Hier Teil 1 des Nachberichts zum Ruhrpott Rodeo 2017, Teil 2 folgt mit musikalischer und Interviewtechnischer Untermalung am 01.08. ab 19.00 Uhr auf Punkrockers-Radio! Mit dabei: Die Lokalmatadore, Terrorgruppe, Zwakkelmann, Rummelsnuff und die Kassierer. Außerdem gibt´s ein bislang ungesendetes Interview mit Charlie Harper von den UK Subs und einige Mini- Interviews vom letzten Punk im Pott – einschalten lohnt!

Da ist sie wieder, die Vorfreude auf mein Lieblings-Sommer-Festival. Wenn sich auch sonst so einiges ändert, die Vorfreude auf langjährige Begleiter wie Knochenfabrik ,Bad Religion, Slime oder die Lokalmatadore bleibt. Ebenso die Vorfreude auf Sonne, Wiese und Bier. Neu war diesmal die Freude über ein Flipperzelt, welches mit Klassikern wie Terminator 2, Jurassic Park und anderen aufwartete. Ein Spiel geschmeidige 50 Cent – super! Die gleichsam bescheuerte wie unvermeidbare Frage danach, ob dies noch Punkrock sei, wird hier eindeutig mit „Ist mir doch völlig egal“ beantwortet.Ich find´s klasse. Bitte beibehalten! IMG_1039Aber der Reihe nach:

Freitag 19.00 Uhr. Nach Ankunft erstmal Wertmarken. Flüssigkeitszufuhr muss sichergestellt sein. Erste Band spielte auch schon, Zwakkelmann mit Iro und Orchesteruntermalung. Gut, Headliner gesehen, könnte man ja eigentlich wieder gehen, sind wir aber nicht. In den letzten Zwakkelmann Song grätschten dann auch schon ZSK hinein. Routinierte Show mit Sitzpogo und Rauchbomben. Danach dann DOA – super!  Kanadas erste Punkband rockt mit drei betagten Herren ordentlich und zeigt, dass guter Punkrock immer noch wenig mehr braucht, als Gitarre, Bass und Schlagzeug – ne rotzige Stimme natürlich noch, perfekt besetzt mit Joey Shithead. Danach eine kurze Pause, im Backstage einige spontane Interviews machen, aka Blödsinn auf Band bannen, und dabei Ignite verpassen.IMG_1047 Da ich persönlich nur ein Album kenne und schätze war das aber nicht ganz so schlimm. Das, was an Sound herüber schwappte war auf jeden Fall ordentlich. Rantanplan wurde ebenso souverän verpasst, bevor dann die Kassierer die Bühne bekrochen. Für mich ein eher enttäuschender Auftritt der mächtigen Band aus Wattenscheid. Dies lag besonders an Sänger Wölfi, der auf mich lustloser denn je wirkte. Dies kann allerdings auch gut am lädierten Bein gelegen haben, mit Krücken, beziehungsweise beinahe permanent sitzend auf der Bühne ist sicher kein Spaß, allein dafür schon mal Respekt! Der Stimmung im Publikum tat es darüber hinaus keinen Abbruch, also alles in allem – solide.IMG_1084 Swiss und die Andern wurden zur Bier- und besonders zur Flipperpause genutzt, um dann mit dem Herrn Doktor und Vasallen, Bad Religion, den Headliner des Abends zu feiern. Diesmal wieder super, alle Hits dabei, inklusive Ohrwurm bis zum nächsten Tag – klasse! Danach dann schnelle Rückfahrt mit zuvor spannender Autosuche in Reihe 10. Oder war es 11? Die 15 minütige Diskussion um den Parkplatz war jedenfalls super! 🙂

IMG_1139Der zweite Tag begann dann musikalisch mit den letzten 2,3 Songs von Yellow Cap, was zumindest meiner Toleranz von Ska Songs am Stück sehr entgegen kommt. Für die Dauer von drei Songs ist sowas wirklich gut. In eine komplett andere Richtung gingen dann Rawside die ordentlichen Hardcore-Punk zum Besten gaben. Besonders der Drummer (wenn ich mich nicht irre der Spross des Sängers?!) beherrscht sein Handwerk außerordentlich gut und selbst der doch recht  häufige Einsatz von Doublebass passt hier sehr gut. Reno Divorce regten im Anschluss eher zu Diskussionen rund um die Überschätzheit von Social Distortion und die relative Belanglosigkeit von Motörhead an. Ja, du liest richtig. Ist halt so. Live ganz nett, aber nichts was ich mir sonst anhören würde. Ähnlich verhielt es sich mit den Fleshtones die wir uns auf besonderes, geradezu begeistertes Anraten von Fisch (Lokalmatadore) anguckten. Tatsächlich war das live schon cool. Augenscheinlich alle 60+, sehr agil, solider 60s Garage-Rock-whatever und dann auch noch mit Mundharmonika, ein viel zu lang beinahe in Vergessenheit geratenes Instrument! Hatte schon was, jedenfalls live. IMG_1353Danach dann Fehlfarben, vorher nie gehört, nachher vermutlich auch nicht. Einfach nicht meins, aber hätten nicht 500 Leute ihre Smartphones in die Luft gehalten, hätte man sich fast wie in den 80ern fühlen können. Danach die für mich überraschendste Band des Festivals – Rummelsnuff. Schon abgefahren, muss ich nochmal rein hören oder besser nochmal irgendwo live sehen, ich bin mir nämlich nicht sicher was das eigentlich war. Ein bisschen Gequatsche mit Maat Asbach gibt´s am 01.08. dann ab 19 Uhr bei Punkrockers Radio zu hören. Den Anschluss machten dann die Bouncing Souls und Venerea, beides nicht lange gesehen, nur mal kurz reingehört und Fotos gemacht.IMG_1406 Wohlbekannte Klänge läuteten dann das das finale Triumvirat aus Slime, Lokalmatadoren und Cock Sparrer ein. Slime haben mir live beim letzten Mal nicht mehr so gut gefallen wie noch vor einigen Jahren, was wohl an den relativ vielen neuen Songs lag. Mittlerweile kenne und schätze ich diese aber durchaus, so dass diesmal wieder alles gepasst hat. Alle wichtigen Songs dabei, einige neue(re) Sachen dazu – gut wars! Danach die Lokalmatadore, zu denen ich einst schrieb „[…] die Lokalmatadore rocken mehr!“ und das trifft es auch immer noch sehr gut. Mittlerweile meine Lieblinge der oft beschworenen „Heiligen Dreifaltigkeit des Ruhrpott-Punk“, die gehen echt immer! Das Publikum schien gleicher Meinung zu sein. Die gnadenlose Uhr machte dem hitzigen Treiben auf und vor der Bühne dann allerdings ein abruptes Ende. Die „Viva Lokalmatadooor“ Chöre rissen allerdings nicht ab und selbst nach den ersten Cock Sparrer Songs fanden sich noch einige Fans vor der Bühne ein und kuschelten mit Sänger Fisch.IMG_1513 Cock Sparrer gaben dann den Abschluss und auch hier kann ich mich nur wiederholen, unglaublich was die Herren auf der Bühne abliefern. Fand ich 2009 schon überraschend gut und auch diesmal stimmte für mich alles – würdiger Headliner. Der anfangs erträgliche Regen hatte sich derweil in Sturzbäche verwandelt, so dass wir nach dem Konzert entsprechend schnell den Rückweg antraten. Für mich war es dann auch schon wieder vorbei mit Festival, Sonntag konnte ich leider nicht hin. Der zweite Teil unserer Reisegruppe verdrückte am dritten Tag dann noch einige Softdrinks zu Samiam, Snuff, Terrorgruppe, Irie Revoltés und Peter And The Test Tube Babies. Auch ein höchst professionelles Interview mit der Terrorgruppe ist dabei rausgesprungen und auch das gibt es, wie schon gesagt, am 01.08. bei Punkrockers Radio zu hören!

