IMG_7699Tag 1

So, dann mal unser Senf zum 16. Punk im Pott: Die Reise begann äußerst pünktlich bereits um 15 Uhr am Bochumer Hauptbahnhof, diesmal wieder mit fachkundiger Begleitung durch Mr. Wolverine von Punkrockers Radio. Bewaffnet mit Diktiergerät und Fotoapparat ging´s ab zur Turbinenhalle, wo wir nur ca. eine halbe Stunde in der Schlange standen. Nach Berichten anderer, später angereister Personen, änderte sich das allerdings bald. Die Taschenkontrolle wurde dieses Jahr in die Halle verlegt und war teilweise wohl etwas unterbesetzt, was zu einigem Ärger über verpasste Bands führte. Frühes Erscheinen sei also für´s nächste Jahr schon mal angeraten. Für uns begann das Festival mit den letzten paar Songs von G140. Eine Band, die uns vor allem deshalb interessierte, da Rommel von den Lokalmatadoren hier den Bass bespaßt. Musikalisch spielen sechs Herren und eine Dame eine Mischung aus Ska und Rock, was mich persönlich nicht so anspricht und eher an eine (gute) Partyband erinnert. Die folgenden Missstand verpassten wir genauso wie den Anfang von Radio Havanna. Dafür führten wir tiefgründige Gespräche und nötigten allerlei Leute zu ersten Mini-Jahresabschluss-Interviews. Die Ergebnisse gibt’s am 06.01.2015 ab 20 Uhr in Wolverines Plattenküche auf Punkrockers-radio.de nachzuhören, einschalten lohnt! Musikalisch ging es dann erst mit Chefdenker weiter, die diesmal (zusammen mit dem Bambix-Basser) zu fünft auf der Bühne standen. Richtig so, zwei Bassisten braucht man, besonders wenn der eine (kopflose) Bass so grottenhässlich ist! Bambix ist übrigens auch so eine Band, die mal wieder dringend eingeladen werden sollte. Davon ab, für mich jedenfalls wieder einer der besten Auftritte des Festivals. Gleiches sage ich aber regelmäßig über (wahlweise) Knochenfabrik, Casanovas Schwule Seite oder eben Chefdenker – ohne Claus Lüer Bands geht das nicht. Schön, dass Veranstalter Alex das ähnlich sieht! Anschließend ein weiteres Highlight, die Lokalmatadore! Sänger Fisch ölte sich schon vor dem Auftritt kräftig die Stimme – nein der trinkt doch nichts, der nimmt Sänger-Öl. Gibt´s wirklich, riecht nach Kräutern und ab jetzt wird „Stimme ölen“ für mich nicht mehr nur mit Bier in Verbindung gebracht – wer hätte das gedacht. Ob´s geholfen hat, kann ich musikalisch nicht beurteilen, der Auftritt war aber wie immer sehr souverän und hymnisch wo es hymnisch sein muss. Großartig und schwer zu toppen! Dementsprechend schwer hatte es die Terrorgruppe direkt im Anschluss. Beim sommerlichen Ruhrpott Rodeo war ich schwer begeistert und auch hier ist es ähnlich. Muss ich mir unbedingt auch nochmal in kleinerem Rahmen angucken. Die Songauswahl und die Show, inklusive der Videoprojektion, Pyrozeug und Konfettikanonen war wieder super! Konfetti, hach! 🙂 Letzte bewusst wahrgenommene Band des Abends war dann für mich Knorkator. Vor ein paar Jahren spielten die „Spaß-Metaller“ (ist das richtig, kann man das so sagen?) schon als Vorband der Kassierer in Krefeld. Damals fand ich sie blöd, heute auch. Muss ja nicht alles gefallen. Die Halle war jedenfalls sehr gut gefüllt und die ersten Reihen erschienen mir äußerst textsicher. Von der Antilopen Gang habe ich dann nichts mehr wirklich mitbekommen, und Fliehende Stürme und die Shitlers haben wir uns dann zugunsten des nächsten Tages geknickt. Dafür gab´s auf der Bahnfahrt noch was zu essen und maximal inkompetente Diskussionen über Metal. Schön war´s!

