Dat Buch ist raus, aber auch in Zukunft wollen wir hier im Blog weiter machen. Wir freuen uns, dass die politisch korrekte Alternative zu Brigade S., die Bochumer Die Shitlers, unsere 4 Standardfragen beantwortet haben.

1. Wie bist du zum Punk gekommen?

Frank: Vor etwa drei Jahren brauchte ich sehr schnell sehr viel Geld. Bei der Frage, wie dieses am schnellsten zu beschaffen sei, fiel die Wahl natürlich sofort auf Punk. Also ging ich zum Force Attack und zum Ruhrpott Rodeo und saugte das notwendige Wissen auf. Nachdem ich eine Punk-Legende wurde und die erste Million zusammen hatte, kaufte ich Punk. Momentan wird Punk von den Shitlers und mir kaputtsaniert und bald zu einem zu hohen Preis verkauft.

Chris: Ein damaliger Freund spielte mir in der zweiten Hälfte der 80er Jahre häufig Die Ärzte- und Die Toten Hosen-Platten in seinem Jugendzimmer vor, die er zuvor von seiner großen Schwester geliehen hatte. Später kursierten Tapes von den Ramones, Toy Dolls, den Goldenen Zitronen und Dead Kennedys. Bei einer Jugendfreizeit 1992, ich war 12, hat mir dann eine Betreuerin, die so punkmäßig rumlief und die ich deshalb total toll fand, den Punk erklärt und wie da alles so läuft. Das fand ich schon sehr beeindruckend. Damals lief grade „Smells like teen spirit“ rauf und runter und man kam zwangsläufig mit harter Musik in Verbindung. Wirklich eingestiegen in die Materie bin ich jedoch durch das „Learning English“-Album der Hosen. Von da an habe ich begonnen, mir mehr Informationen über das Thema Punk zu besorgen.

Martin: Den ersten Kontakt hatte ich im Kinderzimmer meines Cousins, der damals die ‚Kauf Mich‘ hatte, da dürfte ich so neun oder zehn oder so gewesen sein. Damals war mir das aber noch ziemlich egal. Ein anderer Junge, den ich von den Pfadfindern kannte, stellte mir dann im Sommerlager 1996 ‚Planet Punk‘ und ‚Opium für´s Volk‘ vor, die ich ihm dann sofort nachgekauft habe. Da war ich glaube ich zwölf, und seitdem sehe ich mich auch als Punk. Die Entwicklung schritt schnell voran, zu Weihnachten wünschte ich mir von meinen Eltern CDs von Wizo und der Terrorgruppe, und fing außerdem zwischenzeitlich (d.h. im Herbst 1996) an Gitarre zu spielen und Zigaretten zu rauchen und keepe den Scheiß bis heute real.

2. Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?

Frank: Ja.

Chris: Ich bin 1999 aus Eschweiler, einer Kleinstadt bei Aachen, nach Bochum gezogen um hier zu studieren. Wegziehen wollte ich seitdem nie. Bei mir ist es inzwischen so, dass wenn ich von Besuchen in Eschweiler nach Bochum zurückfahre und ich dann auf der Autobahn das Ruhrgebiet-Schild sehe, mir jedes Mal ein Stein vom Herzen fällt. Denn Eschweiler ist wirklich ein ziemliches Kaff. Dagegen ist Bochum eine pulsierende Metropole. Und wenn dann noch in der Ferne das Intershop-Schild blau aufleuchtet, ist alles in Ordnung. Ich bin aber auch sehr gerne in Hamburg, weil da einfach viel mehr Bands auftreten, die mich persönlich interessieren.

Martin: Ruhrgebiet ist das beste Gebiet.

3. Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?

Frank: Nein.

Chris: Punkmäßig geht hier halt einiges und es gibt sehr gute Läden, in denen so was möglich ist. Wenngleich manche Sachen hier auch nicht so funktionieren. Ich höre seit jeher mehr so Garage-Punk und ähnlichen Kram und solche Bands hatten und haben es meiner Meinung nach immer etwas schwer im Pott, ist ja auch ne ganz andere Szene. Mit der Killernieten-Fraktion hatte ich eigentlich nie viel zu tun, von da aus kann ich das vielleicht nicht wirklich beantworten.

Martin: Naja, es gibt halt Punks hier, die Szene ist ganz okay, finde ich und hat auch ein paar charakteristische Eigenschaften. Anders als Hamburg oder Berlin war aber wenig bemerkenswertes. Und besonders kontrovers oder sowas war Punk hier eigentlich auch nicht, man ist ja allgemein recht aufgeschlossen und liberal hier im Ruhrgebiet. Ich glaube, da kann man in schleswig-holsteinischen Dörfern mehr Hate und Widerspruch provozieren.

4. Was ist für dich der “punkigste” Ort im Ruhrgebiet?

Frank: Vor dem Rauchverbot: Intershop Bochum gegen 8 Uhr morgens. Jetzt weiß ich nicht.

Chris: Ich mag das Unten Linx in Dortmund sehr gerne. Ich war auch eine Zeit lang häufiger im Dirty Faces-Plattenladen in Bochum, weil ich da viele Platten gekauft habe und es dort meist recht unterhaltsam war. Ansonsten kann ich mich bzgl. dieser Frage Martin Shitler inhaltlich nur anschließen.