Kommen wir zum Abschluss zu den diesjährigen Gewinnern:

1. Eine äußerst nette Reisegruppe und Festivalbegleitung, 2. Bad Religion als Headlinder, 3. das neue Flipperzelt als Zeitvertreib und günstige Zeitreise in Kindertage und 4. die neue Aufteilung des Infield. Irgendwie gemütlicher, kleiner und kommunikativer als bisher, sehr schön! Lobend zu erwähnen ist auch die neue Lösung des Soundchecks der Hauptbühne. Diesmal ist mir nur einmal aufgefallen, dass die große Bühne bereits bespielt wurde bevor die Band auf der kleineren Bühne fertig war. Super Sache!

Danke wie immer an Alex, die wiedermal tanzende Security und alle weiteren HelferInnen, HändlerInnen und FreßbudenmacherInnen! Auf bald!IMG_1375

ueberfluessigJoscha (aus Herne) und Makke (aus Haltern) sind Überflüssig. Über Joschas Label Röhlinghausen Records vertreiben Sie nicht nur die eigenen Platten, sondern immer mal wieder auch nette Vinyl-Sampler. Wir haben der (mit anderen) kleinsten Band der Welt unsere vier Fragen gestellt.

1. Wie bist du zum Punk gekommen?

JOSCHA : 1988 (im zarten Alter von 10 Jahren) hörte ich auf einer Gartenparty Songs aus den Alben „Nach uns die Sintflut“ (Die Ärzte), „Bis zum bitteren Ende“ (Die Toten Hosen) und auch aus dem „Kiss“-Alive II Album. Ab da ging dann mein Musikgeschmack in die Gitarren und Krachrichtung. 1989 kam ich dann (durch die Bravo) zu den ABSTÜRZENDEN BRIEFTAUBEN. Mit denen dann zu Slime, Goldene Zitronen u.s.w.

MAKKE : Mein Bruder war schon immer großer Ärzte Fan und hat mich damit angesteckt. Mir gefiel die Musik super. Ich habe mir viele andere Bands angehört und bekam immer mehr Lust Punkrock nicht nur zu hören sondern selbst mit zu trommeln.

2. Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?

JOSCHA : Zum einen bin ich in Herne geboren und lebe aktuell noch hier. Zum anderen gibt es hier immernoch sehr viele grüne Flächen und ist auch Naturnah und hat immer eine Fluchtmöglichkeit aus dem Alltag. Die Cranger Kirmes im Sommer ist natürlich auch ein Highlight.

MAKKE : Ich bin am Rande des Ruhrgebiets aufgewachsen und verbinde damit meine Heimat.

3. Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?

JOSCHA : Ja, denn sehr viele Bands aus dem Punk,New-Wave und Metal Bereich kommen von hier. Die Kassierer (Bochum),Extrabreit (Hagen),The Idiots (Dortmund),Schliessmuskeln (Harminkeln),Kreator (Essen/Gelsenkirchen),Lokalmatadore (Mülheim an der Ruhr). Ausserdem gibt es hier sehr viele coole Läden für kleine bis mittlere Konzerte ; Rattenloch (Schwerte) , FZW (Dortmund) Juz Heisterkamp (Herne-Wanne), Zeche-Bochum.

Früher gab es auch richtig geile Punk-Plattenläden wie z.B. Dirty Faces (Bochum) oder New-Life-Shark aus Essen.Last chance aus Dortmund u.s.w. Also doch, hier ist schon ne ganze Menge passiert. Natürlich brauch ich ja auch garnicht das Ruhrgebiets-Menü „Currywurst,Pommes, Mayo“ erwähnen. Vieles habe ich von hier aus mit dem Zug bereist 🙂 „ÜBERFLÜSSIG“ kommen ja auch aus Herne und sind schon (oh je) über 20 Jahre unterwegs.

MAKKE : Im Ruhrgebiet gibt’s die geilsten punkfestivals an denen ich gute Erinnerungen habe.

4. Was ist für dich der “punkigste” Ort im Ruhrgebiet?

JOSCHA : Früher war das ganz klar „Bochum“ im Bermuda-Dreieck. Dort waren an den Wochenenden immer Punks aus den ganzen angrenzenden Städten anzutreffen. Mit Mukke aus der Konzerve oder einer Gitarre zum mitgröhlen..war echt schon GEIL…

MAKKE : Definitiv mein Keller im Elternhaus, der damals nicht nur zum Proben benutzt wurde, sondern auch für viele Punkige Partys.
www.petersoma.de

www.facebook.com/funpunkausherne

tdtwLetztes Jahr feierte das Too Drunk To Watch Filmfestival in Bochum eine wunderschöne Premiere. In der gemütlichen Atmosphäre des Neuland bei bestens gekühltem Schlegel gab es eine bunte Mischung von Punk auf der Leinwand zu sehen. Vom 28. bis 30.10. geht das Festival in die zweite Runde, unter anderem mit viel regionalem und der Deutschland-Premiere der NofX-Doku „A Fat Wreck“. Vorab haben wir mit Organisator Stefan geplaudert, dessen Gitarrenkünste übrigens am Sonntag in einem Film zu sehen sein werden.

Too drunk to watch geht in die zweite Runde. Wie hast du die erste Runde erlebt und musstest du lange überlegen, weiter zu machen?

Die Premiere im letzten Jahr war ziemlich cool. Ich hatte ja keine Ahnung, ob sowas funktioniert, aber es kamen tatsächlich an allen Abenden Leute und hatten Spaß. „Brennende Langeweile“ haben sich dann am letzten Abend fast 50 Leute angeschaut und wer den Raum im Neuland kennt, weiß, dass mehr gar nicht geht. Auch das anschließende Konzert mit TV Smith in der Trompete war gut besucht und ein ziemlich runder Abschluss des Festivals. Insofern musste ich nicht lange überlegen und es war eigentlich schon da klar, dass ich es dieses Jahr wieder machen werde.

stefan

Stefan trinkt gern Bier

Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, kommen ja viele Filme aus Berlin aus dem Programm des dortigen Too drunk to watch. Aber woher hast du zum Beispiel die Doku über das Heusner Viertel in Bochum?

Diesmal ist eigentlich gar kein Film der Berliner dabei. Das hat sich irgendwie so ergeben. Das Heusnerviertel war ja Anfang der Achtziger hier in Bochum ein besetztes Wohnviertel mit mehreren Straßenzügen. Das wurde dann wegen der Stadtautobahn abgerissen und heute steht nur nach das Thealozzi. Ich kenne das noch von damals und vor einigen Jahren habe ich mal bei Google danach gesucht und diesen Film gefunden. Jetzt läuft er beim Festival und ich hoffe, dass viele Bochumer kommen, um sich „Tanz auf dem Vulkan“ anzuschauen.

Insgesamt finde ich das Programm wieder sehr ausgewogen von regional bis international, von informativ bis vollkommen uninformativ aber sehr unterhaltsam wie bei Verlierer. Was ist dir wichtig bei der Zusammenstellung und worauf freust du dich am meisten?

Die Ausgewogenheit ist sicherlich ein Aspekt, aber letztlich ist auch das Angebot recht überschaubar. Der Eintritt läuft gegen Spende, der Platz ist begrenzt, da ist dann natürlich das Budget minimal, so dass ich Filme für die Leihgebühren anfallen, im Grunde kaum möglich sind. Ich freue mich eigentlich auf alle Filme, aber meine persönlichen Highlights sind „Tanz auf dem Vulkan“, die Deutschlandpremiere von „A Fat Wreck“ und dass am Sonntag Volker „Kampfgarten“ Wendland mit seiner Gitarre vorbei kommt und ein paar Lieder spielen wird.

Kosten 3D, HFR und Dolby Digital extra oder ist das in der Hutspende bereits enthalten?

Punk muss ja immer auch einen Gegenpol darstellen und deshalb wird beim Festival auf hochmodernen Technik Schnickschnack verzichtet. Bei den empfohlenen drei EUR, die Besucherinnen und Besucher in den Hut schmeissen sollten, bleibt dann sicherlich noch Geld übrig für ein leckeres Schlegel im Neuland, wo man übrigens auch ziemlich gut Essen kann.

