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Mit „Lärm der Nacht – Post-Punk im Westen“ werfen Peter Hartinger (bka Jan Cux) und Armin Wonner einen Blick in die Zeit der Entstehung und Ausdifferenzierung von Punk in den 80ern. Post-Punk scheint mir hier all das zu umfassen, was sich in irgendeiner Weise auf Punkideen beruft, aber dabei noch sein eigenes Ding macht und ein bisschen aus dem Rahmen fällt. Das Buch enthält einige Texte aus dem Schweinepest Fanzine, das die beiden seiner Zeit herausgaben, viele alte Fotos, die die beiden damals mit einfachem Equipment auf unzähligen Gigs geschossen hatten und ein paar für das Buch angefertigte Beiträge. Der regionale Schwerpunkt ist Düsseldorf und das Ruhrgebiet. Und so kommt in dem Buch eine bunte Mischung aus den Toten Hosen, Philipp Boa, Family 5, den Neubauten, Tom Liwa, den Ärzten aber auch viel Wave und Indie aus England vor. Von Clox und Vorgruppe aus dem Ruhrgebiet gibt es tolle Konzertfotos, außerdem kommen immer wieder Locations aus dem Ruhrgebiet in den Berichten vor, zum Beispiel das JZE oder die Pappschachtel.

Ein aktuelles Interview zeichnet die Geschichte vom Zentrum Altenberg nach, so dass man nicht nur reichlich wehmütig auf die herrlich unhygienischen Zustände in den frühen 80er zurück blicken kann, sondern auch noch einiges Neues erfährt. Sehr charmant ist ein Gastbeitrag von Tom Liwa, der aufgefordert ist über seinen Auftritt beim Garageland Showcase zu schreiben und erst einmal seine Erinnerungen an Kotze und Joints sortieren muss, um sich dann zu erinnern, dass es das Konzert war, bei dem er mit Münzen beschmissen wurde, weil er mit einer Akustikgitarre auftrat. Daneben steht ein Ausschnitt aus dem damalig verfassten Konzertbericht, in dem die Herausgeber des Buches wiederum bereits die Großartigkeit Tom Liwas erkannten. Das spricht für sie und mit diesem Buch erlauben sie einen liebevollen und stimmungsvollen Einblick in die frühen 80er. Die Zusammenstellung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Relevanz. Enthalten ist, was vorliegt und gefällt. Wie ein Fanzine in Gebunden.

Hartinger/Wonner: Lärm der Nacht – Post-Punk im Westen, Geldern 2021

wpid-wp-1446394049944.jpgAcht Jahre sind vergangen, seitdem Paranoya mit „Atmen“ mehr oder weniger ihr erstes richtiges Album veröffentlicht hatten. Erstaunlich, dass sie mit „Fragmente“ unbeirrt wieder veröffentlichen, als hätten sie einfach immer weiter gemacht.

Ich persönlich halte Paranoya für eine gemeinhin unterschätzte Band, von der ich mir durchaus mehr Präsenz gefallen lassen würde. Denn obwohl die Band immer so ratzfatz in die Deutschpunkecke geschoben wird, beeindruckt sie mich immer wieder mit ihrem absolut wiedererkennbaren Sound. Dass die eine Hälfte der Band dabei aus dem Metal kommt, ist nicht zu überhören. Damal wie heute haftet der Musik etwas brachiales, sprödes an, das gut zu den im positiven Sinne humorlosen Texte zwischen Wut und Nachdenklichkeit passt, ohne dabei musikalisch in so einem maskulinen Pathos zu Enden, der dem Metal bisweilen anhaftet.

Stattdessen weiß die Band in „Bitter“ auch keine aufbauende Antwort auf die Sinnfrage (was ich als Philosoph wiederum auch gar nicht so bedrückend finde). Bedrückend ist hingegen, dass der Song „Narren“ über rechte Biedermänner im Laufe der acht Jahre noch so viel aktueller geworden ist. Großartig ist der Text zu „Disney“, der die Traumwelt eines Utopisten oder sonst einem Lebenskünstler konterkariert, weil die Welt eben all das gar nicht hergibt: „Doch das hier ist nicht Disney.“ Kleiner Tipp: „Funktion“ kommt auch auf 45rpm ganz gut.

Herrlich auch die Aufmachung. Die Vinyl kommt in ausklappbarer Hülle mit einem starken Cover, das, wenn ich mich recht an Hendriks Worte bei Schließmuskel erinnere, aus seiner Feder stammt. Texte und CD kommen dazu. Was will man mehr außer vielleicht einen Disney-Sticker?!

Was gibt es zu kritisieren: Der Aufdruck für die A-Seite ist leider kaum als solcher zu erkennen. 😉

flyer_toodrunktowatch-goes-Pott-2015Vom 15. bis 17.10. wird die Kneipe Neuland an der Rottstraße zum Programmkino. Beim „Too drunk to watch“ Punkfilmfestival werden über die drei Tage verteilt X vollkomen unterschiedliche Filme zum Thema Punk gezeigt. Von Dokumentation bis Spielfilm, von Kuba bis ins Ruhrgebiet – das Programm ist extrem vielfältig. Und am Samstag gibt TV Smith in der Trompete gar noch ein Abschlusskonzert. Organisator Stefan hat uns ein paar Fragen beantwortet.