Martin: Auf jeden Fall nicht das AZ, Rattenloch oder wie die Läden sonst so heißen. Eher komische Orte, wie das Ernies in Dortmund oder die Ritze oder die Rote Laterne in Bochum, wo unvorhergesehene Dinge passieren. Viele Punker sind ja recht konservativ und eindimensional, mit denen kann man nur sehr eingeschränkt Spaß haben.

Live:
16.11. Dortmund – Unten Linx (mit 84Breakdown)
06.12. Bochum – Rottstr. 5 Theater
20.12. Witten – Punk’n’Rap Festival

http://dieshitlers.blogspot.de/

Schon lange haben wir keinen unserer beliebten Standardfragenkataloge mehr online gestellt. Neben dem Blog will ja auch noch ein Buch geschrieben werden … Über den hier freuen wir uns jedenfalls sehr: DiE WuT aus Gelsenkirchen hat unsere Fragen schriftlich beantwortet, aber konzeptionell mündlich formuliert. Das gefällt uns und ist deshalb nicht redigiert 🙂 Viel Spaß!!!

1. Wie bist du zum Punk gekommen?

LEO: Das war damals ein ziemlich ausgefeimter Plan von mir. Also mit 12 war ich eigentlich mehr so der Metaller, mit lange Haare und Iron Maiden Aufnäher und so. Aber dann bin ich wegen ungezogenem Benehmen von der Realschule geflogen und auf auf ne Gesamtschule gekommen. Da gab es zwar auch Metaller, aber die Punks waren eindeutig die Korrekteren. Musikalisch ist es bei mir so gelaufen wie es eigentlich keiner in meinem Alter zugeben würde. ÄRZTE, TOTEN HOSEN und DIE ABSTÜRZENDEN BRIEFTAUBEN. Aber dann kam auch schon ein Tape das ich von nem Kumpel bekommen habe, A-Seite: SEX PISTOLS; B-Seite: BLUT + EISEN. Als nächstes kam dann n bunter Iro und ChAostAge in Bramsche bei Osnabrück. Da war dann endgültig alles klar.

PEDRO CIGAR: Eigentlich ist der Punk zu mir gekommen, denn seit ca 30 Jahren höre ich 60ties garage stoff und meine lieblingsbands sind the stooges, mc5 und the seeds.

SEBB: Ich habe mir irgendwann mit anfang 16 gedacht, dass ich die Mukke ganz „ok“ fand. Desweiteren orientierte ich mich in einer gewissen Art und Weise an alternativen Denkensweisen. Die Eltern verstanden das alles noch nicht, als ich sie drauf ansprach, dass ich ALLES scheiße finde und es andere Wege geben müsse als immer überall mitzufließen. Nach ewigen Auseinandersetzungen kam mir der gedanke: „Nä! Werd das, was deine Eltern nicht wollen…ASOZIALER, wie sie es immer nannten“. Ich habe damals eine Lehre zum Kfz-Mechatroniker angefangen und später mit 18 abgebrochen, weil mich die obersten Makka-Anzugträger der Cheffetage ansprachen, „Ist hier Farbe ausgelaufen!? Mach mal deine Kappe ab. Ja, wie sieht das denn aus?! Was sollen unsere Kunden denken!?“ Ich habe dann einfach gesagt, dass kein Kunde mich jemals negativ wegen des bunten Iros angeguckt hat, ich Trinkgelder bekäme, etc, sie mich nun langsam am Arsch lecken können, und ich nie wieder komme. Und weg war ich. ALLES ging mir auf den Piss. Ich hatte ne Krawatte auf alles, was in die Discos geht, auf alle Ordnungshüter, auf jeden Anzugträger,… . Nebenbei spielte ich schon in der Bochumer Punkband T.S.K.b. Gitarre und etwas Gesang. Die zwei Jahre alleine denke ich brachten mich zum Punk.

SEMMEL: Watt soll ich sagen, durch nen Klassenkameraden, war warscheinlich der erste Skin (kein Fascho) in Gelsenkirchen. Kurz und bündig. Von Ihm stammt übrigens der Text zu unserm Song „Freiheit“.

2. Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?
LEO: Naja, ich bin halt gebürtiger Gelsenkirchener, hab aber seit meinem 5 Lebensjahr in Nordeutschland gewohnt. Osnabrück, Hannover, dann bin ich aber wieder in Bochum gelandet. Abgesehen davon bedeutet das Ruhrgebiet für mich das was alle Punker lieben, Dreck und Lärm!!!

PEDRO CIGAR: Nein, hat es nicht – denn ich könnte überall leben.

SEBB: Selber stamme ich aus einer typischen Pottfamilie. Der Vatta war in der Schwerindustrie und die Oppas auf Pütt gewesen. Bin halt auch ein „Pottkind“. Ich bin Zecheninfiziert und gehe heute noch in verlassene Stollen und Schächte, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Als ein Kind der 80er und 90er sah ich sehr selten sich drehende Räder aufm Förderturm, was das Ruhrgebiet nun halt zum „Ruhrgebiet“ machte. Ich sah zwar den Schmutz überall, und sehe ihn heute noch, nur vermisse ich das, was ich nie kennenlernte – Die Pottmentalität von der die Alten sprechen.

SEMMEL: Tja, is halt mein Zuhause, feddig. Will nich weg hier.

3. Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?
LEO: Ja klar, DiE WuT und wie schon erwähnt, Dreck und Lärm!!! Ob es ansonsten irgendwelche Verbindungen gibt die es z.B. in Berlin, München oder sonnstwo nicht gibt, glaube ich jetzt ehrlich gesagt nicht. Höchstens die vielen Büdchen haha.

PEDRO CIGAR: Ich bin hier geboren.

SEBB: Das Ruhrgebiet ist für mich wie eine einzige riesige Stadt, die mit vielen Bahnen und Bussen zusammengehalten wird. Wie ein Berlin, was auseinander gestreckt wurde (Um mal die Berliner Szene von ihrem oft so hohen Ross zu hohlen..haha). Man fährt so immer zu den Punk-Konzis um die Ecke, in die Nachbarstadt, oder noch weiter. Sieht man das Ruhrgebiet auf einer Landkarte, so erkennt man auch, wie die Stadtzentren nebeneinander liegen. Die Szene hier kennt sich zum größten Teil. Und wenn man sich nicht kennt, dann um maximal eine Ecke von die Bekannten.

SEMMEL: Zusammengehörigkeitsgefühl. Fertig. hähähähähä….

4. Was ist der punkigste Ort im Ruhrgebiet?

LEO: Die Ückeck in Gelsenkirchen, das Wageni in LA, die Kurve in Witten und die Küche der Mutter meiner Frau haha…

PEDRO CIGAR: Dat is unser Proberaum, denn da geht die Post ab. (hihi, anmerkung von Leo: er war früher Briefträger haha)

SEBB: Dito Leo.

SEMMEL: Die Alten Läden gibt es ja leider nicht mehr, vieleicht noch das AK47. Bin kein Kneipengänger

Und weils so schön ist, das ganze nochmal in Punk:


So weiter geht´s! Wir waren am Dienstag zum ersten Mal in unserem Leben in Gladbeck. Viel gesehen haben wir nicht, war dunkel. Aber die Kneipe/Café, in der wir zum Interview verabredet waren, haben wir auf Anhieb gefunden – immerhin. Netter kleiner Laden! Bevor wir pünktlich um 20.45 vom Fußball vertrieben wurden, hatten wir ausreichend Zeit unseren Interviewpartner Alex Schwers über alles Mögliche auszuquetschen. Themen gab es einige, allen voran natürlich Alex´s beide Festivals „Punk im Pott“ und „Ruhrpott Rodeo“, darüber hinaus aber natürlich auch einiges zu Alex selbst und der langen Liste an Bands in denen er spielt/gespielt hat. Außerdem wurde das Punkrock Bootcamp, Kommerz(vorwürfe), Ordnungsämter und natürlich das Ruhrgebiet beackert. Da sich das allermeiste davon im Buch wieder finden wird, gibt´s hier als Vorgeschmack mal wieder die Standardfragen auf die Augen:

  1. Wie bist du zum Punk gekommen?

Alex: Ich war immer schon musikinteressiert, aber so richtig zum Punk gekommen bin ich über ne handvoll Platten über andere Leute. Ich fand die Musik am Anfang auch gar nicht so toll, sondern tatsächlich eher billig – ich wollte halt irgendwie ein guter Musiker sein. Ich war da so gerade 14 als die Leute mit Dead Kennedys ankamen, aber die Attitüde dahinter hat mich nicht interessiert zu der Zeit. Bei mir ging´s eher um guten Sound und so was, aber ob Jello da jetzt in Californien kandidiert oder ob der jetzt politische Texte hat, hat mich nicht interessiert. Aber die älteren Leute mit denen ich zu der Zeit rumgehangen hab, haben mir das eingebläut, die haben gesagt „Das ist geil!“ und ich konnte halt früh gut Schlagzeug spielen und ich musste dann herhalten „So, spiel jetzt hier!“ und so hat sich das entwickelt. Das hat dann aber über die Jahre irgendwann meinem Naturell entsprochen, da hab ich dann irgendwie gedacht „boah, dat is total geil!“, also das ist so fließend passiert und dann war´s auf einmal mein Ding. Aber es gab nicht diesen zündenden Fernsehauftritt der Pistols oder Ramones, den gab´s bei mir überhaupt nicht.

Und dann kam halt die Zeit mit HASS, da war ich dann aber auch schon 18 oder so, da war mir die erste Zeit schon fast nen bisschen peinlich (lacht), die erste Platte ist ja musikalisch grottenschlecht. Und die Band kannten ja auch alle meine Freunde und ich fand´s erst belustigend und hab gedacht „Oh Gott, da spielst du jetzt“ (lacht). Ne, aber so mittlerweile ist das schon meine Bewegung, und jetzt nicht nur weil ich da ständig mit zu tun hab, sondern weils einfach auch meine Einstellung ist, mein Ding eben!

 

  1. Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?

Alex: Wieder sehr! Ich hab´s jahrelang son bisschen „verachtet“ und wollte auch hier jahrelang raus, bin aber ja auch viel woanders, in Hamburg z.B. und weiß mittlerweile dass ich das Ruhrgebiet so mit seiner Belanglosigkeit und seiner „öden Tragik“ total liebe und brauche. Also es hat ne Riesen Bedeutung für mich und ist so der Fleck von denen die ich besser kenne, wo sich die Leute am wenigsten ernst nehmen – dat find ich eigentlich ganz geil! Also ich wär noch bereit mal für ein paar Jahre hier weg zu gehen, aber meine Basis fürs Leben ist hier – ich werd hier sterben, ganz einfach.