Du machst Punk als Radiosendung ,zeigst Punk auf der Leinwand, in der Ramoetry hast du Ramones Texte als Lyrik lesen lassen oder veranstaltest Lesungen zum Thema Punk. Juckt es dich nicht manchmal einfach mal ein Konzert zu organisieren oder hast du schon andere Ideen für ein Punk Crossover?

Ein Konzert werde ich 2017 auf jeden Fall veranstalten, denn da wird Punkrockers-Radio 15 Jahre alt und das muss natürlich entsprechend gefeiert werden. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass wir das, wie zum 10-jährigen, wieder in der Rotunde hier in Bochum machen können. Die öffnet ja glücklicherweise wieder ihre Pforten. Ein Termin steht allerdings noch nicht fest. Andere Pläne gibt es noch nicht, aber mit Radio, Ramoetry und Filmfest bin ich auch reichlich ausgelastet. Ich gehe aber davon aus, dass mir früher oder später wieder irgendwas einfällt und dann mache ich es halt. Das ist ja auch nach 40 Jahren immer noch die Idee von Punk. Kein Plan haben, aber trotzdem machen.

28.-30.10. Too Drunk To Watch, Neuland, Bochum

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FREITAG
20:00 Tanz Auf Dem Vulkan
Eine Dokumentation über das einst besetzte Heusnerviertel in Bochum

21:30 Mia san dageng
Punk in München
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SAMSTAG
20:00 Oiro Kneipentour
Elf Konzerte in und vor elf Kneipen an einem Tag

20:30 Wo die Zitronen blühen
Kurzfilm der Band Oiro

21:15 A Fat Wreck
Deutschlandpremiere der Doku über das legendäre Label von NOFX-Sänger Fat Mike
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SONNTAG
18:30 Volker „Kampfgarten“ Wendland
Live und akustisch

19:30 Drei kurze Filme über die Kassierer

20:15 Verlierer
Der Kultfilm aus den 80ern mit Campino und Ralf Richter

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MONTAG
Abschlußparty mit MALASAÑERS und Dørn Shamrock ab 21 Uhr, Die Trompete

Astairre_Promo1Unser Bottroper Gastautor André (im Buch mit einem Beitrag über die Upright Citizens) schwärmte immer schon von der Bottrop-grounded Band Astairre in den allerhöchsten Tönen und womöglich wäre sie auch Thema in unserem Buch über Punk im Ruhrgebiet vertreten, wenn sie nicht zwischenzeitlich nach Köln umgesiedelt wäre und mangels Veröffentlichungen seinerzeit nicht auch unbedingt ein aktuelles Thema waren, was ja nun erklärtermaßen ein gewisses Kriterium für unsere Auswahl war. Umso erfreuter stellten wir fest, dass Astairre eine tolle neue EP am Start haben, André gefragt, wo man seine Bottroper Buddys am besten erreicht, Fragen gestellt und von Schlagzeuger Max Antworten zwischen Grugahalle und Muttis Garten bekommen. Unsere Review zur EP gibts oben drauf unten drunter.

1.  Wie bist du zum Punk gekommen?

Max: Das ist ziemlich einfach erzählt: Es war 1995, Grugahalle in Essen, es spielten Die Ärzte als Headliner und WIZO als Vorgruppe. Kurze Zeit später kaufte ich mir die „Herrenhandtasche“ von WIZO und bekam von meinem Stiefbruder ein Tape mit ihren ersten beiden Alben, da war’s um mich geschehen. Die Wildheit, ihre inhaltliche Unangepasstheit und die musikalische Energie, die das transportierte, haben mich direkt angesprochen und fasziniert.

2. Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?

Klar doch! Wenn mein „Heimat“-Begriff irgendwie an einen Raum gebunden ist, dann sicherlich an das Ruhrgebiet. Dort bin ich aufgewachsen, von dort kommen meine ältesten Freunde und auch wir als Band. Die Mentalität und Sprache des Potts liegt uns persönlich nahe: offen, direkt und rau — hart aber herzlich.

3. Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?

Das Ruhrgebiet hat einige tolle Punkrock-Bands hervor gebracht, wie  die Upright Citizens, Pills Angels und So What?!. Oder, um mal ein aktuelles Beispiel zu nennen: die grandiosen Kaput Krauts, mit Ausnahme ihres neuen Bassisten, stammen auch alle aus dem Ruhrpott. Insofern gab es immer, besonders im Dreieck Essen-Bochum-Dortmund, aber auch in anderen, kleineren Städten, wie beispielsweise Oberhausen durch das Druckluft, eine lebendige Szene.

4. Was ist der punkigste Ort im Ruhrgebiet?

Das hängt natürlich jetzt mal wieder sehr von der vielseitig diskutierten Definition von Punk ab; aber wenn man darunter den Ort versteht, wo Punkrock in seiner sozio-kulturellen Form, auch was das Umfeld anbelangt, am meisten stattfindet, dann ist es wohl das AZ Mülheim. Ansonsten die Terrasse meiner Mutter.

 

Es ist echt irre, also nicht Astairre, sondern wirklich irre: Der Sound von Astairre (nunmehr angesiedelt in Köln) passt wirklich nicht mehr so recht ins Ruhrgebiet. Spielt die Umgebung wirklich so massiv in die Songs hinein oder bilde ich mir das nur ein? Ist das dann eher so Köln-Punk? Jedenfalls ist das ingesamt ein bisschen mehr zum Nachdenken und die Jungs sind auch als Typen sehr viel gepflegter als der gemeine Ruhrpunk. Im Opener „Ich hasse meine Freunde“ knarzt es jedenfalls ordentlich, ich bin nicht gut im Akkorde zählen, aber keine Ahnung, warum der Fö das hier nicht als Punk ansieht. Starker Song! Das gibt aber nicht die Linie für die EP vor, die zum Beispiel in „Cavern Club“ musikalisch auch sehr viel ruhigere Töne anschlägt und über die fünf Songs musikalisch die volle Bandbreite dazwischen ausspielt. Sie verarbeitet inhatlich all das, was einen nachdenklich machen kann, und musikalisch, wie man damit so umgehen kann. Melancholie, Wut und all den feinen Nuancen dazwischen. Mit „Solange wir noch funktionieren“ ist Astairre eine musikalisch sehr schön abwechslungsreiche und inhaltlich nachdenkliche EP gelungen. Dabei klingt die Platte Punk sei Dank nicht überproduziert, so dass auch die ruhigeren Songs eine kernige Proberaumathmospäre ausstrahlen.

Live:

15.7. Bochum Total, Bochum
13.8. Olgas Rock, Oberhausen

 

Astairre bei Facebook

Astairre Feature bei Bierschinken in Bierschinken-Qualität

Letztens bei einigen Bierchen (und einen Gratis-Schnaps) im Intershop fragte sich der Autor dieser Zeilen, warum es eigentlich nie Zwakkelmann-Vinyl gibt, noch mehr: Warum Zwakkelmann-CD so fest mit einander verbunden ist, dass sich Zwakkelmann-Vinyl, Zwakkelmann-MC oder Zwakkelmann-Stream in etwa so anhören wie im Gegenzug zum Beispiel Beatles-CD. Jeder Künstler scheint seinen Ort zu haben, Zwakkelmann ist der CD Typ. Vinyl oder noch schlimmer MC passen freilich zu den Künstlern, die in der Zeit veröffentlichten als man sich eben dieser Technik bediente, und zu den Künstlern, die später diese Medien nutzen, wenn sie wieder angesagt sind und um sich ggf. ein bisschen ein Teil der Angesagtheit abzuschneiden. Zwakkelmann vom Niederrhein muss nichts dergleichen: Zwakkelmann ist Jahrgang CD und Zwakkelmann muss auch niemanden beweisen, dass er angesagt ist. Zwakkelmann ist Zwakkelmann, Zwakkelmann ist Gegenwart und Zwakkelmann ist Niederrhein und somit von jedem Verdacht von Angesagtheit befreit. Zwakkelmann ist CD, gern abgespielt auf einer Kompaktanlage von Aldi-Süd. Und noch viel mehr: Zwakkelmann vereint die besten Eigenschaften einer CD: Beides ist einfach und direkt, erfordert keine besonderen Vorkenntnisse, Beides ist leicht zu lagern (Zwakkelmann findet sich immer ganz am Schluss der Sammlung) und nicht zuletzt taugt beides gelegentlich auch mal als Spiegel. Denn die erzählten Geschichten kennt man dann doch auch von sich selbst in ähnlicher Weise.

