Schon lange haben wir keinen unserer beliebten Standardfragenkataloge mehr online gestellt. Neben dem Blog will ja auch noch ein Buch geschrieben werden … Über den hier freuen wir uns jedenfalls sehr: DiE WuT aus Gelsenkirchen hat unsere Fragen schriftlich beantwortet, aber konzeptionell mündlich formuliert. Das gefällt uns und ist deshalb nicht redigiert 🙂 Viel Spaß!!!

1. Wie bist du zum Punk gekommen?

LEO: Das war damals ein ziemlich ausgefeimter Plan von mir. Also mit 12 war ich eigentlich mehr so der Metaller, mit lange Haare und Iron Maiden Aufnäher und so. Aber dann bin ich wegen ungezogenem Benehmen von der Realschule geflogen und auf auf ne Gesamtschule gekommen. Da gab es zwar auch Metaller, aber die Punks waren eindeutig die Korrekteren. Musikalisch ist es bei mir so gelaufen wie es eigentlich keiner in meinem Alter zugeben würde. ÄRZTE, TOTEN HOSEN und DIE ABSTÜRZENDEN BRIEFTAUBEN. Aber dann kam auch schon ein Tape das ich von nem Kumpel bekommen habe, A-Seite: SEX PISTOLS; B-Seite: BLUT + EISEN. Als nächstes kam dann n bunter Iro und ChAostAge in Bramsche bei Osnabrück. Da war dann endgültig alles klar.

PEDRO CIGAR: Eigentlich ist der Punk zu mir gekommen, denn seit ca 30 Jahren höre ich 60ties garage stoff und meine lieblingsbands sind the stooges, mc5 und the seeds.

SEBB: Ich habe mir irgendwann mit anfang 16 gedacht, dass ich die Mukke ganz „ok“ fand. Desweiteren orientierte ich mich in einer gewissen Art und Weise an alternativen Denkensweisen. Die Eltern verstanden das alles noch nicht, als ich sie drauf ansprach, dass ich ALLES scheiße finde und es andere Wege geben müsse als immer überall mitzufließen. Nach ewigen Auseinandersetzungen kam mir der gedanke: „Nä! Werd das, was deine Eltern nicht wollen…ASOZIALER, wie sie es immer nannten“. Ich habe damals eine Lehre zum Kfz-Mechatroniker angefangen und später mit 18 abgebrochen, weil mich die obersten Makka-Anzugträger der Cheffetage ansprachen, „Ist hier Farbe ausgelaufen!? Mach mal deine Kappe ab. Ja, wie sieht das denn aus?! Was sollen unsere Kunden denken!?“ Ich habe dann einfach gesagt, dass kein Kunde mich jemals negativ wegen des bunten Iros angeguckt hat, ich Trinkgelder bekäme, etc, sie mich nun langsam am Arsch lecken können, und ich nie wieder komme. Und weg war ich. ALLES ging mir auf den Piss. Ich hatte ne Krawatte auf alles, was in die Discos geht, auf alle Ordnungshüter, auf jeden Anzugträger,… . Nebenbei spielte ich schon in der Bochumer Punkband T.S.K.b. Gitarre und etwas Gesang. Die zwei Jahre alleine denke ich brachten mich zum Punk.

SEMMEL: Watt soll ich sagen, durch nen Klassenkameraden, war warscheinlich der erste Skin (kein Fascho) in Gelsenkirchen. Kurz und bündig. Von Ihm stammt übrigens der Text zu unserm Song „Freiheit“.

2. Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?
LEO: Naja, ich bin halt gebürtiger Gelsenkirchener, hab aber seit meinem 5 Lebensjahr in Nordeutschland gewohnt. Osnabrück, Hannover, dann bin ich aber wieder in Bochum gelandet. Abgesehen davon bedeutet das Ruhrgebiet für mich das was alle Punker lieben, Dreck und Lärm!!!

PEDRO CIGAR: Nein, hat es nicht – denn ich könnte überall leben.

SEBB: Selber stamme ich aus einer typischen Pottfamilie. Der Vatta war in der Schwerindustrie und die Oppas auf Pütt gewesen. Bin halt auch ein „Pottkind“. Ich bin Zecheninfiziert und gehe heute noch in verlassene Stollen und Schächte, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Als ein Kind der 80er und 90er sah ich sehr selten sich drehende Räder aufm Förderturm, was das Ruhrgebiet nun halt zum „Ruhrgebiet“ machte. Ich sah zwar den Schmutz überall, und sehe ihn heute noch, nur vermisse ich das, was ich nie kennenlernte – Die Pottmentalität von der die Alten sprechen.

SEMMEL: Tja, is halt mein Zuhause, feddig. Will nich weg hier.

3. Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?
LEO: Ja klar, DiE WuT und wie schon erwähnt, Dreck und Lärm!!! Ob es ansonsten irgendwelche Verbindungen gibt die es z.B. in Berlin, München oder sonnstwo nicht gibt, glaube ich jetzt ehrlich gesagt nicht. Höchstens die vielen Büdchen haha.

PEDRO CIGAR: Ich bin hier geboren.

SEBB: Das Ruhrgebiet ist für mich wie eine einzige riesige Stadt, die mit vielen Bahnen und Bussen zusammengehalten wird. Wie ein Berlin, was auseinander gestreckt wurde (Um mal die Berliner Szene von ihrem oft so hohen Ross zu hohlen..haha). Man fährt so immer zu den Punk-Konzis um die Ecke, in die Nachbarstadt, oder noch weiter. Sieht man das Ruhrgebiet auf einer Landkarte, so erkennt man auch, wie die Stadtzentren nebeneinander liegen. Die Szene hier kennt sich zum größten Teil. Und wenn man sich nicht kennt, dann um maximal eine Ecke von die Bekannten.

SEMMEL: Zusammengehörigkeitsgefühl. Fertig. hähähähähä….

4. Was ist der punkigste Ort im Ruhrgebiet?

LEO: Die Ückeck in Gelsenkirchen, das Wageni in LA, die Kurve in Witten und die Küche der Mutter meiner Frau haha…

PEDRO CIGAR: Dat is unser Proberaum, denn da geht die Post ab. (hihi, anmerkung von Leo: er war früher Briefträger haha)

SEBB: Dito Leo.

SEMMEL: Die Alten Läden gibt es ja leider nicht mehr, vieleicht noch das AK47. Bin kein Kneipengänger

Und weils so schön ist, das ganze nochmal in Punk:


prr_10jahre

Flyer vom Festival 10 Jahre Punkrockers Radio

Das wird ein Spaß: Am 5.3. sind wir zu Gast bei Punkrockers Radio in wolverines Plattenküche umme Ecke. Zwischen 21 und 23 Uhr plaudern wir mit wolverine über unser Buch, Punk, Ruhrgebiet und Punk im Ruhrgebiet. Musik und das eine oder andere Bierchen gibts auch noch. Auf der Website wird parallel der Chat offen sein, so dass sich jeder einklinken kann.

Mehr Infos bei Punkrockers Radio und bei Facebook.

Punk im Ruhrgebiet – da taucht man in vollkommen andere Welten ab, so wie am Samstag Hamminkeln. Dort haben wir Schlaffke alias Zwakkelmann besucht. Die Tiere spielen auf den Straßen, Kartoffeln und Möhren gibt es noch frisch beim Nachbarn und so wahnsinnig ruhig ist es auch noch. Es hat halt alles seine Vor- und Nachteile. In diesem Fall war es der öffentliche Nahverkehr, der dort seinen Namen nicht verdient hat und so blieb unsere kleine Runde zumindest anfangs beim Kaffee (zwei von dreien hielten es schließlich aber nicht mehr aus und griffen zum Bier, was für einen von dreien bekanntlich frustrierend ist).

Dat is doch kein Punk, was der Schlaffke da macht und der Niederrhein liegt halt auch nich anne Ruhr höre ich schon einige Leute sagen. Letzteres is zwar richtig – uns aber egal. Zwakkelmann (und Schließmuskel) sind klasse, wollen wir drin haben und so haben wir uns quasi von der anderen Seite her ein Thema überlegt, wozu der Schlaffke was sagen könnte. Das haben wir gefunden und so ist nun Schlaffke unser Experte für die Bedeutung des Niederrheins für das Ruhrgebiet (und umgekehrt), gleiche Nummer machen wir auch nochmal mit Düsseldorf. Mit wem wird aber noch nicht verraten. Wir stellen den Punk im Ruhrgebiet also zweimal mit der Brille von außen vor.

Ein richtig gemütlicher Samstag Nachmittag und irgendwann früher Abend war das. Auf der Rückfahrt noch ein Stopp im Druckluft, wo Paranoya mit den Schwarzen Schafen auftraten, am Rande noch ne schicke gelbe District Platte erstanden, Schafe dann aber ausgelassen. Hat sich aber alleine für Paranoya schon gelohnt noch vorbei zu schauen!

 

Tobbe (li) und Felix von People Like You

… war ich Dienstag mal allein, Dennis blieb krankheitsbedingt lieber noch zu Hause. In einer präzise getimten Stunde ging es im Gespräch mit Tobbe und Felix um die Geschichte des Labels, das Verhältnis zu Century Media und gewachsene Eigenheiten der Punkszene im Ruhrgebiet. Letzteres war natürlich besonders interessant, weil bekanntlich Thema unseres kleinen Buches. Auch bei unseren vier Standardfragen gabs interessante Antworten. Pünktlich um fünf waren wir fertig und zurück gings nach Hause, wobei die A40 großzügig umfahren wurde.