Tag 2

Der nächste Tag beginnt wie jeder zweite Festivaltag und spätestens jetzt freue ich mich über das (längst überfällige) Essen auf der Rückfahrt am Vorabend. Konditionsmäßig hält sich das nämlich alles eher in Grenzen und bereits um 12.30 Uhr mache ich mich in reizender Begleitung auf zur nächsten Runde. Kaum in der Halle angekommen, und wegen einiger Änderungen der Running Order auch schon fast das gesamte Set von Rasender Stillstand verpasst, fällt mir auf, dass die Speicherkarte der Kamera sicher zuhause im Kartenslot schlummert. Mist. Beim darauf folgenden Facebook-Posting, ob denn jemand zufällig noch zum PiP fährt und mir eine Karte leihen könnte, schreibt mir mein Mobilfunk Anbieter, dass mein „Surfvolumen für diesen Monat aufgebraucht“ sei. Fantastisch, die Technik war gegen mich. Dank Auto und einsatzfreudiger Begleitung, fand die Karte eine Stunde später dann zum Glück doch noch den Weg in die Kamera, vielen Dank dafür!! 🙂 Die folgenden No Exit gehören zu den Bands, die es schon ziemlich lange (in diesem Fall seit 1991) gibt, die aber immer völlig an mir vorbei rauschten. Der Auftritt war sicherlich solide, riss mich aber in keiner Weise mit. Vielleicht war dies auch der immer noch recht frühen Tageszeit geschuldet. Ein Mini-Interview mit dem sehr netten Basser gibt´s jedenfalls am 06.01. zu hören. Die nächste Band Total Chaos steckte wohl irgendwo auf einer Autobahn fest und konnte den Auftritt nicht wahrnehmen. Was für ein Glück, nicht weil ich Total Chaos nicht mögen würde (ich kenne ja auch nur zwei Songs), sondern weil als Ersatz Schmeisig die Bühne betraten. Auch diese fallen in die eben erwähnte Kategorie von Bands, die man zwar vom Namen her kennt, aber nie wirklich gehört oder gesehen hat. Zumindest beim Punk im Pott und dem Ruhrpott Rodeo schiebe ich das einfach mal auf die Spielzeiten. Meistens (wie auch heute) machen Schmeisig den Opener (11.30 Uhr). Völlig unmögliche Zeit, besonders am zweiten Tag. Meine Güte, was habe ich da verpasst. Die Akustik-Punk-Cover-Sonstwas Mischung ist ja sowas von genial! Mag auch daran liegen, dass u.a. mit Quadrat im Kreis, eines meiner liebsten WIZO Stücke gecovert wurde, aber was hier abging toppt für mich das Festivaljahr! Sogar die Security im Graben tanzte mit. Mein persönlicher Headliner! Dieses Mal dann auch zum ersten Mal bewusst gesehen und gehört: Fahnenflucht. Seit Jahren hängen mir einige Freunde in den Ohren, Fahnenflucht seien ja so gut … und ja, stimmt. Guter Punkrock, gute Texte, das gefällt durchaus. Anschließend dann COR, die zwar (finde ich) in kleinerem Rahmen besser funktionieren, aber auch hier durch engagierte Ansagen und ordentlich Lärm gut ankamen. Lockerer wurde es dann im Anschluss bei den Abstürzenden Brieftauben, die wieder zu zweit auf der Bühne standen. Hier gab es ja im letzten Jahr einige Diskussionen, ob die Reunion ohne Konrad funktionieren würde. Scheinbar ja, eine erfolgreiche Tour wurde gerade absolviert und auch die Turbinenhalle war letztes wie auch dieses Jahr gut gefüllt mit textsicheren, tanzenden Menschen. Fun-Punk ist und bleibt zwar nicht mein Ding, aber was hier geboten wurde war schon wirklich schön anzusehen/-hören. Ähnliches gilt für Pöbel & Gesocks. Ab einem gewissen Pegel kann man der Band eine außerordentliche Partyeignung inklusive passender Showeinlagen nicht absprechen. Pöbel und Gesocks- Oi Oi Oi funktioniert live einfach super – besonders beim Punk im Pott. Wohl als Kontrast kam dann anschließend Götz Widmann auf die Bühne, es wurde ruhiger und für mich auch etwas belanglos (ja ich weiß – „wie kannst du nur, du hast ja keine Ahnung…“). Stimmt. Fuckin´ Faces kamen als nächste, seit ca. 6 Jahren nicht mehr gesehen, haben Spaß gemacht. Richtig gehaltvoll wurde es dann wieder mit den Kassierern, die den diesjährigen Headliner darstellten, jedenfalls für uns. Gewohnt gute Show, die mich allerdings zugegebenermaßen nicht mehr so fasziniert wie noch vor ein paar Jahren. Zu feiern gab´s übrigens auch was. Die Kassierer wurden vor ein paar Wochen mit dem „goldenen Umberto“ der ProSieben Show Circus Halli Galli ausgezeichnet – für ihr Lebenswerk. Mehr als verdient!