 

  1. Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?

Alex: Naja, wenn man jetzt Punk als radikales Aufbegehren gegen Obrigkeiten und die Staatsmacht sieht, dann ist der Ruhrpott da falsch. Aber wenn man Punk als totales Durchhängen und „irgend ne Scheiße machen wo man Bock drauf hat“ sieht, dann ist der Ruhrpott genau das Ding! Also für mich ist der Ruhrpott irgendwie so die Punkrock-Basis (lacht), obwohl es eigentlich nicht so ist, aber das entspricht meinem Empfinden mittlerweile. Ist aber überhaupt nicht patriotisch oder son Scheiß gemeint – ich wohn hier einfach total lange und irgendwie bin ich so wie der Ruhrpott (lacht)!

 

  1. Was ist der „punkigste“ Ort im Ruhrgebiet?

Alex: Das ist für mich so ´ne Bahnanlage hier in Gladbeck, wo ich heute noch mit meinen Kindern öfter spazieren gehe, wo seit 30 Jahren alle Punkbands der Welt mit Graffitis verewigt sind. Ich weiß bis heute nicht wer das war, ich hab nur in den letzten Jahren meinen Teil dazu gegeben (lacht) – und das ist total Punk! Da hab ich auch schon Dead Kennedys gelesen, bevor ich die jemals gehört habe!

 

So kann es weitergehen: Ein gleichermaßen netter wie ergiebiger Freitag war das. Am Nachmittag ging es für Philip zunächst nach Bottrop in eine Schalke-Kneipe, wo u.a. ein wunderbarer Gastbeitrag eingetütet wurde, aber in erster Linie bei den ersten Bier des Tages über Musik gequatscht wurde. Am Abend begingen außerdem die Lokalmatadore ihr 30-jähriges Jubiläum in einer ausverkauften Zeche Carl. Allerdings ohne uns (dachten wir) denn wir hatten keine Karten. Dennoch ein passender Anlass uns mit Speck, der zusammen mit ein paar Freund_innen in den 80er Jahren (genauer von 1984-1991) einige großartige Punkbands aus aller Welt in die Zeche Carl brachte (u.a. natürlich auch die Lokalen – siehe Flyer), zu treffen. Also gings von Bottrop weiter nach Altenessen. Hier ging es in unserem Gespräch besonders um die frühen Tage der Zeche Carl und ihre Bedeutung für die Punkszene in den achtziger und neunziger Jahren. Interessante Geschichten rund um die Szene, die Vernetzung untereinander und nach Übersee, Brieffreundschaften, erste Bookingversuche und das Klofenster der Zeche Carl kamen da zu Tage. Aber auch die Veränderungen, beziehungsweise „Professionalisierung“ (Stichwort Kommerzialisierung) in den folgenden Jahren waren Inhalt. Alles begleitet von ein paar guten Stauder Pilsken – ein an sich schon guter Abend. Getoppt wurde es nur noch durch unseren überaus sympatischen Interviewpartner, dessen Großzügigkeit und Verhandlungsgeschick mir auch noch einen Platz auf dem ausverkauften Konzert sicherte – an dieser Stelle nochmal besten Dank dafür!! 🙂 Zu den Lokalen selbst will ich an dieser Stelle gar nicht viel sagen – war ein gewohnt großartiges Konzert, für das ich selbst allerdings etwas zu nüchtern war (ausverkaufte Konzerte mit zweistündiger Bierwartezeit sind nichts für mich). Fotos und einen gewohnt professionellen Bericht vom Konzert gibts natürlich wieder bei Maks, auf den ich hier mal verweise!

Weil wirs schon länger nicht mehr hatten, hier noch unsere Standardfragen, diesmal eben beantwortet von Speck:

1. Wie bist du zum Punk gekommen?

Speck: Wie fast alle über die Sex Pistols mit Never Mind the Bollocks oder etwas später auch The Great Rock´n´Roll Swindle als Film.

2. Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?

Speck: Na klar, Ruhrgebiet ist da wo ich zuhause bin, wo ich mich wohlfühl, wo ich lebe, wo meine Freunde sind – wo eben alles zusammenläuft!

3. Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?

Speck: Ja klar, Authentizität! Und Spaß haben, auch über (Stadt)Grenzen hinweg, die interessieren eigentlich nicht, auch wenns da mal kleine Rivalitäten gab, aber die sind ja eher lustig anzusehen. Das ist halt das Ding was mir hier gefällt!

4. Was ist der „punkigste“ Ort im Ruhrgebiet?

Speck: Auf jeden Fall der Partykeller von meinem Freund und Nachbarn! Es gibt tatsächlich noch Partykeller, ohne Fenster, nur nen bisschen Licht, dafür aber mit jeder Menge Platten und vielen Plattencovern anner Wand!

PS: Besten Dank an Helge Schreiber für die Flyer und die Verbindung zu Speck!

Wenn man „Prügel“ bei google eingibt, kommt schon auf Platz 3 die Band „Prügel“ aus Witten. Herzlichen Glückwunsch! Vielmehr aber wegen der Tatsache, dass sie eine Punkband aus Witten sind und weil wir ihr Album „Musik“ gut finden als wegen ihres beeindruckenden Google-Rankings haben wir Prügel gebeten, unsere Fragen zu beantworten. Das ist prompt passiert. Die Antworten von Madame sind aus dem Fragebogen zu den BicahunaS hier rein kopiert.

