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?
Ich weiß nicht, ob man das eine Verbindung nennen kann, aber viel Punk ist im Ruhrgebiet entstanden und hat hier stattgefunden. Ende der 80er, Anfang der 90er war Punk im Ruhrgebiet ein Begriff. Genauso wie Metal und Ruhrgebiet zusammen gehören, gehört auch Punk zum Ruhrgebiet. Vielleicht weil es eine industriell geprägte Region ist und man hier geraderaus sagt, was man meint. Wenn einer Jemandem doof kommt, dann kriegt der einen passenden Spruch. Das ist eine direkte Angelegenheit und das ist der Punk auch. Punk und Ruhrgebiet passt deshalb eher zusammen als Punk und Land.

4. Was ist für dich der „punkigste“ Ort im Ruhrgebiet?
Ich find die Fabrik in Neudorf war 1992 ein ziemlich punkiger Ort – aber das Eschhaus 1982 auch.

Helge Schreiber

Gestern hatten wir wieder ein nettes Treffen: Zu unpunkigen Zeiten haben wir Helge Schreiber in Oberhausen besucht, der den meisten als Autor beim Plastic Bomb und früher beim Ox bekannt sein dürfte. Wir haben uns vor allem für die 80er Jahre im Ruhrgebiet interessiert. Helge hat vor kurzem das wunderbare Buch „Network of Friends. Hardcore-Punk der 80er Jahre in Europa“ herausgegeben, in dem allerhand Protagonisten der damaligen Szene zu Wort kommen. Das Buch ist nicht nur unheimlich informativ, sondern transportiert auch das Lebensgefühl der Zeit und der Szene wunderbar. Das Ruhrgebiet nimmt u.a. mit Bluttat, den Upright Citizens und Hass einen beträchtlichen Anteil des Buches ein. Wir haben deshalb nicht nur über die Szene vor Ort, sondern auch ihr Verhältnis zu anderen Regionen in Deutschland und Europa gequatscht und nebenher noch so nette Bands wie Tu Do Hospital kennen gelernt.

Danke erstmal an Helge für einen schönen Start ins Wochenende und wir empfehlen nochmal nachdrücklich den Kauf seines Buches:

Schreiber, Helge: Network of Friends. Hardcore-Punk der 80er in Europa
Salon Alter Hammer, Duisburg 2011, 250 S., 16,90€

ISBN: 9783940349064

Beim Plastic Bomb Mailorder gibts das Buch limitiert mit der Network Of Friends Compilation Vol. 1 für 18,90.

Das Ox wird 100 – äh nein 23, gefeiert wurde die 100. Ausgabe des ehemals in Essen ansässigen Fanzines. Nach 23 Jahren sind logischerweise viele der Macher und auch viele der 500 Gäste (mehr oder weniger weit) jenseits der 30. Ungewohnter Altersdurchschnitt für ein Punk/HC-Konzert in einem Soziokulturellem Zentrum, aber schön wars – und das nicht bloß, weil auch ich mittlerweile dem elitären Club der Ü-30er angehöre.

Die Bandauswahl des Ox100-Festivals war sehr gelungen und die Bands spielten außerdem in Altersreihenfolge, dementsprechend eröffneten Sniffing Glue den Abend – geil! Bei nicht ganz voller Hütte und nur mäßigem Bewegungsdrang des Publikums, prügelten sich SG fast ohne Unterbrechung durch ihr Set – ich wiederhole mich: geil! Damit ist alles gesagt. Bei Pascow wars dann schon wesentlich voller und – ordentlich eingeheizt – wurde auch gepogt. Das was ich gesehen habe, war gut, schnell und melodiös, so wie man sie kennt und schätzt. Allerdings war ich zwecks Freundschaftspflege den halben Auftritt über draußen und kam erst rechtzeitig zu Jingo de Lunch wieder in den Saal. Was ein Glück. Ich muss ja gestehen den Namen zwar wahrgenommen, ihm aber nie weiter nachgegangen zu sein. Großer Fehler wie sich herausstellte – großartige Mischung aus Punkrock und Hardcore, mit Betonung auf Rock – so jedenfalls würde ich es nennen. Ist ja letztlich auch egal, wie es heißt, jedenfalls werden hier erstmal ein paar Platten nachgeordert. Unglaublich sympathische Band/Sängerin und ein Sound der (zumindest mir) beim jungfräulichen hören sofort gefällt, das kommt nicht mehr allzu oft vor. Wer mir nicht glaubt, soll sich gefälligst selbst überzeugen, JdL spielen nämlich auch beim diesjährigen Rodeo, ich freu mich! Für uns letzte Band des Abends waren dann EA80, hierzu werde und muss ich ja nun auch nicht allzu viel schreiben – EA80 wurden schon oft genug als „Kultband“ bezeichnet. Waren trotzdem gut! Natürlich hatte auch jede Band ihre eigene Art dem Ox fürs Jubiläum zu gratulieren. Sicher wäre es auch schön gewesen, darüber etwas zu schreiben, da ich aber absolut nicht mehr weiß, wer da was gemacht hat und ich nichts durcheinander werfen möchte, mache ich das einfach nicht – Bier war übrigens auch lecker. Auch über die Performance von Papst Pest breite ich den Mantel des Schweigens, wobei ich mich schon frage, ob der „General Bergfrühling“ wirklich „General Bergfrühling“ war, oder doch nur blaue Gatorade? Egal, beste Umbaupausenunterhaltung!

Also Ox, nochmal vielen Dank für 100 vergangene Ausgaben, ein sehr geiles Festival und 100 kommende Ausgaben – nur schonmal so im Voraus!

Was ein netter Abend mit Tom Tonk! Den haben wir gestern im Café Steinbruch in Duisburg getroffen. Wir haben mal wieder wahnsinnig viel Input bekommen, der im Laufe der Tage erstmal sortiert werden muss.

Für uns beide war es übrigens nicht nur das erste Treffen mit Tom, sondern auch der erste Besuch im Steinbruch, das nun wirklich ein wenig abgelegen ist. Blöderweise scheiterte unsere minutiös geplante Anreise letzten Endes daran, dass wir beim Bus fahren die Haltestelle verpasst haben und sich unser ohnehin noch anstehender Fußmarsch in der Länge etwa verdreifachte. Bei den kuscheligen 15 Grad minus mussten wir ernsthaft in Erwägung ziehen, ob als Fazit unseres kleinen Buches zum Punk im Ruhrgebiet eine Statistik erscheinen müsse, wie viele Finger wir bei der Recherche verloren hätten. Sind aber alle noch dran und tippen geht auch so langsam wieder.

Der letzte Bus fuhr übrigens um 20.40 zurück. Den haben wir natürlich auch verpasst, weil es eben so nett war mitm Tom im gemütlichen Café Steinbruch.

René Schiering ist Sänger von Rockwohl Degowski und hat vor kurzem außerdem einen Roman veröffentlicht. „Ruhrpott-Köter“ heißen sowohl die Debütplatte als auch das Debütbuch. Mit René haben wir eines der ersten Interviews geführt.

René liest aus seinem Roman, und zwar am:

28.2. 19 Uhr Unperfekthaus, Essen (Eintritt frei)
19.4. 17 Uhr Burgruine, Essen-Burgaltendorf (4€)