Jajaja, „das ist doch kein Punk“ würde vermutlich einer der Autoren des Buches „Mit Schmackes Punk im Ruhrgebiet“ über die Band Ja, Panik aus Wien/Berlin sagen, weswegen der andere Autor einfach nicht gefragt hat, was er von diesem Artikel hält. Denn das Konzert von Ja, Panik in der Trompete Bochum war großartig und Band wie Konzert hatten was punkiges.
Und das nicht nur wegen des geradezu punk-esten Eintritt von 5 Euro. Es gibt derzeit kaum eine Band, die derart radikale Texte in so charmante Klang- und Worthülsen kleiden kann (was ja streng genommen auch wirklich ein Grund sein kann, dass die Band kein Punk ist). Aber schöner als in „Libertatia“ kann man nackt in der Badewanne sitzend antinationales Denken nicht in Worte fassen. Auch im Punk sollte die Ästhetik nicht zu kurz kommen, das wissen wir nicht erst seit den Kassierern.
Dem Kapitalismus gehts hier an die Wäsche, ggf. die ersten acht bis neun Minuten skippen, bevor es zur Sache geht.
Diesen Eindruck trügt auch nicht, dass sich irgendwelche Ersti-Germanistik Studentinnen während des Konzerts fürs Melt-Festival verabredet haben. Eine andere Gruppe Indiestudentinnen verabschiedete sich am späten Abend schließlich mit den Worten: „wo wir sind ist immer libertatia“, womöglich nichtsahnend worum es in dieser Zeile eigentlich geht. Dann wäre Ja, Panik geradezu subversiv infiltrierend.
Zudem ist die Trompete für einen Club ein sehr netter Laden, in dem ein Eisenpimmel Konzert zumindest theoretisch vorstellbar wäre.