Die neue Zwakkelmann-CD heißt „Entschuldigung“ und enthält all das, 16 erdige Schlager-Punkrock-Singer-Songwriter-Stücke in gewohnter Zwakkelmann-Qualität und Einmaligkeit, denn diese musikalische Mischung zu einem eigenen Sound in Verbindung mit diesen persönlich-witzig-schrägen Geschichten kann ich weder genauer beschreiben geschweige denn Vergleichen. Zwakkelmann Supermann eben.

Schlaffke, wieso erscheinen deine Platten eigentlich immer auf CD?

Hmm, obwohl ich mit Vinyl aufgewachsen bin und die Einführung der Compactdisc für meine alte Band Schließmuskel eher negative Auswirkungen hatte, mutierte ich seltsamerweise nie zu einem richtigen Vinyl-Freak. Auch im hohen Alter nicht. Mir gehts vorrangig um die Musik und nicht um den Tonträger. Ich finde CDs auch irgendwie praktischer. Vielleicht, weil ich mittlerweile `ne Kompaktanlage habe, an die man nur schlecht `nen Plattenspieler anschließen kann. Auch hör ich viel Musik über meinen PC, auch wenn das jetzt nicht übermäßig pc (also politically correct) daher kommt. Entschuldigung, ich konnte aus dem Sammeln von Tonträgern nie so richtig `nen Kult machen. Ich hätte aber absolut nichts dagegen, wenn Zwakkelmann auch auf Vinyl erscheinen würde. Nur müsste sich erstmal `n Sponsor finden, denn größtenteils ist das `ne Geldfrage. Zumal man in der heutigen Zeit, wenn man es auf einem so erbärmlichen Level wie ich betreibt, an Tonträger-Produktionen eigentlich nur Miese macht.

Jetzt wo du deine Geliebte Z (für Zigarette) aus deinem Leben verbannt hast, müsstest du dich dann nicht eigentlich Wakkelmann nennen?

Ich brauchte einen Moment, bis ich`s kapierte. Ha, ha, ha, ich will mein Z zurück!

Du schreibst ja sehr regelmäßig sehr viele Songs. Diesmal sind es glaube ich 16 geworden. Woher weißt du wann ein Song gut genug ist? Ist das so eine „is egal, ich lass das jetzt einfach so“ Haltung oder ist es dieser berühmte oha Moment?

Ich glaub, man hat direkt im Gefühl, ob ein Song wirklich stark ist, den man gerade geschrieben hat. Aber manchmal können Lieder auch wachsen. Zum Beispiel kommt es drauf an, wie man sie im Endeffekt spielt. Ich probiere da schon viel rum. Teste die Stücke in verschiedenen Tonlagen an oder arrangiere mit meiner Bigband im Proberaum rum. Auch an den Texten feile ich bisweilen sehr lange und intensiv, bis sie mir zusagen. Texten ist teilweise echte Fleißarbeit. Ich verfüge ja mittlerweile über einen feisten Fundus an Liedern und Songideen (teilweise auch nur Fragmente), aus dem ich bei Bedarf schöpfen kann. Da is` aber auch jede Menge Müll dabei. Meist sind es jedoch eher die neuen Lieder, die veröffentlicht werden.

Außer dafür, dass du uns noch ein Butterbrot schuldest, brauchst du dich zumindest bei uns für nichts zu entschuldigen. Fehlt dir im Punkrock zu sehr Höflichkeit und gute Manieren?

`ne gewisse Höflichkeit und auch halbwegs gute Manieren find ich nicht verkehrt. Aber man muss es auch nicht überteiben. Ich sing zwar „Ja, vielleicht bin ich asozial“, aber meiner Meinung nach muss es im Punk nicht total asozial zugehen. Deshalb heißt es ja auch „…vielleicht bin ich asozial“. Ich mag es schon ein bisschen gesitteter, was nicht heißen soll, dass ich mir nicht den Arsch vollhauen, mich daneben benehmen und anderen auf die Nerven kann.

Wie oft entschuldigst du dich persönlich eigentlich so freiwillig oder gezwungen?

Da ich permanent `n schlechtes Gewissen habe, entschuldige ich mich genau 240 Mal am Tag. Das geschieht fast immer aus einem inneren Zwang heraus.

Wäre es eigentlich nicht mal so richtig niederrheinisch eine große Knibbelaktion mit dem Ziel mehr Sauberkeit und Ordnung zu starten, bei der diese Milliarden von Zwakkelmann Aufklebern entfernt werden, vielleicht als Trinkspiel im öffentlichen Raum?

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Das is` `ne jute Idee. Und für jeden abgeknibbelten Zwakkelmann-Aufkleber gibts von Schlaffke, dem Streber und Arbeitgeber, `nen Schnaps auf die Leber (schöner Reim).

Alles Gute nachträglich übrigens!!! Hast du eigentlich schöne Geschenke bekommen?

Dankeschön! Ja, da waren einige tolle Geschenke dabei. Zum Beispiel ein Kuchen in Z-Form, `ne The Who-Tasse und eine unsagbar hässliche, selbst gestrickte Schlaffke-Pudelmütze. Ein Witzbold schenkte mir außerdem `ne Helene Fischer-Biografie. Aber wirklich grandios, die John Lydon-Biografie „Anger is an energy“ von meinem Ex-Schlagwerker. Überaus köstlich, interessant und unterhaltsam, das Teil.

 Live:

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IMG_5341Das war´s schon wieder mit dem Punk im Pott 2015 – geht immer ganz schön schnell. Diesmal war das allerdings auch zum Teil selbst verschuldet. Da das Fest nach dem Fest diesmal mitten auf dem Fest lag, gab es bei einigen Leuten noch Weihnachtsfeierei. So auch bei meinem Begleiter. Das und diverse Zugausfälle und Verspätungen, haben diesmal dazu geführt, dass ich nur etwa die Hälfte der Bands mitbekommen habe. Immerhin war es die (für mich) interessantere Hälfte. Außerdem kommen zu den zwei Tagen Festival ja auch nochmal zwei obligatorische Katertage dazu, die ziehen sich dann natürlich immer wie Kaugummi und zwar wie so ein richtig gutes Kaugummi. Mit all dem Foto sortieren und Interviews schneiden wird dann insgesamt doch ein ganz schön langes Wochenende daraus. 😉 Naja, es war wie immer ein Fest und hier gibt´s jetzt endlich auch die Fotos dazu! Mini-Interviews wurden natürlich auch wieder geführt, unter anderem haben wir diesmal Die Bullen, Kotzreiz, Die Skeptiker, El Fisch, Dritte Wahl, ZSK, Sondaschule, Monsters of Liedermaching, Slime, Emscherkurve 77, Zwakkelmann, Killerpilze (ja!) und etliche andere vors Mikro bekommen. Das Ergebnis gibt´s dann samt guter Musik am 12. Januar ab 20 Uhr auf Punkrockers Radio zu hören! Neben einigen Highlights auf der Bühne (diesmal definitiv Slime, Dritte Wahl und Sondaschule) könnte im nächsten Jahr übrigens auch gut mal der Akkordeonspieler eingeladen werden. Das Konzert auf der Herrentoilette war großartig und eindeutig das Highlight vor der Bühne! 🙂 Vielen Dank nochmal an Alex und alle HelferInnen, die dieses Festival jedes Jahr möglich machen! Der nächste Termin steht übrigens auch schon: den 27. und 28.12.2016 sollte man sich schonmal vormerken! 🙂

 

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Zum Punk Im Pott mal was Besinnliches. Nachdem Annika aus Kamen als Sängerin der Ropey Shags vor doch so einigen Jahren feinen englischsprachigen Punkrock servierte, ist sie heute mit leiseren Tönen mal solo, mal mit kleinem Aufgebot als Anni Hilation’s Arms zu sehen. Wir haben sie mit unseren vier Fragen belästigt.