Da Bilder bekanntlich mehr erzählen als tausend Worte, zum Abschluss noch ein bisschen Buntes. Noch mehr und bessere Bilder gibt es auch wieder wie gewohnt beim Punkrock-Sekretär, guckt mal rein!

Bis zum nächsten Jahr und allen einen guten Rutsch! 🙂

 

 

Unser ersten Zwischenfazit ist ja nun auch schon eine ganze Weile (über ein Jahr) her, drum hier ein wenig gebündelt der Stand der Dinge. Es hat sich nämlich einiges (fast alles) getan:

Die letzten Wochen waren sehr sehr anstrengend aber sehr aufregend. Wir haben nochmal massig Interviews gekloppt. Wir waren mit den Sunny Bastards im Nord (weil der Panic Room zu hatte), bei New Lifeshark, mit zwei Mustermenschen im Djäzz (heißes Thema: Raumkampf im Ruhrgebiet), mit Bertie von Hass und Bernd von Vorgruppe im Café Treibsand, bei Joachim vom Ox in Solingen, mit Christian von Brigade S. in einer urigen Kneipe in Wanne Eickel, mit Volker von Dirty Faces im Blondies, mit Rüdiger Thomas in den Ratsstuben Mülheim, wir haben Prügel in Witten besucht und mit Marc von 2nd District haben wir uns am Rande eines Konzerts im Wageni in der Kneipe vom Bahnhof Langendreer unterhalten. Dazu kamen aus Termingründen noch drei Interviews, die wir per Mail geführt haben.

Ja und mit Interviews war es dann auch so langsam. Derzeit sind wir beide mit Schreiben und Transkribieren der Unmengen von Material beschäftigt. Und wenn alles gut geht, sitzen wir kommenden Samstag im Auto und fahren für eine Woche in nen Bungalow ans Meer und schreiten zur Abschlussredaktion. Alles danach sind dann echt nur noch Nachzügler. Wegen der vielfachen Nachfragen: Veröffentlichung später Sommer, so August oder September.

Außerdem haben wir unser Buch zum ersten mal in der Öffentlichkeit vorgestellt: Stefan von Punkrockers Radio hat uns in seine Plattenküche eingeladen. Wir haben Songs mitgebracht, Hansa getrunken und von unserem Schaffensprozess berichtet. Von hier aus nochmal: Tausend Dank für die Einladung 🙂

Zwischenzeitlich hatten wir uns auch schon auf einen Titel geeinigt, der ist nun dummerweise geschützt. Da müssen wir also womöglich von vorn anfangen. Ansonsten hatten wir ein ausgesprochen nettes Treffen mit unserem Verleger. Wir haben einen ersten Entwurf eines Kapitels und wir sehen Licht am Ende des Tunnels, aber jetzt bald erstmal die Sonne am Meer.

