Bochum Total hat ja bekanntlich stets ein dickes Programm. Da wir zudem am Samstag beim parallel stattfindenden Jokers Festival lesen werden, haben wir mal einen kleinen Wegweiser gebastelt, wie man die Tage von Donnerstag 14.7. bis Sonntag 17.7. in Bochum so verbringen kann.

Donnerstag startet um 15 Uhr das Jokers Festival in der Buchhandlung Jokers (Kortumstr. 76). Zepp Oberpichlers (Jimmy Keith, Zepp Strange) liest aus dem Roman „Die Stones sind wir selber“ und hat sicher auch eine Gitarre mit am Start. Später könnten dann Schramme11 (18.15 Heinz Bühne) und vor allem Mr. Irish Bastard (20.45 Heinz-Bühne) angesteuert werden. Off-Stage geht es in der Trompete ab 21 Uhr mit Old Styles Best weiter: Seit 17 Jahren covern bzw. zelebrieren die fünf Jungs aus Bochum und Dortmund nun schon die feinsten Punkrock und Hardcore Hits von Ramones, Misfits, Dead Kennedys, The Damned, Sick Of It All oder Turbonegro.  

Beim Jokers Festival geht es Freitag ab 15 Uhr um Metal im Ruhrgebiet. Holger Schmenk liest aus „Kumpels in Kutten. Heavy Metal im Ruhrgebiet“. Zu Gast ist Klaus Vanscheidt. Ab 17 Uhr ist wieder die Heinz-Bühne einen Besuch wert: Es spielen Astairre und anschließend Radio Havanna. Ab 21 Uhr könnte man sein Glück nochmal auf der coolibri-stage im Riff versuchen. Dort spielen die Los Placebos und ab 22.30 Smile and Burn.

Das ganz dicke Highlight findet natürlich Samstag 16.7. um 15 Uhr bei Jokers statt. Dennis und ich lesen die Perlen aus unserem Buch „Mit Schmackes! Punk im Ruhrgebiet“ und werden unterstützt from the one and only Zwakkelmann from Niederrhein. Das wird einfach nur großartig und irre gemütlich! Danach ist eigentlich alles gesagt und die Messe gelesen oder man geht um 20.45 noch zu Itchy Poopzkid auf der Einslive Bühne. Auch auf der coolibri-Stage läuft mit Lygo (18.30), Stereogold (20.30) und Staatspunkrott (22.30) noch Punkrock. Im Anschluss an das Konzert von Tigerjunge und der Thomas Allan Band gibt es in der Trompete ab ca. 22.30 noch Indie, Punkrock und Garage frisch vom Plattenteller!!

Das Programm für Sonntag ist klar: 20.45 die mächtigen Kassierer auf der Heinz-Bühne.

telemarkinputoutÜber Telemarks Duisburger Bros und Sister von Eisenpimmel wurde in auf der Internetseite von Die Zeit mal dieser bescheuerte Satz geschrieben: „An Eisenpimmel fasziniert mich die (un-)ästhetische Schlüssigkeit„. Über Telemark könnte ich das genaue Gegenteil schreiben: „An Telemark fasziniert mich die ästhetische Schlüssigkeit“.

Das fasziniert umso mehr, weil ein paar Telemarker regelmäßig gezwungen werden, bei Eisenpimmel auszuhelfen, wenn mal ein richtiger Akkord oder Ton gebraucht wird. Ähnlichkeiten zwischen beiden Bands gibt es hingegen bei der Arbeitshaltung, die Telemark auf Informat (2009) in „Keine Lust“ und 2016 in „Gerne morgen“ ausgesprochen explizit zur Schau stellten und die vermutlich ihren Teil zu 7 Jahren zwischen zwei Platten geführt hat. Ebenfalls gemeinsam haben beide eine Vorliebe für schöne deutsche Wörter. Während Eisenpimmel uns seiner Zeit im Interview das Wort „keck“ wieder in Erinnerung riefen, holen Telemark das korrekte „akkurat“ in dem gleichnamigen Song aus der Versenkung. Das finde ich gut!

Telemark liefern jedenfalls jedes mal ein geiles, fett produziertes musikalisches Brett mit Stil und viel viel Witz in den kryptischen Texten ab. Nun also input/out: Mehr Wucht, mehr, Bass, teilweise extrem fett hochgeschraubte Songs. Musikalisch macht der Band keiner was vor. Postpunk, Punk, Noise, Alternative, Indie sind die Eckpunkte, mich hätte nicht gewundert, wenn Kurt Ebelhäuser den einen oder anderen Song produziert hätte. Hat er aber nicht. Insgesamt klingen Telemark deutlich aggressiver, was ihnen ausgesprochen gut steht.

Auch Themen und Stimmung im Ganzen sind ernster geworden ist, ohne Witz sind die Texte aber bei Leibe nicht. Allein so poetische Reime wie

„Lieber ein Bier mit dir,
als ich allein mit mir.“

(aus dem bombastischen „Kaputte Köpfe“) oder

„Ich tu mich etwas schwer,
dem anderen zu erklären,
dass ich ihn nicht mag so sehr.“

(aus dem anschließenden „Wortort“) sind mindestens Literaturpreis Ruhr würdig und lockern die härteren Themen immer wieder auf. Denn Dügida und der gar nicht mal so sanfte Niedergang haben aber Spuren darin hinterlassen. Querverweise zum Leerstand („Jammer Jamma Hey“) oder stetiger Fremdenfeindlichkeit („Schokolade“, „Kopfreiniger“) werden mal mehr, mal weniger stark explizit gezogen, aber nie mit Parolen oder unterkomplexen Theorien ausgelutscht. Ganz im Gegenteil ist vieles eher Zitat des geführten Diskurses auf den Straßen, es ist ja nicht so, dass Telemark den Leerstand schlecht finden, sondern sie tragen den Diskurs der Einkaufsstraße in die Rockmusik:

„Weiter Leerstand, weiter Leerstand
Ob im Hier, ob im Ich und alles so
Jammer Jamma Hey.“

Und so ist input/out so eine Art neubautensche oder kraftwerksche Vertonung Duisburgs auf Aggro. Und so sind Telemark quasi die Schimanski des scharf geschliffenen Postpunk oder eben die ästhetische Version von Eisenpimmel. Hammer Hammer Ey!

Quasi zeitgleich erschien das Debüt der Band Storno mit teilweise überschneidender Besetzung. Die ist auch großartig und wird demnächst auch vorgestellt 🙂

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