1. Wie bist du zum Punk gekommen?
eine chronik in sieben kapiteln.
1. Der anfang mit fünf. faszination für die äußere hülle von punks. mehr kannt ich nicht. mädchentypisch drei barbies meiner schwester frisiert. seiten ab, mitte n stück länger. kleber rein, hochgestellt, bunt gefärbt mit pelikan. Keine ahnung, wo ich das her hatte. gleicher zeitraum, kindergarten: wiederholt ärger bekommen fürs kleber schnüffeln.
2. nächster schritt, sozialkritik. um politik hab ich mich noch nicht gekümmert. zwölf jahre, „viva la muerte“ von slime als gerippte kassette von einer freundin bekommen. erste versuche, songs auf der akustikklampfe nachzuspielen und schon mal sachte mit zu singen. wizo kamen dazu. but alive. die äußere hülle wurd mit inhalt gefüllt. sozialkritik. ich mochte das. später die ersten songs auf englisch mit der „idle gossip“ von den toy dolls. mit 14 fand ich das witzig
3. dann gings erstmal weiter mit der grunge-geschichte. nirvana, pearl jam, n bisschen silverchair. gleichzeitig skatepunk. mit 15 erst mein erstes konzert, SLUP. cowboy und so, fingerkuppenkribbler. venerea warn auch groß dabei. danach immer mal wieder kleine konzerte, aber moderat. meine freunde hatten damit kaum was am hut, da war es mir nicht so selbstverständlich, guten punkrock oder fanzines kennenzulernen.
4. diesen wirklich schönen ende 70er punkrock und ursprünglichen anfang 80er hardcore hab ich erst spät kennen gelernt, durch einen freund. mit 19 oder 20. ab da kam so meine hoch-zeit. das hat mich geflasht. es war so wunderbar hymnisch, mir gings da allein um die musik und das gefühl. zu der zeit las mich in die materie ein und fands mega spannend; ich hab mich wohl gefühlt damit. und tu das immer noch. 3-4 konzerte in der woche, verschiedene länder, squats, alles ziemlich asi. aber immer liebevoll und schön.
5. die politische komponente des punk, die mich zunächst herzlich wenig interessiert hatte, packte mich ebenfalls erst ein jahr nach dem abitur. vor 13 jahren. als ich anti flag im rahmen einer donots show in paris gesehen hatte. ich verstand plötzlich, dass politik nicht nur von anzugträgern in berlin und brüssel gemacht wird, sondern dass meine eigene proaktivität dinge, die mich betreffen, zum positiven verändern kann. das war nun nicht mehr nur die faszination für die ‚andere‘ erscheinung von punks, nicht mehr nur sozialkritik, nicht mehr nur ein gefühl. das war der schlüssel zum interesse an den hintergründen von großer wirtschaftspolitik. ein jahr später stieg ich als sängerin bei den gerade neu formierten ROPEY SHAGS (77er punkrock) ein. zufall. und einige der besten zeiten, die ich hatte.

6. mittlerweile bin ich u.a. sowi-lehrerin und versuche, meine schüler schon früh an proaktives handeln heranzuführen. immer mit dem gedanken im hinterkopf, dass es das war, was sogar mich gekriegt hat. ich möchte selbstständiges denken schärfen. und selbstwirksamkeit vermitteln.
7. heut vestehe ich unter ‚punk‘ nicht mehr die „äußerliche erscheinung“, nicht mehr das „politische instrument“. am ehesten sehe ich ihn noch als „sozialkritik“. aber vor allem empfinde ich ihn als entspannendes lebensgefühl, das ich in worten nicht beschreiben und nie komplett verlieren möchte.

2. Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?
ja. hier bin ich aufgewachsen. kamen liegt am rande des ruhrgebiets, ist eher ruhig und ziemlich idyllisch. aaaaber, hier hält der RE 6. und der RE 1. die zwei bringen einen in nullkommanix überall hin. zu konzerten, freunden, parties. ohne umsteigen. alles ist hier sowas wie um die ecke. als autofahrer darf man sogar ruhig mal den weg verträumen – es gibt nämlich gefühlte 1.000 autobahnausfahrten; die nächste jeweils in rund 2 km. das ruhrgebiet ist zu teilen unfassbar schäbbig und assig in den städten, gleichzeitig wunderschön in seiner natur und kultur. es hängt den großen städten etwas hinterher, was den style betrifft, aber da bin ich ganz froh drum. ich mag den ruhrpottcharme; den rauen und doch gut gemeinten ton von dicken muttis hinterm bäckereitresen, die einer bohnenstange, wie mir, versuchen, die magie der chiasamen und die kohlenhydratarmen vorteile von eiweißbrot zu erklären. ich mag schmalzstullen zu bier und herzliche ehrlichkeit von wirten in altmännerkneipen und so. gleichzeitig raubt es mir den verstand, so viel bitterness zu sehen, oft zu hören. oft bei älteren menschen. im ruhrgebiet scheint mir der altersstarrsinn weit verbreitet, deutlich mehr als etwa im norden. aber, deutlich weniger als im süden. mein ich. besonders im winter scheint es grau. aber die sonne hüllt es immer wieder in bunte, kräftige und lebhafte farben. das ist schön.

3. Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?
ja, für mich allein in so fern, als dass ganz viele läden in ganz vielen städten des ruhrgebiets richtig gute punkkonzerte veranstalten. im grunde sind es immer die gleichen pappenheimer, die man dann trifft, das find ich aber ganz großartig. könnten allerdings, grad auch bei neueren bands, ein paar mehr sein.
was verbindet punk und ruhrgebiet. was bedeutet punk und was bedeutet ruhrgebiet. und was davon überschneidet sich. öööh… brainstorming. dreckig, laut, unangepasst, kritisch, ehrlich, stumpf, bunt, sozial/asozial, provozierend, hedonistisch, rebellisch, nihilistisch, frisurenperfektionismus, eitelkeit, angeblich arbeiter, dilettantisch, herzensgut,… Joa. gibt verbindungen 🙂

4. Was ist für dich der “punkigste” Ort im Ruhrgebiet?
ich mag das wageni. auch wenn ich dort lang nicht mehr war, fand ich die atmosphäre dort immer gut. miniklein, oll, leckeres veganes essen, angemessene preise, top bandauswahl, sowas wien garten  vor nem fenster mit stufen als eingang, gute menschen. sonst fällt mir nicht so richtig mehr was ein. damit will ich aber nicht sagen, dass es sonst nichts gibt. clubs, die meiner meinung nach nicht so ‚punkig‘ sind, find ich ja trotzdem toll.

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Zum zweiten Mal dabei: Bicahunas aus Witten

In Gelsenkirchen gibt es mal wieder eine regelmäßige Punkkonzertreihe. Tobi sorgt mit seiner Punkrocksause für Kontinuität im nördlichen Ruhrgebiet.

In Gelsenkirchen ging in letzter Zeit nicht so wahnsinnig viel. Findet das ganze deshalb oder trotzdem im Spunk statt?

Ich hatte von meiner Seite im JZ Spunk in Gelsenkirchen einfach mal angefragt, ob ich ein Punkkonzert dort veranstalten könnte, da ich selbst vorab als Besucher dort Konzerte besucht hatte, und nicht all zu weit weg von da herkomme.

Wie wurde das dann zu eine Reihe, mit demnächst einem ersten kleinen Jubiläum?

Bei meiner Reihe spielen immer drei Bands für immer günstige 5 Euro Eintritt. Die Idee einer Punkrocksause-Reihe war zu Beginn gar nicht geplant. Die Sause 1 mit den Bicahunas, Rasender Stillstand und Halb11 war dann so gut besucht, mit viel positivem Feedback und Musikern aus anderen Bands im Publikum, dass es im September 2014 zur Sause 2 kam, bei der mit Stromble Fix, EKG und Earwax erneut drei Bands spielten. Daraufhin bekam ich zwei Termine von Seiten des JZ Spunk und im Januar 2015 kam es zur Sause 3 mit World Breakdown, Forever Young Viktoria und Und Mir Der Mond. Weiter geht es jetzt am 14. März mit Sause 4, bevor dann am 12. September die erste Jubiläumssause 5 steigt.

