Acht Jahre sind vergangen, seitdem Paranoya mit „Atmen“ mehr oder weniger ihr erstes richtiges Album veröffentlicht hatten. Erstaunlich, dass sie mit „Fragmente“ unbeirrt wieder veröffentlichen, als hätten sie einfach immer weiter gemacht.
Ich persönlich halte Paranoya für eine gemeinhin unterschätzte Band, von der ich mir durchaus mehr Präsenz gefallen lassen würde. Denn obwohl die Band immer so ratzfatz in die Deutschpunkecke geschoben wird, beeindruckt sie mich immer wieder mit ihrem absolut wiedererkennbaren Sound. Dass die eine Hälfte der Band dabei aus dem Metal kommt, ist nicht zu überhören. Damal wie heute haftet der Musik etwas brachiales, sprödes an, das gut zu den im positiven Sinne humorlosen Texte zwischen Wut und Nachdenklichkeit passt, ohne dabei musikalisch in so einem maskulinen Pathos zu Enden, der dem Metal bisweilen anhaftet.
Stattdessen weiß die Band in „Bitter“ auch keine aufbauende Antwort auf die Sinnfrage (was ich als Philosoph wiederum auch gar nicht so bedrückend finde). Bedrückend ist hingegen, dass der Song „Narren“ über rechte Biedermänner im Laufe der acht Jahre noch so viel aktueller geworden ist. Großartig ist der Text zu „Disney“, der die Traumwelt eines Utopisten oder sonst einem Lebenskünstler konterkariert, weil die Welt eben all das gar nicht hergibt: „Doch das hier ist nicht Disney.“ Kleiner Tipp: „Funktion“ kommt auch auf 45rpm ganz gut.
Herrlich auch die Aufmachung. Die Vinyl kommt in ausklappbarer Hülle mit einem starken Cover, das, wenn ich mich recht an Hendriks Worte bei Schließmuskel erinnere, aus seiner Feder stammt. Texte und CD kommen dazu. Was will man mehr außer vielleicht einen Disney-Sticker?!
Was gibt es zu kritisieren: Der Aufdruck für die A-Seite ist leider kaum als solcher zu erkennen. 😉