 

stefanWie ist es dazu gekommen, dass das „too drunk to watch“ in Bochum Station macht?

Ich hatte einfach Bock mal ein Punk-Filmfest zu machen und da ich wusste, dass es das in Berlin schon seit ein paar Jahren gibt, habe ich Kontakt zu Corny aufgenommen, der es dort ins Leben gerufen hat und jedes Jahr veranstaltet. Er war an einer Kooperation interessiert und hat mir das Logo und eine lange Filmliste zur Verfügung gestellt. Außerdem laufen die Infos auch über die Website und über die dazugehörige Facebookseite. So eine Art Franchisemodell.

Wer steckt denn dahinter?

Hinter der Ruhrgebietsausgabe stecke eigentlich nur ich. Ich mache ja sonst vor allem Radio bei punkrockers-radio. Im Neuland, wo das Festival stattfindet, veranstalte ich ab und an Akustikkonzerte. Der Laden ist optimal geeignet, um das Festival in kleinem Rahmen zu machen.

München, Kuba, Ruhrgebiet. Ist der internationale Charakter mit lokaler Erdung Teil des Konzepts?

Ein echtes Konzept steht sicherlich nicht hinter der Auswahl der Filme. Ich habe hier vor allem auf den Fundus des großen Berline Bruders zurückgegriffen. Da die Veranstaltung auf Spendenbasis läuft, gibt es auch kein Budget um Verleihgebühren zu bezahlen und haben vor allem auf DIY-Produktionen zurückgegriffen, was aber ziemlich gut passt, wie ich finde. Am Donnerstag gibt es so eine Art Bayern-Schwerpunkt und bei den Filmen am Samstag ist TV Smith, der dann später noch in der Trompete live spielen wird, das verbindende Element, da er in beiden Filmen zu sehen ist.

Wie kann man sich so einen Abend vorstellen? Gibt’s Popcorn? Darf während des Films geblödelt werden?  

Meine Vorstellung ist, dass ein paar Leute kommen, sich ein paar Bierchen trinken und alle einen lustigen Punkabend haben, der mal kein Konzert ist. Den Rest wird sich finden.

Auf welchen Film freust du dich selbst am meisten?

Am aufregendsten wird vermutlich der Film in meinem Kopf werden, wenn es dann 1 1/2 Jahre nach der Idee dann wirklich losgeht und tatsächlich Leute kommen.

http://toodrunktowatch.de/

Das komplette Programm:

D O N N E R S T A G
20:00 Uhr Chao Leh – Die Punknomaden
http://www.chaoleh-punkfilm.com/

21:30 Mia San Dageng
http://www.muenchen-punk.de/mia-san-dageng

F R E I T A G
20:00 Uhr #yourcity – Punk
http://www1.wdr.de/fernsehen/regional/hierundheute/trailer/videoyourcitypunks100_size-L.html

21:00 Uhr CubaCorLibre
http://www.youtube.com/watch?v=-eKbuxRdTJo

22:30 The Heart of Bruno Wizard
http://heartofbrunowizard.com/

S A M S T A G
20:15 Punk was my first love
https://vimeo.com/107037366

20:45 Uhr Brennende Langeweile
https://www.youtube.com/watch?v=7Cl00ul3np4

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23:00 Uhr TV Smith
https://www.facebook.com/events/440460702787991/

anschließend GOING UNDERGROUND

Wir könnten eure Hilfe gebrauchen!

Vor über einem Jahr hatten wir eine Diskographie von Punkbands aus dem Ruhrgebiet begonnen. Sie ist natürlich nie fertig geworden und war natürlich auch so schon viel zu lang fürs Buch. Wir haben den Zwischenstand nun als frei editierbares Wiki ins Netz gestellt.

Was könnt ihr tun?
1. Ergänzt euch bekannte Sachen.
2. Informiert fehlende Bands, Labels, dass sie ergänzen können.
3. Gerne könnt ihr den Link teilen.

Schaut mal rein und schreibt uns, wenn es Probleme, Ideen, etc. gibt.

Diskographie

mit-schmackes_lesung_15122013_web(1)So, morgen geht´s weiter: statt sich am verkaufsoffenen Sonntag ach so besinnlich um Geschenkideen in den Großmärkten der Innenstadt zu kloppen, kommt lieber zu New Lifeshark Records, hier gibt´s eh die besseren Geschenke! Wir werden zwischen 13 und 18 Uhr anwesend sein, quatschen, Musik hören, Kaffee und Bier trinken und natürlich immer mal wieder etwas aus unserem Buch lesen – ganz entspannt also. Kommt vorbei!!