Eigentlich spielt jedes mal eine Band aus dem Ruhrgebiet. Ist das Teil des Konzepts oder ein Weg spritkosten klein zu halten?

Ich suche mir jedesmal drei Bands selbst aus, teils Bands von Bekannten, teils Bands, die ich selbst als Besucher gesehen habe und hinterher nach einem Auftritt gefragt habe. Da ich an den Wochenenden selbst viel im Ruhrgebiet unterwegs bin, ergibt sich das dann öfter, dass Bands aus dem Ruhrgebiet spielen. 

Die nächsten Sausen im JZ Spunk, Festweg 21, 45886 Gelsenkirchen
Sause 4: Fehlschuss, Spit Pink, Der Gierige Diktator
Sause 5: Duc, Bicahunas, Zwischen Den Wänden
Immer fünf Euro

IMG_7699Tag 1

So, dann mal unser Senf zum 16. Punk im Pott: Die Reise begann äußerst pünktlich bereits um 15 Uhr am Bochumer Hauptbahnhof, diesmal wieder mit fachkundiger Begleitung durch Mr. Wolverine von Punkrockers Radio. Bewaffnet mit Diktiergerät und Fotoapparat ging´s ab zur Turbinenhalle, wo wir nur ca. eine halbe Stunde in der Schlange standen. Nach Berichten anderer, später angereister Personen, änderte sich das allerdings bald. Die Taschenkontrolle wurde dieses Jahr in die Halle verlegt und war teilweise wohl etwas unterbesetzt, was zu einigem Ärger über verpasste Bands führte. Frühes Erscheinen sei also für´s nächste Jahr schon mal angeraten. Für uns begann das Festival mit den letzten paar Songs von G140. Eine Band, die uns vor allem deshalb interessierte, da Rommel von den Lokalmatadoren hier den Bass bespaßt. Musikalisch spielen sechs Herren und eine Dame eine Mischung aus Ska und Rock, was mich persönlich nicht so anspricht und eher an eine (gute) Partyband erinnert. Die folgenden Missstand verpassten wir genauso wie den Anfang von Radio Havanna. Dafür führten wir tiefgründige Gespräche und nötigten allerlei Leute zu ersten Mini-Jahresabschluss-Interviews. Die Ergebnisse gibt’s am 06.01.2015 ab 20 Uhr in Wolverines Plattenküche auf Punkrockers-radio.de nachzuhören, einschalten lohnt! Musikalisch ging es dann erst mit Chefdenker weiter, die diesmal (zusammen mit dem Bambix-Basser) zu fünft auf der Bühne standen. Richtig so, zwei Bassisten braucht man, besonders wenn der eine (kopflose) Bass so grottenhässlich ist! Bambix ist übrigens auch so eine Band, die mal wieder dringend eingeladen werden sollte. Davon ab, für mich jedenfalls wieder einer der besten Auftritte des Festivals. Gleiches sage ich aber regelmäßig über (wahlweise) Knochenfabrik, Casanovas Schwule Seite oder eben Chefdenker – ohne Claus Lüer Bands geht das nicht. Schön, dass Veranstalter Alex das ähnlich sieht! Anschließend ein weiteres Highlight, die Lokalmatadore! Sänger Fisch ölte sich schon vor dem Auftritt kräftig die Stimme – nein der trinkt doch nichts, der nimmt Sänger-Öl. Gibt´s wirklich, riecht nach Kräutern und ab jetzt wird „Stimme ölen“ für mich nicht mehr nur mit Bier in Verbindung gebracht – wer hätte das gedacht. Ob´s geholfen hat, kann ich musikalisch nicht beurteilen, der Auftritt war aber wie immer sehr souverän und hymnisch wo es hymnisch sein muss. Großartig und schwer zu toppen! Dementsprechend schwer hatte es die Terrorgruppe direkt im Anschluss. Beim sommerlichen Ruhrpott Rodeo war ich schwer begeistert und auch hier ist es ähnlich. Muss ich mir unbedingt auch nochmal in kleinerem Rahmen angucken. Die Songauswahl und die Show, inklusive der Videoprojektion, Pyrozeug und Konfettikanonen war wieder super! Konfetti, hach! 🙂 Letzte bewusst wahrgenommene Band des Abends war dann für mich Knorkator. Vor ein paar Jahren spielten die „Spaß-Metaller“ (ist das richtig, kann man das so sagen?) schon als Vorband der Kassierer in Krefeld. Damals fand ich sie blöd, heute auch. Muss ja nicht alles gefallen. Die Halle war jedenfalls sehr gut gefüllt und die ersten Reihen erschienen mir äußerst textsicher. Von der Antilopen Gang habe ich dann nichts mehr wirklich mitbekommen, und Fliehende Stürme und die Shitlers haben wir uns dann zugunsten des nächsten Tages geknickt. Dafür gab´s auf der Bahnfahrt noch was zu essen und maximal inkompetente Diskussionen über Metal. Schön war´s!

Tag 2

Der nächste Tag beginnt wie jeder zweite Festivaltag und spätestens jetzt freue ich mich über das (längst überfällige) Essen auf der Rückfahrt am Vorabend. Konditionsmäßig hält sich das nämlich alles eher in Grenzen und bereits um 12.30 Uhr mache ich mich in reizender Begleitung auf zur nächsten Runde. Kaum in der Halle angekommen, und wegen einiger Änderungen der Running Order auch schon fast das gesamte Set von Rasender Stillstand verpasst, fällt mir auf, dass die Speicherkarte der Kamera sicher zuhause im Kartenslot schlummert. Mist. Beim darauf folgenden Facebook-Posting, ob denn jemand zufällig noch zum PiP fährt und mir eine Karte leihen könnte, schreibt mir mein Mobilfunk Anbieter, dass mein „Surfvolumen für diesen Monat aufgebraucht“ sei. Fantastisch, die Technik war gegen mich. Dank Auto und einsatzfreudiger Begleitung, fand die Karte eine Stunde später dann zum Glück doch noch den Weg in die Kamera, vielen Dank dafür!! 🙂 Die folgenden No Exit gehören zu den Bands, die es schon ziemlich lange (in diesem Fall seit 1991) gibt, die aber immer völlig an mir vorbei rauschten. Der Auftritt war sicherlich solide, riss mich aber in keiner Weise mit. Vielleicht war dies auch der immer noch recht frühen Tageszeit geschuldet. Ein Mini-Interview mit dem sehr netten Basser gibt´s jedenfalls am 06.01. zu hören. Die nächste Band Total Chaos steckte wohl irgendwo auf einer Autobahn fest und konnte den Auftritt nicht wahrnehmen. Was für ein Glück, nicht weil ich Total Chaos nicht mögen würde (ich kenne ja auch nur zwei Songs), sondern weil als Ersatz Schmeisig die Bühne betraten. Auch diese fallen in die eben erwähnte Kategorie von Bands, die man zwar vom Namen her kennt, aber nie wirklich gehört oder gesehen hat. Zumindest beim Punk im Pott und dem Ruhrpott Rodeo schiebe ich das einfach mal auf die Spielzeiten. Meistens (wie auch heute) machen Schmeisig den Opener (11.30 Uhr). Völlig unmögliche Zeit, besonders am zweiten Tag. Meine Güte, was habe ich da verpasst. Die Akustik-Punk-Cover-Sonstwas Mischung ist ja sowas von genial! Mag auch daran liegen, dass u.a. mit Quadrat im Kreis, eines meiner liebsten WIZO Stücke gecovert wurde, aber was hier abging toppt für mich das Festivaljahr! Sogar die Security im Graben tanzte mit. Mein persönlicher Headliner! Dieses Mal dann auch zum ersten Mal bewusst gesehen und gehört: Fahnenflucht. Seit Jahren hängen mir einige Freunde in den Ohren, Fahnenflucht seien ja so gut … und ja, stimmt. Guter Punkrock, gute Texte, das gefällt durchaus. Anschließend dann COR, die zwar (finde ich) in kleinerem Rahmen besser funktionieren, aber auch hier durch engagierte Ansagen und ordentlich Lärm gut ankamen. Lockerer wurde es dann im Anschluss bei den Abstürzenden Brieftauben, die wieder zu zweit auf der Bühne standen. Hier gab es ja im letzten Jahr einige Diskussionen, ob die Reunion ohne Konrad funktionieren würde. Scheinbar ja, eine erfolgreiche Tour wurde gerade absolviert und auch die Turbinenhalle war letztes wie auch dieses Jahr gut gefüllt mit textsicheren, tanzenden Menschen. Fun-Punk ist und bleibt zwar nicht mein Ding, aber was hier geboten wurde war schon wirklich schön anzusehen/-hören. Ähnliches gilt für Pöbel & Gesocks. Ab einem gewissen Pegel kann man der Band eine außerordentliche Partyeignung inklusive passender Showeinlagen nicht absprechen. Pöbel und Gesocks- Oi Oi Oi funktioniert live einfach super – besonders beim Punk im Pott. Wohl als Kontrast kam dann anschließend Götz Widmann auf die Bühne, es wurde ruhiger und für mich auch etwas belanglos (ja ich weiß – „wie kannst du nur, du hast ja keine Ahnung…“). Stimmt. Fuckin´ Faces kamen als nächste, seit ca. 6 Jahren nicht mehr gesehen, haben Spaß gemacht. Richtig gehaltvoll wurde es dann wieder mit den Kassierern, die den diesjährigen Headliner darstellten, jedenfalls für uns. Gewohnt gute Show, die mich allerdings zugegebenermaßen nicht mehr so fasziniert wie noch vor ein paar Jahren. Zu feiern gab´s übrigens auch was. Die Kassierer wurden vor ein paar Wochen mit dem „goldenen Umberto“ der ProSieben Show Circus Halli Galli ausgezeichnet – für ihr Lebenswerk. Mehr als verdient!

