Ist das schon die Provokation? Just eben wurde untersagt, den Theaterraum mit einem Bier zu betreten, als die Kassierer den Abend in einem Bühnenbild aus Bierkästen und dem Song „Das schlimmste ist wenn das Bier alle ist“ eröffnen. Größer werden die Skandale des Abends nicht. Es folgt ein hochvergnüglicher Theaterabend oder auch das bequemste Kassiererkonzert ever.
Kurz zur Story. Häuptling Abendwind (Uwe Rohbeck) und sein Volk leben fernab europäischer Maßstäbe von Moral und Kulinarik. Der Koch (Wölfi) bereitet hier noch Mensch zu, wenn auch fein abgeschmeckt. Als Häuptling Biberhahn (Uwe Schmieder) zu Gast ist, ist Mensch leider gerade aus. Zum Glück kommt der Europäer Arthur (Ekkehard Freye) gerade vorbei, die Tochter Atala (Julia Schubert) verguckt sich in den adretten Herren, der dann aber irgendwie auf den Teller kommt. (letztlich aber doch nicht, da waren wir aber Bier holen). Ein Stück über die gefühlte Überlegenheit des Westens, über die Durchmoralisierung des Lebens, Feminismus und und und. Durch die Zeche im Hintergrund könnte man es gar als Stück über das wilde Ruhrgebiet verstehen, das ja auch gern mal aus den ebenso schnieken wie hippen Städtchen wie München, Hamburg oder Berlin etwas herablassend belächelt wird.
Was den Abend im Besonderen so schön macht, ist die erfrischende Selbstironie aller Beteiligten. Da werden die Kassierer als Mallorca Punks beleidigt oder festgestellt, dass das Theaterpublikum doch eh nur wegen den Kassierer da ist. Gejohle im Publikum, hinter uns zischt ein Hansa.
Umso merkwürdiger ist dann die Kritik, dass das Ganze letztlich skandalfrei über die Bühne geht, während zurecht festgestellt wird, dass Wölfis Penis außer auf ein paar Abifeiern doch eigentlich für kaum jemanden jemals ein großer Skandal war.
Wer sich statt frei von Klamotten frei von einer niemals geschürten Skandalerwartung macht, wird mit geliebten Songs im angemessenen Ambiente, flotten Dialogen, viel Humor und (wer mag) Gedanken zum Weiterdenken belohnt. Und auch das Bierchen konnte man im Verlauf des kurzweiligen Abends noch trinken. Auch hier, weder Skandal noch Provokation, sondern einfach viel Witz als Opener der Punkoper.
Termine: 21.2., 6.3., 29.3., 10.4., 26.4., 9.5., 24.5.2015