Wie bist du zum Punk gekommen?

Leimi: Über den 70er Rock´n´Roll hin zu Black Flag, Dead Kennedys, Sex Pistols und den frühen Toten Hosen inner Jugend.

Freddy: Wie die Jungfrau zum Kind! Als Bengel der in den siebziger und achtzigern groß geworden is, war dat nich so schwer. Hab mit neun oder zehn Jahren dat erste mal wat über Punkrock gehört, dat war damals ne Sendung in der se die Pistols vorgestellt haben und mir war sofort klar dat dat die Musik war die ich hören wollte. Mein Bruder hat mir denn die „Never Mind the Bollocks“ geschenkt und so fing dat damals an.

Georg: Reiner Zufall. Eines Abends stand da der Freddy und beklagte sich, dass seiner Band ein Bassist flöten gegangen sei. Ich erwähnte, dass ich einen E-Bass besäße und gern probieren würde, mitzuspielen. Ist jetzt mittlerweile mehr als dreieinhalb Jahre her.

Madame: Fühlte mich schon immer anders als andere und mit acht Jahren bin ich durch Zufall an die Musik namens Punk geraten und seitdem hat mich der Virus!

Joschi: Eigentlich kam der Punk zu mir – und zwar in Form von einer damals ganz heißen Errungenschaft der Technik – einer CD. An meinem 10. Geburtstag 1996 bekam ich die „Insomniac“ von Green Day geschenkt. Einmal gehört, kamen schnell Social Distortion, aber auch deutsches Zeug wie Toxoplasma, Slime und natürlich damals noch Ärzte wie Hosen dazu. Ich färbte mir dann die Haare und rasierte meine Ohren frei. Also in erster Linie bewegte mich die Musik dazu, Punk zu werden. Ich glaube, auch wenn politische Ansichten und gesellschaftskritische Meinungsbildung natürlich später folgten, ließ mich
wohl die Erfindung der CD und damit das Auseinandersetzen mit alternativer Musik und den dazugehörigen Texten falsch bzw. richtig abbiegen, weil man vorher nur aus dem Radio mit dem Kassettenrecorder aufgenommen hatte.

Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?

Leimi: Dat Ruhrgebiet is mein Zuhause, geliebt und manchmal verflucht. Einmal hier geboren, kann man in die Welt hinaus, aber von hier weg kommt man nicht, dafür hat man hier alles an Wurzeln, wat zum Leben nötig ist.

Freddy: Meine Heimat-meine Liebe! Alter, ich krich ne Gänsehaut bei der Frage. Ich bin hier geboren, und mein Vatta is in dieser Erde begraben.

Georg: Seit ich meine Eltern durch meine erste Straftat 1966 im Sommer aus der CSSR hierhin entführt habe, lebe ich hier. Ist sowas wie „Heimat“. Man kann auch schön in alle Richtungen über Autobahnen weg von hier, wenn man will.

Madame: Der Pott steht für mich für Multikulturelles und für schroffe aber offene Direktheit!

Joschi: Heimat halt. Ohne Stolz. Nur Liebe.

Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?

Leimi: Vielleicht unter anderem den Gedanken, dass man Zusammenhalt und Identifikation braucht, um seinen Platz zu finden. Darüber hinaus eine Lebensintensität, die man genießen können muss.

Freddy: Dreckich aber ehrlich?

Georg: 1. In der Stadt findet man eher Gleichgesinnte. Ruhrgebiet ist Mega-Stadt ohne echte Grenzen. 2. „Maloche“ gibt´s hier immer weniger. Ist doch kein Wunder, dass Zweifel am System hier guten Nährboden findet.

Joschi: Wenn, dann ist es sicher nicht die Farbvielfalt. Aber ich denke, dass es für einige immer einen Drang nach Abspaltung von der Gesellschaft gibt, wenn in einem Ballungsgebiet wie dem Ruhrpott soviel Industrie, Kultur und Wohlstandsmüll das Leben prägt. Da ist es doch schön, wenn sich eine Gruppe davon absondert und einfach mal „Fickt Euch!“ brüllen kann. Denn eine Gesellschaft wächst an denen, die Sie in Frage stellen…

Was ist der punkigste Ort im Ruhrgebiet?

Leimi: Jeder Ort, an dem konstruktiv geschimpft und Gemeinschaft organisiert wird.

Freddy: Da gibts doch nich nur einen, da fällt mir dat AZ in Mülheim ein, dat Wageni in Langendreer, oder die Kurve in Witten und, und, und…

Georg: Eindeutig Kurve Witten. „Mein“ Garten.

Madame: Der ist eindeutig in meiner Hose.

Joschi: Wo immer ich bin.

Mehr Fragebögen haben wir in der Rubrik „Gesprochen“ gesammelt.

 

Ist schon ein paar Tage her: Noch vor dem Termin mit den Dödelhaien, der bereits online steht, haben wir uns mit Micha vom Plastic Bomb in Duisburg getroffen. Seinem Statement, dass es nachher aussah wie in einem Altglascontainer, wollen wir gar nicht mehr viel hinzufügen. Nur zwei Dinge: 1. Wir haben natürlich anschließend brav aufgeräumt und ein Pfandsammler konnte sich auch noch drüber freuen. 2. Auch Micha hat sich unseren vier Standardfragen gestellt. Schöne Antworten gabs, hier sind sie:

Wie bist du zum Punk gekommen?