Da Bilder bekanntlich mehr erzählen als tausend Worte, zum Abschluss noch ein bisschen Buntes. Noch mehr und bessere Bilder gibt es auch wieder wie gewohnt beim Punkrock-Sekretär, guckt mal rein!

Bis zum nächsten Jahr und allen einen guten Rutsch! 🙂

 

 

Rasender Stillstand (Foto: Hendrik Müller Fotokunst)

Mit Rasender Stillstand hatten wir uns seinerzeit auch schon wegen unserem Punk im Ruhrgebiet Buch getroffen. Die lose Plauderei im Rahmen vom Bierschinken eats FZW wollten wir unbedingt nochmal vertiefen, was wir nun auch endlich mal getan haben. Treffen in Dortmund war schwierig, deswegen haben wir der Band unsere Fragen per Mail geschickt, die Band hat sich beim Proben ausgetauscht und Rodger die Antworten schließlich in Form gegossen. Los gehts:

Mir gefällt, dass der Titel zwei Sachen aufgreift, die im Punk wichtig sind. Man kann auf und vor der Bühne ausrasten, oder weil einen bestimmte Zustände zum Ausrasten bringen. Welcher Punkt ist euch wichtiger?

„Ausrasten“ ist ein stark emotionaler Zustand. Quasi weiße Blitze im Kopf kriegen gekoppelt mit dem Bedürfnis, wild um sich schießen zu wollen! Im Übrigen, wer dieses Gefühl noch nie verspürt hat, sollte sich vielleicht mal ganz dringend selbst hinterfragen! Zu der Frage: Exakt neutral ausgedrückt: Der Zweite Punkt!

Ich finde euren Sound ziemlich einmalig. Manchmal glaube ich so Wavepunkanleihen zu hören, ich höre Hardcore, Punk. Im Großen und Ganzen klingt ihr ziemlich verrückt. Wie würdet ihr euch selber beschreiben?

Punk und Hardcore sind nicht nur musikalisch unsere Wurzeln und schwingen wohl immer bei uns mit. „Wavepunkanleihe“ ist als Begriff eindeutig falsch, zeichnet er doch eine Rückblende, die so nie existiert hat. Viele waschechte Punkbands von Mitte der siebziger bis Anfang der achtziger Jahre klingen aus heutiger Sicht seicht bzw. poppig (was sie damals nicht waren). Erst die Musikindustrie kreierte aus den weniger militant agierenden Bands, die eingängiger waren und von daher in der Breite besser zu vermarktenden waren, den Begriff „(New) Wave“ Musik (bekanntestes Beispiel sind da „The Cure“). Es gab diese Begrenzungen einfach nicht im Ursprung und zurück zu uns warum sollten wir damit anfangen. Wer gibt uns das Diktat vor z.B. in einem AZ, wo es doch so meinen wir uns erinnern zu können um „Freiheit“ geht, uns vergleichsweise zu anderen Bands, für unseren zu unangepassten „Punk“ zu kritisieren!!! Das macht keinen Sinn! Also wir machen die Mucke so wie sie aus uns kommt und das entsteht oft aus unterschiedlichsten Beweggründen, mit den sehr im Ausdruck variierenden Songs die dabei entstehen. Insofern gab es bei uns bis dato auch kein sogenanntes Konzeptalbum…
Verrückt? In einer verrückten Welt braucht man einfach auch eine gewisse Portion Wahnsinn um sich selbst zu schützen vor der grassierenden Oberflächlichkeit, Ablenkung, Gleichgültigkeit, Zwanghaftigkeit, geistiger Abschaltung und der daraus resultierenden sabbernden Überheblichkeit, Inhaltslosigkeit, kranker Konkurrenztriebhaftigkeit, kalter Berechnung, innerer Leere, Isolation und stumpfer Gewalt!

Ihr positioniert euch in den Texten politisch eindeutig links. Wie wichtig findet ihr das im Punkbereich?

Wer erklärt uns denn jetzt mal bitte schön jenseits vom Verfassungsschutz was „eindeutig links“ ist! Darüber hinaus, wenn wir mit einer Aussage wie „Die westlichen Demokratien bestehen mehr und mehr nur noch aus wirtschaftlichen Machtkartellen mit dem einzigen Ziel der Maximierung ihrer Profite, wogegen Menschenrechte und das Völkerrecht von ihnen nur noch als ausgehöhlte Phrase hervorgeholt werden, um geostrategisch ab und an sich moralisch über andere „Konkurrenzsysteme“ stellen zu können!“ eindeutig links ist, dann sind wir wohl an dieser Stelle eindeutig links. Ansonsten erleben wir in unserem Umfeld „eindeutig links“ oft als Mystifizierung einer Zeit in dem in Deutschland mal 100-tausende von Menschen auf die Straßen gegangen sind, in dem festen Glauben von unten etwas bewegen zu können, wie z.B. die Verhinderung des Baus von Atomkraftwerken. Waren die schlagartig auch alle eindeutig links?! War Sophie Scholl wie beim Verhör vor ihren Schlächtern selbst angegeben „eindeutig unpolitisch“? Bullshit!!! Wir versuchen wie viele andere um uns herum auch, sich möglichst gegenseitig zu unterstützen, in einer komplexen und komplizierten Welt nicht den Kopf zu verlieren, nicht zu resignieren, trotz der globalen Perspektivlosigkeit, des Ausverkaufs und Zerstörungswut der „Reichen, Fiesen Fetten“, bereit zu sein zu kämpfen, die notwendigen (oft ganz unspektakulären) Schlachten des Alltags zu meistern und davon die eine oder andere auch mal zu gewinnen, sich natürlich gesellschaftlich einzumischen und zu positionieren, da wo man was ändern kann und vor allem die Leute zusammenzuhalten, egal wer jetzt Veganer ist oder nicht, wer gerade welches Land auch immer boykottiert oder nicht, oder einfach da wo es geht zu helfen, wenn einer schlicht und ergreifend gerade nicht mehr klarkommt. Muss man um das zu tun eindeutig links sein? Jenseits dieser humorlosen, verlogenen und auch falschen links- rechts, schwarz – weiß, und richtig und falsch Schablonen haben wir diese Haltung, die aus unserer Sicht für jeden Punk eigentlich selbstverständlich sein sollte: Wir bestehen alle aus Fleisch und Blut und sind Menschen. Wir sollten schauen wie wir die Feindbilder aus den Köpfen einiger Idioten herausbekommen und vor allem nicht den Fehler machen, in den gleichen düsteren Welten zu ertrinken, sich gerade als Punk von fremdbestimmten Menschen oder Gruppen, die voll sind von Hass und Vernichtungsfantasien gegen andere, so wie es z.B. Rassisten, religiöse Fanatiker u.a. tun, zu unterscheiden.