So, nachdem das alte Jahr spektakulär ausgeklungen ist, ging es im Januar spektakulär weiter! Los gings direkt am 5. – wir trafen Pöbel und Gesocks in einem Schweinestall (heute Proberaum von Cotzraiz) auf einem Bauernhof in Wesel. Neben der Band(geschichte) waren auch das Scumfuck/Raumschiff Wucherpreis Thema. Außerdem gabs wieder mal eine Probe, von der wir zeitbedingt allerdings nur zwei Songs mitnahmen. Weiter ging’s dann am 10.01., an dem wir uns in Mülheim/Ruhr mit zwei Lokalmatadoren in der wirklich äußerst angenehmen Kneipe „Zur Quelle“ trafen. Themen waren Bier und Schalke. 🙂 Leicht verkatert ging es dann am nächsten Tag ins beschauliche Wattenscheid, glücklicherweise direkt in die Frittenschmiede, um bei Bier und  Pommes mit Wolfgang von den Kassierern über die Band aus Wattenscheid, Auftrittsverbote, die APPD/POP, asozialen Wohnungsbau, Bochumer Lokalpolitik und Radioaktivität zu quatschen. Knapp ne Woche später, am 17.01. gings dann munter weiter – diesmal zum gefühlten 500.sten Mal in Duisburg. Pünktlich um 18 Uhr trafen wir uns mit Max von Telemark/Salon Alter Hammer/Onkel Stereo am HBF, kehrten in die ebenso empfehlenswerte, wie zentral gelegene Kneipe „U-Bahn Treff“ ein und philosophierten über Telemark, den Salon Alter Hammer und den Laden Onkel Stereo. Zack Zack, wir hatten 90 Minuten und schon ging die Fahrt Richtung Mülheim, wo wir uns anschließend in fast unmittelbarer Nähe zur oben erwähnten „Quelle“  bei und mit Mirko (und später auch multimedial zugeschaltetem Costa Cannabis) von Sondaschule trafen. Bei Bier und anderen Dingen waren diesmal Ska, Punk, Skapunk, der Strand im Ruhrgebiet, lustige Hotelgeschichten und die Sondaschule Thema.
Bisher also volles Programm, wieder ne Menge netter Leute getroffen, wieder mehr Input und neue Bands fürs Buch gefunden –  wir freuen uns jetzt auf schon auf die demnächst anstehenden (und dann auch bald letzten) Termine!

So weiter geht´s! Wir waren am Dienstag zum ersten Mal in unserem Leben in Gladbeck. Viel gesehen haben wir nicht, war dunkel. Aber die Kneipe/Café, in der wir zum Interview verabredet waren, haben wir auf Anhieb gefunden – immerhin. Netter kleiner Laden! Bevor wir pünktlich um 20.45 vom Fußball vertrieben wurden, hatten wir ausreichend Zeit unseren Interviewpartner Alex Schwers über alles Mögliche auszuquetschen. Themen gab es einige, allen voran natürlich Alex´s beide Festivals „Punk im Pott“ und „Ruhrpott Rodeo“, darüber hinaus aber natürlich auch einiges zu Alex selbst und der langen Liste an Bands in denen er spielt/gespielt hat. Außerdem wurde das Punkrock Bootcamp, Kommerz(vorwürfe), Ordnungsämter und natürlich das Ruhrgebiet beackert. Da sich das allermeiste davon im Buch wieder finden wird, gibt´s hier als Vorgeschmack mal wieder die Standardfragen auf die Augen:

  1. Wie bist du zum Punk gekommen?

Alex: Ich war immer schon musikinteressiert, aber so richtig zum Punk gekommen bin ich über ne handvoll Platten über andere Leute. Ich fand die Musik am Anfang auch gar nicht so toll, sondern tatsächlich eher billig – ich wollte halt irgendwie ein guter Musiker sein. Ich war da so gerade 14 als die Leute mit Dead Kennedys ankamen, aber die Attitüde dahinter hat mich nicht interessiert zu der Zeit. Bei mir ging´s eher um guten Sound und so was, aber ob Jello da jetzt in Californien kandidiert oder ob der jetzt politische Texte hat, hat mich nicht interessiert. Aber die älteren Leute mit denen ich zu der Zeit rumgehangen hab, haben mir das eingebläut, die haben gesagt „Das ist geil!“ und ich konnte halt früh gut Schlagzeug spielen und ich musste dann herhalten „So, spiel jetzt hier!“ und so hat sich das entwickelt. Das hat dann aber über die Jahre irgendwann meinem Naturell entsprochen, da hab ich dann irgendwie gedacht „boah, dat is total geil!“, also das ist so fließend passiert und dann war´s auf einmal mein Ding. Aber es gab nicht diesen zündenden Fernsehauftritt der Pistols oder Ramones, den gab´s bei mir überhaupt nicht.

