Letztes Jahr feierte das Too Drunk To Watch Filmfestival in Bochum eine wunderschöne Premiere. In der gemütlichen Atmosphäre des Neuland bei bestens gekühltem Schlegel gab es eine bunte Mischung von Punk auf der Leinwand zu sehen. Vom 28. bis 30.10. geht das Festival in die zweite Runde, unter anderem mit viel regionalem und der Deutschland-Premiere der NofX-Doku „A Fat Wreck“. Vorab haben wir mit Organisator Stefan geplaudert, dessen Gitarrenkünste übrigens am Sonntag in einem Film zu sehen sein werden.
Too drunk to watch geht in die zweite Runde. Wie hast du die erste Runde erlebt und musstest du lange überlegen, weiter zu machen?
Die Premiere im letzten Jahr war ziemlich cool. Ich hatte ja keine Ahnung, ob sowas funktioniert, aber es kamen tatsächlich an allen Abenden Leute und hatten Spaß. „Brennende Langeweile“ haben sich dann am letzten Abend fast 50 Leute angeschaut und wer den Raum im Neuland kennt, weiß, dass mehr gar nicht geht. Auch das anschließende Konzert mit TV Smith in der Trompete war gut besucht und ein ziemlich runder Abschluss des Festivals. Insofern musste ich nicht lange überlegen und es war eigentlich schon da klar, dass ich es dieses Jahr wieder machen werde.
Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, kommen ja viele Filme aus Berlin aus dem Programm des dortigen Too drunk to watch. Aber woher hast du zum Beispiel die Doku über das Heusner Viertel in Bochum?
Diesmal ist eigentlich gar kein Film der Berliner dabei. Das hat sich irgendwie so ergeben. Das Heusnerviertel war ja Anfang der Achtziger hier in Bochum ein besetztes Wohnviertel mit mehreren Straßenzügen. Das wurde dann wegen der Stadtautobahn abgerissen und heute steht nur nach das Thealozzi. Ich kenne das noch von damals und vor einigen Jahren habe ich mal bei Google danach gesucht und diesen Film gefunden. Jetzt läuft er beim Festival und ich hoffe, dass viele Bochumer kommen, um sich „Tanz auf dem Vulkan“ anzuschauen.
Insgesamt finde ich das Programm wieder sehr ausgewogen von regional bis international, von informativ bis vollkommen uninformativ aber sehr unterhaltsam wie bei Verlierer. Was ist dir wichtig bei der Zusammenstellung und worauf freust du dich am meisten?
Die Ausgewogenheit ist sicherlich ein Aspekt, aber letztlich ist auch das Angebot recht überschaubar. Der Eintritt läuft gegen Spende, der Platz ist begrenzt, da ist dann natürlich das Budget minimal, so dass ich Filme für die Leihgebühren anfallen, im Grunde kaum möglich sind. Ich freue mich eigentlich auf alle Filme, aber meine persönlichen Highlights sind „Tanz auf dem Vulkan“, die Deutschlandpremiere von „A Fat Wreck“ und dass am Sonntag Volker „Kampfgarten“ Wendland mit seiner Gitarre vorbei kommt und ein paar Lieder spielen wird.
Kosten 3D, HFR und Dolby Digital extra oder ist das in der Hutspende bereits enthalten?
Punk muss ja immer auch einen Gegenpol darstellen und deshalb wird beim Festival auf hochmodernen Technik Schnickschnack verzichtet. Bei den empfohlenen drei EUR, die Besucherinnen und Besucher in den Hut schmeissen sollten, bleibt dann sicherlich noch Geld übrig für ein leckeres Schlegel im Neuland, wo man übrigens auch ziemlich gut Essen kann.
Du machst Punk als Radiosendung ,zeigst Punk auf der Leinwand, in der Ramoetry hast du Ramones Texte als Lyrik lesen lassen oder veranstaltest Lesungen zum Thema Punk. Juckt es dich nicht manchmal einfach mal ein Konzert zu organisieren oder hast du schon andere Ideen für ein Punk Crossover?
Ein Konzert werde ich 2017 auf jeden Fall veranstalten, denn da wird Punkrockers-Radio 15 Jahre alt und das muss natürlich entsprechend gefeiert werden. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass wir das, wie zum 10-jährigen, wieder in der Rotunde hier in Bochum machen können. Die öffnet ja glücklicherweise wieder ihre Pforten. Ein Termin steht allerdings noch nicht fest. Andere Pläne gibt es noch nicht, aber mit Radio, Ramoetry und Filmfest bin ich auch reichlich ausgelastet. Ich gehe aber davon aus, dass mir früher oder später wieder irgendwas einfällt und dann mache ich es halt. Das ist ja auch nach 40 Jahren immer noch die Idee von Punk. Kein Plan haben, aber trotzdem machen.
28.-30.10. Too Drunk To Watch, Neuland, Bochum
——-
FREITAG
20:00 Tanz Auf Dem Vulkan
Eine Dokumentation über das einst besetzte Heusnerviertel in Bochum
21:30 Mia san dageng
Punk in München
——-
SAMSTAG
20:00 Oiro Kneipentour
Elf Konzerte in und vor elf Kneipen an einem Tag
20:30 Wo die Zitronen blühen
Kurzfilm der Band Oiro
21:15 A Fat Wreck
Deutschlandpremiere der Doku über das legendäre Label von NOFX-Sänger Fat Mike
——-
SONNTAG
18:30 Volker „Kampfgarten“ Wendland
Live und akustisch
19:30 Drei kurze Filme über die Kassierer
20:15 Verlierer
Der Kultfilm aus den 80ern mit Campino und Ralf Richter
——-
MONTAG
Abschlußparty mit MALASAÑERS und Dørn Shamrock ab 21 Uhr, Die Trompete