Das Ruhrgebiet hat ja generell die ein oder andere auffällige Punkband hervorgebracht. Wie erlebt ihr die Szene im Ruhrgebiet?

Die Szene im Ruhrgebiet hat im Gegensatz zu den ganz großen Punk-Szene-Städten wie Hamburg und Berlin nie die großen auffälligen Bands hervorbringen können, es sei denn Du sagst uns Mönchengladbach liegt im Ruhrgebiet! 😉 Dennoch gab und gibt es sehr viele unterschiedliche auffällige Bands mit einem sicherlich auch eigenen Ruhrgebietsspezifischen Charakter. Dazu einen Buchtipp: Mit Schmackes „Punk im Ruhrgebiet“. (Anm. d. Red. ;-))

Ist das Ruhrgebiet ein gutes Pflaster für Punkbands?

Trotz des Drucks und starken Existenzkampfes der Kulturzentren, AZ oder auch kommerziell geführten Punk Live-Gig Locations bietet das Ruhrgebiet für Punkbands im Vergleich zu vielen anderen Regionen Deutschlands immer noch recht viele und interessante Auftrittsorte für Punkbands. Das Ruhrgebiet ist zwar weit weg von einem wilden „Punkhausen“, im Vergleich aber durchaus noch ein gutes Pflaster für Punkbands vom winzigen DIY „Wohnzimmerauftritt“ kleiner global agierender Punkbands bis zu „Punk im Pott“ als größter  Veranstaltungsort. Hier noch eine kleine Anmerkung an die Bands die im Ruhrpott spielen: Bitte schaut genau hin wo ihr seid. In den Läden sind fast immer Leute die total viel Engagement, Herzblut, eigenes Geld und/oder unbezahlte Arbeit darein stecken Euch einen tollen Auftritt zu ermöglichen. Wir erleben das leider manchmal, das Bands mit diesen „kleinen Helden“ gerne mal von oben herab, wie mit Dienstleistern im Niedriglohnsektor oder Pagen im Luxushotel umgehen! Also, egal wie kosmisch ihr Euch fühlt oder wie cool oder aufgeregt ihr auch seid: take care for the people in the back!!!

„Stadt-Rebellion“ kennen wir schon von eurer vorherigen Platte „Wenn einzelne nicht zählen“. Warum wolltet ihr den Song noch einmal neu aufnehmen?

„Stadt-Rebellion“ ist wie wir bei unseren Live-Gigs festgestellt haben ein Song, der sowohl musikalisch als auch textlich die „Punk-Seele“ sehr gut trifft. Wir haben den Song auf unserem aktuellen Album noch mal neu eingespielt, weil wir einerseits davon überzeugt sind, das er in der neuen Version noch besser abgeht, zum anderen haben wir unsere vorherigen Alben in sehr kleiner Auflage erstellt und möchten nun den Leuten die diese Alben nicht kennen, die Möglichkeit geben, diesen Song neu kennenzulernen.

Eure Platte habt ihr über Rast-Records veröffentlicht. Ich unterstelle mal, dass heißt, ihr habt das alles selbst in der Hand. Wo seht ihr die Vorteile und die Grenzen des Machbaren in Sachen DIY?

Die Sache mit RaSt-Records hat tatsächlich in erster Hinsicht den Hintergrund, das wir wie von Dir „unterstellt“ in gewisser Weise auch ein klein wenig stolz darauf sind in 4 Jahren „Rasender Stillstand“ das Heft des Handelns komplett in eigener Hand behalten zu haben und damit zumindest was unsere Vorstellung von „Punk“ entspricht authentisch geblieben sind. Der Preis dafür liegt sicherlich in einem viel höheren Aufwand in allen möglichen Dingen, die für einen Außenstehenden nicht so sichtbar werden. Ein gutes Beispiel sind zum Beispiel unsere ersten beiden Alben die (von außen dafür hochgelobt) komplett selber zusammengebastelt sind. Wenn Du zur Fertigstellung eines solchen Exemplars alles in allem 60 Minuten brauchst, fragst Du Dich schon manchmal, bei allem anderen Sachen die sonst noch so anfallen, ob Du nicht total einen an der Klatsche hast. Die ersten 30 Stück zu basteln hat sicherlich noch was mit Spaß und Kreativität zu tun, danach kommst Du Dir eher vor wie der Nachtarbeiter am Fließband. Der andere Nachteil von DIY ist sicherlich, das es ungleich schwieriger ist Dich als Band nach vorne zu bringen, als wenn Du ein (engagiertes!) Label, Plattenfirma, Booker etc. hast, die Dir (vermeintlich) große Auftritte besorgen, Deine Platten oder CD’s vertreiben, Dich über Videos promoten und Du schlagartig ein viel größeres Publikum erreichen kannst. Der Preis hierfür ist allerdings meistens eine immer größere Fremdbestimmung bzw. auch Entfremdung von Deinen eigentlichen Zielen hin zu einer Ebene, auf der es immer mehr nur um das Funktionieren, dem Entsprechen geht, oft einhergehend mit dem Zerfall der Band als einst Basis-Demokratische Einheit mit gleichen Interessen, Kreativität und unangepasster Individualität.

Letzte Frage: Punkkonzert für mehr als 5 Euro. Ja oder Nein?

Absurde Frage! Für die erfolgreiche Realisierung eines Punk-Konzertes spielen viele Faktoren eine Rolle. Brauchst Du zum Beispiel eine gute PA für den Gig, liegst Du mit einer Schnäppchen-Anlage schon bei € 800,-.
Die allein musst du durch Eintrittsgelder oft auf Risiko erst mal einspielen. Dazu können kommen: Anmietung einer Location, Bühne, Instrumentenbackline, Reisekosten, Genehmigungen, Strom, Hands Tontechniker ggfs Lichttechniker, Logistik, Gema, Werbung, Catering, Gagen, Reiskosten, Unterbringung, Reinigung, etc.
Natürlich kannst Du in einem AZ mit vorhandener Logistik ein Konzert für € 5,- durchziehen, oder auch ein komplett kostenfreies „umsonst & draußen“ Ding organisieren.
Das geht aber immer auf die Knochen von vielen freiwilligen und idealistischen Helferzellen die alles umsonst machen und das halten nicht viele Hands/ Macher ihr Leben lang durch ohne Bezahlung sich ständig richtig den Arsch aufzureißen!!!. Auf der anderen Seite finden wir es erbärmlich wie manche Bands durch Europa trampen, ohne zu wissen, ob es was zu essen gibt, ob es Pennplätze irgendwo gibt oder ob es vielleicht ein paar Euronen auf die blanke Tasche gibt, um dann am Rande ihres eigenen Konzertes noch Leute auf Kohle anschnorren zu müssen! Viele Besucher von Punk-Konzerten geben ihr Geld für den letzten Mist aus, aber bei der Punk-Band XY holen sie die „No Profit“ bzw. „Punk darf nichts kosten“ -Keule raus! Um sich anschließend über die Doppelmoral der Spießer zu ereifern! Unser klares Statement dazu: Ja, Punkkonzerte dürfen definitiv mehr als € 5,- kosten!!!

Die neue Platte von Rasender Stillstand heißt „Ausrasten“. Sie ist toll und u.a. über die Website zu bekommen.

http://www.rasender-stillstand.de/index.html

14.6. Langer August, Dortmund

5.7. Freibad, Bochum

16.8. Panic Room, Essen