Und dann kam halt die Zeit mit HASS, da war ich dann aber auch schon 18 oder so, da war mir die erste Zeit schon fast nen bisschen peinlich (lacht), die erste Platte ist ja musikalisch grottenschlecht. Und die Band kannten ja auch alle meine Freunde und ich fand´s erst belustigend und hab gedacht „Oh Gott, da spielst du jetzt“ (lacht). Ne, aber so mittlerweile ist das schon meine Bewegung, und jetzt nicht nur weil ich da ständig mit zu tun hab, sondern weils einfach auch meine Einstellung ist, mein Ding eben!

 

  1. Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?

Alex: Wieder sehr! Ich hab´s jahrelang son bisschen „verachtet“ und wollte auch hier jahrelang raus, bin aber ja auch viel woanders, in Hamburg z.B. und weiß mittlerweile dass ich das Ruhrgebiet so mit seiner Belanglosigkeit und seiner „öden Tragik“ total liebe und brauche. Also es hat ne Riesen Bedeutung für mich und ist so der Fleck von denen die ich besser kenne, wo sich die Leute am wenigsten ernst nehmen – dat find ich eigentlich ganz geil! Also ich wär noch bereit mal für ein paar Jahre hier weg zu gehen, aber meine Basis fürs Leben ist hier – ich werd hier sterben, ganz einfach.

 

  1. Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?

Alex: Naja, wenn man jetzt Punk als radikales Aufbegehren gegen Obrigkeiten und die Staatsmacht sieht, dann ist der Ruhrpott da falsch. Aber wenn man Punk als totales Durchhängen und „irgend ne Scheiße machen wo man Bock drauf hat“ sieht, dann ist der Ruhrpott genau das Ding! Also für mich ist der Ruhrpott irgendwie so die Punkrock-Basis (lacht), obwohl es eigentlich nicht so ist, aber das entspricht meinem Empfinden mittlerweile. Ist aber überhaupt nicht patriotisch oder son Scheiß gemeint – ich wohn hier einfach total lange und irgendwie bin ich so wie der Ruhrpott (lacht)!

 

  1. Was ist der „punkigste“ Ort im Ruhrgebiet?

Alex: Das ist für mich so ´ne Bahnanlage hier in Gladbeck, wo ich heute noch mit meinen Kindern öfter spazieren gehe, wo seit 30 Jahren alle Punkbands der Welt mit Graffitis verewigt sind. Ich weiß bis heute nicht wer das war, ich hab nur in den letzten Jahren meinen Teil dazu gegeben (lacht) – und das ist total Punk! Da hab ich auch schon Dead Kennedys gelesen, bevor ich die jemals gehört habe!

 

So kann es weitergehen: Ein gleichermaßen netter wie ergiebiger Freitag war das. Am Nachmittag ging es für Philip zunächst nach Bottrop in eine Schalke-Kneipe, wo u.a. ein wunderbarer Gastbeitrag eingetütet wurde, aber in erster Linie bei den ersten Bier des Tages über Musik gequatscht wurde. Am Abend begingen außerdem die Lokalmatadore ihr 30-jähriges Jubiläum in einer ausverkauften Zeche Carl. Allerdings ohne uns (dachten wir) denn wir hatten keine Karten. Dennoch ein passender Anlass uns mit Speck, der zusammen mit ein paar Freund_innen in den 80er Jahren (genauer von 1984-1991) einige großartige Punkbands aus aller Welt in die Zeche Carl brachte (u.a. natürlich auch die Lokalen – siehe Flyer), zu treffen. Also gings von Bottrop weiter nach Altenessen. Hier ging es in unserem Gespräch besonders um die frühen Tage der Zeche Carl und ihre Bedeutung für die Punkszene in den achtziger und neunziger Jahren. Interessante Geschichten rund um die Szene, die Vernetzung untereinander und nach Übersee, Brieffreundschaften, erste Bookingversuche und das Klofenster der Zeche Carl kamen da zu Tage. Aber auch die Veränderungen, beziehungsweise „Professionalisierung“ (Stichwort Kommerzialisierung) in den folgenden Jahren waren Inhalt. Alles begleitet von ein paar guten Stauder Pilsken – ein an sich schon guter Abend. Getoppt wurde es nur noch durch unseren überaus sympatischen Interviewpartner, dessen Großzügigkeit und Verhandlungsgeschick mir auch noch einen Platz auf dem ausverkauften Konzert sicherte – an dieser Stelle nochmal besten Dank dafür!! 🙂 Zu den Lokalen selbst will ich an dieser Stelle gar nicht viel sagen – war ein gewohnt großartiges Konzert, für das ich selbst allerdings etwas zu nüchtern war (ausverkaufte Konzerte mit zweistündiger Bierwartezeit sind nichts für mich). Fotos und einen gewohnt professionellen Bericht vom Konzert gibts natürlich wieder bei Maks, auf den ich hier mal verweise!