Das ist eigentlich ganz einfach. Ich hab 1982 eine Platte von den Sex Pistols gehört. Damals hatte ich in einer Musikzeitschrift gelesen, die seien so hart, dass man sich nur eine Seite am Stück anhören könne. Ich hatte damals Hardrock und Glamrock gehört und musste die haben. Und es war tatsächlich so, dass man sie sich nur eine Seite lang anhören konnte, weil dann meine Mutter zum Essen gerufen hatte.

Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?

Es gibt viele schöne Ecken in Deutschland und es gibt überall coole Menschen, aber ich glaube, die Seele des Ruhrgebietsmenschen ganz gut zu verstehen. Ich finde Zugang zu Menschen am Kiosk oder an der Tankstelle und ich weiß, was gemeint ist, wenn die mir etwas sagen. Dann hat man wiederum so Gegenden in Deutschland, wo die Mentalität eine andere ist. Da weiß ich nicht, wie die was meinen bzw. die sind überhaupt verschlossener. Ich muss sagen, dass ich mich im Ruhrgebiet super wohl fühle. Vielleicht ziehe ich auch mal weg, aber ich werde das hier immer verfolgen. Es gibt sogar Punks, die haben zum Beispiel einen schönen Schrebergarten, natürlich nicht so einen spießigen, mit gemessener Graslänge und festem Gemüseanteil. Da ist schon alles etwas verfallener. Da sitzt man dann schön im Sommer mit einem Bierchen unter freiem Himmel direkt neben der Bahnstrecke. Es ist schon prima und irgendwie auch ein Lebensgefühl.

Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?

Beides kommt eher von unten. Ich persönlich glaube auch, dass Punk und Ruhrgebiet wegen der Mentalität gut zusammen passen, weil die Menschen sehr offen sind und Punk auch eine sehr offene, frei interpretierbare Geschichte ist. Ansonsten ist es aber auch schwierig, solche Dinge zusammen zu bekommen. Punk gibt es so ziemlich überall und Menschen in Thüringen würden auch Gründe finden, warum Punk und Thüringen zusammen passen. Sehr angenehm ist hier, dass die Szene fröhlich, vergleichsweise gewaltarm, nicht so stur und eben offen ist. Wenn du Punks irgendwo triffst, ist das nett. Und wenn du zur Trinkhalle gehst, ist das auch nett.

Was ist der punkigste Ort im Ruhrgebiet?

Das ist immer dort, wo sich Synergien ergeben. Punks raffen sich auf, tun sich zusammen, legen ihre Ideen und Kreativität zusammen, um etwas Neues zu schaffen. Um Undergroundkultur nachhaltig mit Leben zu füllen.

Mehr Interviews haben wir in unserer Rubrik „Gesprochen“ gesammelt.

Jetzt geht es Schlag auf Schlag: Nach zuletzt den BicahunaS und zuvor Zepp Oberpichler präsentieren wir nun die Statements von Paranoya zu unseren Fragen zu Punk und Ruhrgebiet. Hintergrund: Wir haben vier Standardfragen, mit denen wir fast jeden konfrontieren, den wir so treffen. Einige Antworten kommen ins Buch, viele hier in den Blog.

Wie bist du zum Punk gekommen?

Zwiebel: Musik, Freunde und Alkohol. Dazu schön radikale Texte, Rebellion und das gerade in der Jugend.

Hendrik: Ich hatte unter anderem einen älteren Cousin, der schon ein paar Platten hatte. Dann durchs Provozieren zu Hause. Ich hatte am Anfang gar keinen Plan, fand das aber gut. So konnte man sich Abgrenzen.

Thorsten: Ich war Metalhead, aber in Hamm in einer Community aus Punk, Hip Hoppern und Metalheads. Da wurde auch nie provoziert, wie bei den beiden, und das war immer sehr angenehm und hat viel Spaß gemacht. Mein erster Wagen wurde im Zuge nur leider total verwüstet, hatte überall Bierflecken und ist irgendwann total durchgerostet. Viele Metalheads haben im Punk mitgemischt, man muss ja nur an Dritte Wahl denken. Das hatte was von langhaarigen Bombenlegern und das fand ich geil.

Marco: Ich bin als Aushilfsbassist bei Paranoya zum Punk gekommen.

Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?

Zwiebel: Das Ruhrgebiet ist ein riesiger Klumpen von Städten, die nah beieinander sind. Dadurch ist es wie eine riesige Stadt und es macht einfach Spaß, hier zu leben. Gerade bei Konzerten kann man überall hin, dazu gibts ne gute Infrastruktur.

