Jetzt geht es Schlag auf Schlag: Nach zuletzt den BicahunaS und zuvor Zepp Oberpichler präsentieren wir nun die Statements von Paranoya zu unseren Fragen zu Punk und Ruhrgebiet. Hintergrund: Wir haben vier Standardfragen, mit denen wir fast jeden konfrontieren, den wir so treffen. Einige Antworten kommen ins Buch, viele hier in den Blog.

Wie bist du zum Punk gekommen?

Zwiebel: Musik, Freunde und Alkohol. Dazu schön radikale Texte, Rebellion und das gerade in der Jugend.

Hendrik: Ich hatte unter anderem einen älteren Cousin, der schon ein paar Platten hatte. Dann durchs Provozieren zu Hause. Ich hatte am Anfang gar keinen Plan, fand das aber gut. So konnte man sich Abgrenzen.

Thorsten: Ich war Metalhead, aber in Hamm in einer Community aus Punk, Hip Hoppern und Metalheads. Da wurde auch nie provoziert, wie bei den beiden, und das war immer sehr angenehm und hat viel Spaß gemacht. Mein erster Wagen wurde im Zuge nur leider total verwüstet, hatte überall Bierflecken und ist irgendwann total durchgerostet. Viele Metalheads haben im Punk mitgemischt, man muss ja nur an Dritte Wahl denken. Das hatte was von langhaarigen Bombenlegern und das fand ich geil.

Marco: Ich bin als Aushilfsbassist bei Paranoya zum Punk gekommen.

Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?

Zwiebel: Das Ruhrgebiet ist ein riesiger Klumpen von Städten, die nah beieinander sind. Dadurch ist es wie eine riesige Stadt und es macht einfach Spaß, hier zu leben. Gerade bei Konzerten kann man überall hin, dazu gibts ne gute Infrastruktur.

Hendrik: Ich finde auch, dass es eine große Ansammlung von Städten ist, die aber eine beschissene Infrastruktur haben, was grade in den Abendstunden zu bedauern ist, da man nicht immer von Orten mit einer geilen Location weg kommt. Und ich finde es nicht gut, dass die Städte immer noch ihr klein-klein machen und somit an einem Wochende total viel geht, so dass sich Konzerte überschneiden und dann viele Läden nur mäßig besucht sind. Ganz lässt sich das wohl nicht vermeiden, aber vielleicht etwas besser organisieren. So doof das auch klingt, aber da kann sich das Ruhrgebiet was von Berlin abschneiden. Dieses „ich will heute nicht nach Essen fahren. Das ist mir zu weit“ habe ich aber für mich nicht kennen gelernt, weiß aber das manche das nicht so haben. Ansonsten lebe ich gern im Ruhrgebiet, weil mir der Schlag gefällt. Hamburg ist eine super Stadt und Berlin finde ich interessant, aber sobald ich nur von Duisburg rede, denke ich, „verdammt, warum habe ich dieses Heimatgefühl“. Ich hasse das und das Wort ist auch doof, aber ich bin da zu Hause, obwohl wir wissen, dass gerade in Duisburg das Geld nicht auf der Straße liegt, die Stadt nicht blüht und nicht alles super ist. Vielleicht ist es auch genau das und wenn ich darüber nachdenke, beschränkt sich das auch nicht nur auf Duisburg, sondern bezieht sich auch auf andere Städte im Ruhrgebiet, wie Hamm nun mal auch, es ist eben der Pott.

Thorsten: Ich bin hier geboren und aufgewachsen und habe hier einiges erlebt. Klar ist das im Laufe der Jahre weniger geworden, aber das hat einfach immer Bock gemacht.

Marco: Heimat und Lebendigkeit.

Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?

Zwiebel: Beides ist laut und dreckig.

Hendrik: Das ist mir zu einfach. Es gibt ja auch so Avantgardegeschichten hier wie damals im Mono in Duisburg, mit experimentellen Klängen, Metall, wie die Neubauten und sowas. Punk beschränkt sich ja nicht nur auf E-Gitarren. Es geht um eine Haltung, darum was auszuprobieren und zu experimentieren. Ich glaube, da bietet das Ruhrgebiet eine Menge und ist mit dem Punk sehr verbunden. Es gibt genug Ecken, wo man mal ein Haus für eine Nacht klar machen kann, da macht man dann ein Konzert oder eine Party und haut dann wieder ab. Man versucht eben, aus nichts irgendwas zu machen, was anders ist. Ich finde auch ganz gut, dass diese ganze Szene-Diskussion am Ruhrgebiet ziemlich abgeprallt ist und man muss sich hier von einer Szenepolizei nichts sagen lassen und kann einfach seinen Kram machen, das verbindet Punk mit dem Ruhrgebiet.

Thorsten: Die Mentalität. Vielleicht braucht man sowas wie Punk, um mental gesund zu bleiben. Viele Menschen schaffen es nicht, nicht nur zu arbeiten und nicht nur so zu leben, wie es einem vorgekaut wird. Auch dabei kann man seine Grenzen schnell ausloten. Man sieht das zum Beispiel auch in Detroit, dort sind die Menschen in einer ganz ähnlichen Situation und auch dort hat sich plötzlich wahnsinnig viel in Sachen Musik und Underground entwickelt. Gerade in unserer Zeit hört man soviel von Leuten hört, die psychisch abkacken. Man merkt selbst oft, dass man erstmal wieder ein paar Schritte zurück gehen muss, um ein paar nach vorn zu gehen. Da hilft es echt, wenn man sagen kann: „Fuck off, ich spiel in ner Band und das ist mein Ding.“

Marco: Bodenständigkeit und Authentizität.

Was ist für dich der „punkigste“ Ort im Ruhrgebiet?

Zwiebel: Der Dirty Faces Plattenladen in Bochum. Das war immer eine coole Atmosphäre mit netten Leuten und einem Bierchen. Dazu gab’s immer Geschichten vom Wolfgang (Wendland, Anm. d. Red.) über neue Texte und nebenbei wurde Musik gekauft.

Hendrik: Früher war es für mich die Fabrik in Duisburg, ganz klar. Jetzt würde ich sagen das AZ Mühlheim gefolgt vom Drucki.

Thorsten: Das AZ Mülheim. Da haben wir auch eines unserer ersten Konzerte gespielt und auch mit die meisten.

Marco: Ansonsten stimmt da auch alles. Die Leute, die Atmosphäre, das Essen.

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