Weil wirs schon länger nicht mehr hatten, hier noch unsere Standardfragen, diesmal eben beantwortet von Speck:

1. Wie bist du zum Punk gekommen?

Speck: Wie fast alle über die Sex Pistols mit Never Mind the Bollocks oder etwas später auch The Great Rock´n´Roll Swindle als Film.

2. Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?

Speck: Na klar, Ruhrgebiet ist da wo ich zuhause bin, wo ich mich wohlfühl, wo ich lebe, wo meine Freunde sind – wo eben alles zusammenläuft!

3. Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?

Speck: Ja klar, Authentizität! Und Spaß haben, auch über (Stadt)Grenzen hinweg, die interessieren eigentlich nicht, auch wenns da mal kleine Rivalitäten gab, aber die sind ja eher lustig anzusehen. Das ist halt das Ding was mir hier gefällt!

4. Was ist der „punkigste“ Ort im Ruhrgebiet?

Speck: Auf jeden Fall der Partykeller von meinem Freund und Nachbarn! Es gibt tatsächlich noch Partykeller, ohne Fenster, nur nen bisschen Licht, dafür aber mit jeder Menge Platten und vielen Plattencovern anner Wand!

PS: Besten Dank an Helge Schreiber für die Flyer und die Verbindung zu Speck!

Punk im Ruhrgebiet – da taucht man in vollkommen andere Welten ab, so wie am Samstag Hamminkeln. Dort haben wir Schlaffke alias Zwakkelmann besucht. Die Tiere spielen auf den Straßen, Kartoffeln und Möhren gibt es noch frisch beim Nachbarn und so wahnsinnig ruhig ist es auch noch. Es hat halt alles seine Vor- und Nachteile. In diesem Fall war es der öffentliche Nahverkehr, der dort seinen Namen nicht verdient hat und so blieb unsere kleine Runde zumindest anfangs beim Kaffee (zwei von dreien hielten es schließlich aber nicht mehr aus und griffen zum Bier, was für einen von dreien bekanntlich frustrierend ist).

Dat is doch kein Punk, was der Schlaffke da macht und der Niederrhein liegt halt auch nich anne Ruhr höre ich schon einige Leute sagen. Letzteres is zwar richtig – uns aber egal. Zwakkelmann (und Schließmuskel) sind klasse, wollen wir drin haben und so haben wir uns quasi von der anderen Seite her ein Thema überlegt, wozu der Schlaffke was sagen könnte. Das haben wir gefunden und so ist nun Schlaffke unser Experte für die Bedeutung des Niederrheins für das Ruhrgebiet (und umgekehrt), gleiche Nummer machen wir auch nochmal mit Düsseldorf. Mit wem wird aber noch nicht verraten. Wir stellen den Punk im Ruhrgebiet also zweimal mit der Brille von außen vor.

Ein richtig gemütlicher Samstag Nachmittag und irgendwann früher Abend war das. Auf der Rückfahrt noch ein Stopp im Druckluft, wo Paranoya mit den Schwarzen Schafen auftraten, am Rande noch ne schicke gelbe District Platte erstanden, Schafe dann aber ausgelassen. Hat sich aber alleine für Paranoya schon gelohnt noch vorbei zu schauen!