Hendrik: Ich finde auch, dass es eine große Ansammlung von Städten ist, die aber eine beschissene Infrastruktur haben, was grade in den Abendstunden zu bedauern ist, da man nicht immer von Orten mit einer geilen Location weg kommt. Und ich finde es nicht gut, dass die Städte immer noch ihr klein-klein machen und somit an einem Wochende total viel geht, so dass sich Konzerte überschneiden und dann viele Läden nur mäßig besucht sind. Ganz lässt sich das wohl nicht vermeiden, aber vielleicht etwas besser organisieren. So doof das auch klingt, aber da kann sich das Ruhrgebiet was von Berlin abschneiden. Dieses „ich will heute nicht nach Essen fahren. Das ist mir zu weit“ habe ich aber für mich nicht kennen gelernt, weiß aber das manche das nicht so haben. Ansonsten lebe ich gern im Ruhrgebiet, weil mir der Schlag gefällt. Hamburg ist eine super Stadt und Berlin finde ich interessant, aber sobald ich nur von Duisburg rede, denke ich, „verdammt, warum habe ich dieses Heimatgefühl“. Ich hasse das und das Wort ist auch doof, aber ich bin da zu Hause, obwohl wir wissen, dass gerade in Duisburg das Geld nicht auf der Straße liegt, die Stadt nicht blüht und nicht alles super ist. Vielleicht ist es auch genau das und wenn ich darüber nachdenke, beschränkt sich das auch nicht nur auf Duisburg, sondern bezieht sich auch auf andere Städte im Ruhrgebiet, wie Hamm nun mal auch, es ist eben der Pott.

Thorsten: Ich bin hier geboren und aufgewachsen und habe hier einiges erlebt. Klar ist das im Laufe der Jahre weniger geworden, aber das hat einfach immer Bock gemacht.

Marco: Heimat und Lebendigkeit.

Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?

Zwiebel: Beides ist laut und dreckig.

Hendrik: Das ist mir zu einfach. Es gibt ja auch so Avantgardegeschichten hier wie damals im Mono in Duisburg, mit experimentellen Klängen, Metall, wie die Neubauten und sowas. Punk beschränkt sich ja nicht nur auf E-Gitarren. Es geht um eine Haltung, darum was auszuprobieren und zu experimentieren. Ich glaube, da bietet das Ruhrgebiet eine Menge und ist mit dem Punk sehr verbunden. Es gibt genug Ecken, wo man mal ein Haus für eine Nacht klar machen kann, da macht man dann ein Konzert oder eine Party und haut dann wieder ab. Man versucht eben, aus nichts irgendwas zu machen, was anders ist. Ich finde auch ganz gut, dass diese ganze Szene-Diskussion am Ruhrgebiet ziemlich abgeprallt ist und man muss sich hier von einer Szenepolizei nichts sagen lassen und kann einfach seinen Kram machen, das verbindet Punk mit dem Ruhrgebiet.

Thorsten: Die Mentalität. Vielleicht braucht man sowas wie Punk, um mental gesund zu bleiben. Viele Menschen schaffen es nicht, nicht nur zu arbeiten und nicht nur so zu leben, wie es einem vorgekaut wird. Auch dabei kann man seine Grenzen schnell ausloten. Man sieht das zum Beispiel auch in Detroit, dort sind die Menschen in einer ganz ähnlichen Situation und auch dort hat sich plötzlich wahnsinnig viel in Sachen Musik und Underground entwickelt. Gerade in unserer Zeit hört man soviel von Leuten hört, die psychisch abkacken. Man merkt selbst oft, dass man erstmal wieder ein paar Schritte zurück gehen muss, um ein paar nach vorn zu gehen. Da hilft es echt, wenn man sagen kann: „Fuck off, ich spiel in ner Band und das ist mein Ding.“

Marco: Bodenständigkeit und Authentizität.

Was ist für dich der „punkigste“ Ort im Ruhrgebiet?

Zwiebel: Der Dirty Faces Plattenladen in Bochum. Das war immer eine coole Atmosphäre mit netten Leuten und einem Bierchen. Dazu gab’s immer Geschichten vom Wolfgang (Wendland, Anm. d. Red.) über neue Texte und nebenbei wurde Musik gekauft.

Hendrik: Früher war es für mich die Fabrik in Duisburg, ganz klar. Jetzt würde ich sagen das AZ Mühlheim gefolgt vom Drucki.

Thorsten: Das AZ Mülheim. Da haben wir auch eines unserer ersten Konzerte gespielt und auch mit die meisten.

Marco: Ansonsten stimmt da auch alles. Die Leute, die Atmosphäre, das Essen.

Mehr zum Thema:

BicahunaS über Punk und Ruhrgebiet

Zepp Oberpichler über Punk und Ruhrgebiet

So, mal wieder ein bisschen was aus der Rubrik „Standardfragen“, die alle unsere Gesprächspartner um die Ohren kriegen. Wie beim Zepp schon erläutert, stellen wir zwischendurch einige davon ins Netz. Heute sinds die BicahunaS aus Witten und Umgebung, die uns, frei nach ihrem Bandmotto „Kotz dich aus,schrei es raus!“, Rede und Antwort standen. Für alle die sie noch nicht kennen: hier gibts das erste Album „zerstören und GESTALTEN“ für umme! Vinyl und CDs gibts natürlich auch, z.B. auf der BicahunaS Homepage, oder beim Mailorder deines Vertrauens!