 

Tobbe (li) und Felix von People Like You

… war ich Dienstag mal allein, Dennis blieb krankheitsbedingt lieber noch zu Hause. In einer präzise getimten Stunde ging es im Gespräch mit Tobbe und Felix um die Geschichte des Labels, das Verhältnis zu Century Media und gewachsene Eigenheiten der Punkszene im Ruhrgebiet. Letzteres war natürlich besonders interessant, weil bekanntlich Thema unseres kleinen Buches. Auch bei unseren vier Standardfragen gabs interessante Antworten. Pünktlich um fünf waren wir fertig und zurück gings nach Hause, wobei die A40 großzügig umfahren wurde.

Beim Thema Labels nähern wir uns damit so langsam einer gewissen Vollständigkeit. Das ist ebenso schön wie die Tatsache, dass hier mal ein Interview gelungen ist, dass man nachher auch schön transkribieren kann. Das war nicht immer so.

http://www.peoplelikeyourecords.com/

…dass wir nicht jedes Interview komplett transkribieren müssen. Denn im Falle von Operation Semtex, die mittlerweile auf mehr als 500 respektable Jahre Bandgeschichte zurückblicken können, wäre dies eine ganze Menge gewesen. Schon vor drei Wochen trafen wir uns mit den (für ihr Alter erstaunlich jung gebliebenen) Semtexern – mal wieder in Duisburg. Anlass war natürlich einerseits ein Artikel fürs Buch, andererseits hat Philip aber auch zufällig bei einer Verlosung auf Semtex´s Facebook-Seite eine Flasche Bier nach Wahl gewonnen. Dank eines Mißverständnisses unsererseits, wurde aus der gewonnen Flasche schnell ein Kasten und so trafen wir uns schließlich bei zwei Kästen KöPi im Proberaum von Operation Semtex (und den Sunflowers of Death), in einem Hochbunker in Duisburg. Diesen erreichten wir, unterbrochen von einer Autogramm- und Handyfotostunde für einige RTL2 X-Diaries-Fans, nach kurzem Fußweg an einem spätsommerlichen Freitag Abend. Interessantes Gebäude dieser Bunker – sehr verwirrend weil sehr verschlungen und noch dazu mit plötzlich zufallenden Metalltüren, die nur von einer Seite zu öffnen sind. So sperrten wir uns, noch bevor das Interview starten konnte, versehentlich beim Pissen aus und kamen erst mit der anrollenden Bierlieferung und dem restlichen Vietel der Band wieder hinein. Bei Verköstigung der feinen Alkoholika, sprachen wir dann über Operation Semtex, Oi, politischen Anspruch, Gen-Tofu, Vinyl, den Ruhrpott und Romantik (haha). Außerdem gab es noch ein kleines „Privatkonzert“, inklusive nackter Haut, Knochenfabrik-Coversongs, und ein immerhin halb gespieltes Ruhrpott Romantik – ein Song dessen Text wohl auch den Weg ins Buch finden wird. Ein super Abend mit und bei vier sehr netten Leuten wars! Wir machen uns jetzt erstmal ans transkribieren der 20 stündigen Aufnahme des Abends. Einige Antworten auf unsere Standardfragen stehen stehen noch aus, vielleicht schieben wir die gelegentlich an dieser Stelle mal nach, ansonsten werdet ihr sie im Buch finden!

Wir freuen uns jetzt außerdem umso mehr auf das diesjährige Punk im Pott, wo neben einem Haufen anderer großartiger Bands auch Operation Semtex aufspielen werden!

Mit dem Out Of Order Fanzine am Duisburger Hbf. Links im Bild Tüte von Onkel Stereo

Doppeldate: Nachdem uns leider Dienstag ein schöner Termin flöten gegangen ist, kehrten wir spontan im schicken neuen Laden Onkel Stereo im Dellviertel Duisburg ein. Wer es noch nicht kennt: Neben allerlei liebenswerten Krimskrams wie Pflastersteinen aus Stoff gibts auch reichlich Punkkram: Einiges feines an Vinyl, das ein oder andere Fanzine wie das Hullabaloo von Tom Tonk und außerdem reichlich Bücher. Feine Sache. Dahinter steht übrigens der Salon Alter Hammer, eine ganz besondere Mischung aus Label und Verlag sowie Pop und Punk, die wir auch im Buch vorstellen wollen.

Danach gings zurück zum Bahnhof, zweites Date mit Thomas und Alex vom Out of Order Fanzine. Mit denen haben wir auf Duisburgs grüner Lunge an der Bahnhofsplatte über Fanzines und Kneipenüberfälle gequatscht. Auch das Out Of Order Fanzine legen wir hier nochmal jedem ans Herz, der auf DIY-Geschichten steht. Die neue Ausgabe ist schon in der Mache.

Ist schon ein paar Tage her: Noch vor dem Termin mit den Dödelhaien, der bereits online steht, haben wir uns mit Micha vom Plastic Bomb in Duisburg getroffen. Seinem Statement, dass es nachher aussah wie in einem Altglascontainer, wollen wir gar nicht mehr viel hinzufügen. Nur zwei Dinge: 1. Wir haben natürlich anschließend brav aufgeräumt und ein Pfandsammler konnte sich auch noch drüber freuen. 2. Auch Micha hat sich unseren vier Standardfragen gestellt. Schöne Antworten gabs, hier sind sie:

Wie bist du zum Punk gekommen?

Das ist eigentlich ganz einfach. Ich hab 1982 eine Platte von den Sex Pistols gehört. Damals hatte ich in einer Musikzeitschrift gelesen, die seien so hart, dass man sich nur eine Seite am Stück anhören könne. Ich hatte damals Hardrock und Glamrock gehört und musste die haben. Und es war tatsächlich so, dass man sie sich nur eine Seite lang anhören konnte, weil dann meine Mutter zum Essen gerufen hatte.

Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?

Es gibt viele schöne Ecken in Deutschland und es gibt überall coole Menschen, aber ich glaube, die Seele des Ruhrgebietsmenschen ganz gut zu verstehen. Ich finde Zugang zu Menschen am Kiosk oder an der Tankstelle und ich weiß, was gemeint ist, wenn die mir etwas sagen. Dann hat man wiederum so Gegenden in Deutschland, wo die Mentalität eine andere ist. Da weiß ich nicht, wie die was meinen bzw. die sind überhaupt verschlossener. Ich muss sagen, dass ich mich im Ruhrgebiet super wohl fühle. Vielleicht ziehe ich auch mal weg, aber ich werde das hier immer verfolgen. Es gibt sogar Punks, die haben zum Beispiel einen schönen Schrebergarten, natürlich nicht so einen spießigen, mit gemessener Graslänge und festem Gemüseanteil. Da ist schon alles etwas verfallener. Da sitzt man dann schön im Sommer mit einem Bierchen unter freiem Himmel direkt neben der Bahnstrecke. Es ist schon prima und irgendwie auch ein Lebensgefühl.

Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?

Beides kommt eher von unten. Ich persönlich glaube auch, dass Punk und Ruhrgebiet wegen der Mentalität gut zusammen passen, weil die Menschen sehr offen sind und Punk auch eine sehr offene, frei interpretierbare Geschichte ist. Ansonsten ist es aber auch schwierig, solche Dinge zusammen zu bekommen. Punk gibt es so ziemlich überall und Menschen in Thüringen würden auch Gründe finden, warum Punk und Thüringen zusammen passen. Sehr angenehm ist hier, dass die Szene fröhlich, vergleichsweise gewaltarm, nicht so stur und eben offen ist. Wenn du Punks irgendwo triffst, ist das nett. Und wenn du zur Trinkhalle gehst, ist das auch nett.

Was ist der punkigste Ort im Ruhrgebiet?

Das ist immer dort, wo sich Synergien ergeben. Punks raffen sich auf, tun sich zusammen, legen ihre Ideen und Kreativität zusammen, um etwas Neues zu schaffen. Um Undergroundkultur nachhaltig mit Leben zu füllen.

Mehr Interviews haben wir in unserer Rubrik „Gesprochen“ gesammelt.