1. Wie bist du zum Punk gekommen?

Jannine: Ich hatte schon als Kind das Gefühl, dass da Draußen was nicht stimmt. Alles so verlogen, so manipuliert. Ich bin so wie ich bin und hatte bisher nicht das Verlangen so zu sein, wie die da Draußen, der Nachbar von Nebenan oder von Oben, oder wie irgendjemand das von mir verlangt. Will mein Ding Leben, nicht mitlaufen wie ` es viel zu viele machen und dann n Leben lang unglücklich sein, nee das will ich nicht.
Wenn ich das ganze dann musikalisch betrachte: wie soll ich` n meine Wut bei so` m kommerziellen Schickimickigeplänkel rauslassen? Ich will raus schreien was kacke ist.
Madame: Fühlte mich schon immer anders als andere und mit acht jahren bin ich durch zufall an die musik namens punk geraten. und seid dem hat mich der virus!!!

2. Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?

Jannine: Die Ruhr, der Ruhr- Radweg, der mich immer wieder an dem kultigen 6-Teiler „Tour de Ruhr“ erinnert, als Lindenstrassen – Fan ist das überhaupt nicht schlimm: Industrie, Kohleabbau, alte Zechengelände, viele Büdchen, Kioske an jeder Ecke! Was manchmal gar nicht so toll ist, haha, wenn man als Beifahrer die Chance hat sich die Fahrt zum eigenen Gig oder diversen Konzerten zu versüßen, die in diesem Ballungsgebiet genügend stattfinden, weil et ja überall wat zu trinken gibt – und dann kannste mangels Rastplätzen nicht pinkeln gehen! Und inne Bahn ist das Blase leeren auch nicht so appetitlich!
Madame: Der Pott steht für mich für Multikulturelles und für schroffe aber offene Direktheit!

3. Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?

Jannine: Nicht nur der Pott, auch viele andere Städte verbindet was mit dieser Bewegung. Überall wo der PUNK gelebt wird und Bands dieses Genres hervorgegangen sind oder hervor gehen, wie hier im Pott z.B. DIE LOKALMATADORE, BLUTTAT…usw….findet auch die Verbindung statt.

4. Was ist für dich der „punkigste“ Ort im Ruhrgebiet?

Jannine: Da wo angenehmes Chaos herrscht und schlechte Laune zur guten wird – was mit der guten Musik und den netten Menschen dort zu tun hat. Zum Glück gibt es sie! Das kann das Wageni in Bochum-Langendreer sein, das alljährliche Ruhrpott- Rodeo, das AZ-Mülheim….etc…!
Madame: Der ist eindeutig in meiner Hose.
Jörg: Das Wageni.

Zepp Oberpichler

Und weiter ging es mit unserer lustigen Talkreihe: Nach Helge am Samstag in Oberhausen ging es Dienstag zu Zepp Oberpichler nach Duisburg. Hier vor allem interessant: Seine Band Jimmy Keith & His Shocky Horrors (kurze Eindrücke von ihrem Gig im Djäzz haben wir hier) mit Tom Tonk als Sänger, den wir ja ebenfalls schon getroffen haben.

Ansonsten ging es natürlich um Zepps Punkgeschichte und seine Arbeit als Schriftsteller. Zuletzt erschien sein Roman „Gitarrenblut„. Da geht es nicht ausschließlich um Punk, sondern die Geschichte ist allgemein ein schönes Zeugnis davon, was es heißt, im Ruhrgebiet Subkulturen für sich zu entdecken.

Wir wollen die Gelegenheit nutzen, um mal einen Fragebogen zu präsentieren, mit dem wir fast alle unsere Gesprächspartner nerven und von denen vermutlich der ein oder andere später im Buch zu finden sein wird.

1. Wie bist du zum Punk gekommen?
Durch die Saints-Platte „I’m Stranded“. Im Fernsehen und in der Zeitung hatte man schonmal was über Punk gesehen oder gelesen. Da kam man Ende der 70er nicht dran vorbei, weil es unterschwellig schon ein Thema war. Aber wirklich überzeugt hatte Punk mich erst, als ich mir diese erste Platte gekauft hatte und zeitgleich The Damned mit „Machine Gun Etiquette“.

2. Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?
Das Ruhrgebiet ist die Region, in der ich zu Hause bin und in der ich mich einigermaßen auskenne. Ich bin hier geboren und definitiv Ruhrgebietler. Ich bin ja nicht ohne Grund noch hier. Ich fühle mich hier wohl und mag vor allem die Ruhrgebietler. Das fällt mir immer wieder auf, wenn ich woanders bin. Ich mag auch den Schwarzwald, könnte da aber glaube ich nicht leben, weil die Leute ganz anders ticken und mit meinem Pulsschlag gar nicht zurecht kommen.

3. Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?
Ich weiß nicht, ob man das eine Verbindung nennen kann, aber viel Punk ist im Ruhrgebiet entstanden und hat hier stattgefunden. Ende der 80er, Anfang der 90er war Punk im Ruhrgebiet ein Begriff. Genauso wie Metal und Ruhrgebiet zusammen gehören, gehört auch Punk zum Ruhrgebiet. Vielleicht weil es eine industriell geprägte Region ist und man hier geraderaus sagt, was man meint. Wenn einer Jemandem doof kommt, dann kriegt der einen passenden Spruch. Das ist eine direkte Angelegenheit und das ist der Punk auch. Punk und Ruhrgebiet passt deshalb eher zusammen als Punk und Land.

4. Was ist für dich der „punkigste“ Ort im Ruhrgebiet?
Ich find die Fabrik in Neudorf war 1992 ein ziemlich punkiger Ort – aber das Eschhaus 1982 auch.