Beim Thema Labels nähern wir uns damit so langsam einer gewissen Vollständigkeit. Das ist ebenso schön wie die Tatsache, dass hier mal ein Interview gelungen ist, dass man nachher auch schön transkribieren kann. Das war nicht immer so.

http://www.peoplelikeyourecords.com/

Wir haben bei Facebook eine Liste zusammengestellt, in der die Postings von Bands, Labels, Läden zum Thema Punk im Ruhrgebiet zusammenlaufen. Könnt ihr gerne abonnieren. Ist sicher nicht vollständig. Schreibt einfach nen Kommentar, falls ihr was/wen vermisst.
Nebenbei geht ihr damit auch auf Nummer sicher, sollte Facebook die Sichtbarkeit von Seitenpostings weiter einschränken, was sich doch deutlich abzeichnet.

Hier gehts zur Liste: Punk im Ruhrgebiet =:-)

Wenn man „Prügel“ bei google eingibt, kommt schon auf Platz 3 die Band „Prügel“ aus Witten. Herzlichen Glückwunsch! Vielmehr aber wegen der Tatsache, dass sie eine Punkband aus Witten sind und weil wir ihr Album „Musik“ gut finden als wegen ihres beeindruckenden Google-Rankings haben wir Prügel gebeten, unsere Fragen zu beantworten. Das ist prompt passiert. Die Antworten von Madame sind aus dem Fragebogen zu den BicahunaS hier rein kopiert.

Wie bist du zum Punk gekommen?

Leimi: Über den 70er Rock´n´Roll hin zu Black Flag, Dead Kennedys, Sex Pistols und den frühen Toten Hosen inner Jugend.

Freddy: Wie die Jungfrau zum Kind! Als Bengel der in den siebziger und achtzigern groß geworden is, war dat nich so schwer. Hab mit neun oder zehn Jahren dat erste mal wat über Punkrock gehört, dat war damals ne Sendung in der se die Pistols vorgestellt haben und mir war sofort klar dat dat die Musik war die ich hören wollte. Mein Bruder hat mir denn die „Never Mind the Bollocks“ geschenkt und so fing dat damals an.

Georg: Reiner Zufall. Eines Abends stand da der Freddy und beklagte sich, dass seiner Band ein Bassist flöten gegangen sei. Ich erwähnte, dass ich einen E-Bass besäße und gern probieren würde, mitzuspielen. Ist jetzt mittlerweile mehr als dreieinhalb Jahre her.

Madame: Fühlte mich schon immer anders als andere und mit acht Jahren bin ich durch Zufall an die Musik namens Punk geraten und seitdem hat mich der Virus!

Joschi: Eigentlich kam der Punk zu mir – und zwar in Form von einer damals ganz heißen Errungenschaft der Technik – einer CD. An meinem 10. Geburtstag 1996 bekam ich die „Insomniac“ von Green Day geschenkt. Einmal gehört, kamen schnell Social Distortion, aber auch deutsches Zeug wie Toxoplasma, Slime und natürlich damals noch Ärzte wie Hosen dazu. Ich färbte mir dann die Haare und rasierte meine Ohren frei. Also in erster Linie bewegte mich die Musik dazu, Punk zu werden. Ich glaube, auch wenn politische Ansichten und gesellschaftskritische Meinungsbildung natürlich später folgten, ließ mich
wohl die Erfindung der CD und damit das Auseinandersetzen mit alternativer Musik und den dazugehörigen Texten falsch bzw. richtig abbiegen, weil man vorher nur aus dem Radio mit dem Kassettenrecorder aufgenommen hatte.

Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?

Leimi: Dat Ruhrgebiet is mein Zuhause, geliebt und manchmal verflucht. Einmal hier geboren, kann man in die Welt hinaus, aber von hier weg kommt man nicht, dafür hat man hier alles an Wurzeln, wat zum Leben nötig ist.

Freddy: Meine Heimat-meine Liebe! Alter, ich krich ne Gänsehaut bei der Frage. Ich bin hier geboren, und mein Vatta is in dieser Erde begraben.

Georg: Seit ich meine Eltern durch meine erste Straftat 1966 im Sommer aus der CSSR hierhin entführt habe, lebe ich hier. Ist sowas wie „Heimat“. Man kann auch schön in alle Richtungen über Autobahnen weg von hier, wenn man will.

Madame: Der Pott steht für mich für Multikulturelles und für schroffe aber offene Direktheit!

Joschi: Heimat halt. Ohne Stolz. Nur Liebe.

Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?

Leimi: Vielleicht unter anderem den Gedanken, dass man Zusammenhalt und Identifikation braucht, um seinen Platz zu finden. Darüber hinaus eine Lebensintensität, die man genießen können muss.

Freddy: Dreckich aber ehrlich?

Georg: 1. In der Stadt findet man eher Gleichgesinnte. Ruhrgebiet ist Mega-Stadt ohne echte Grenzen. 2. „Maloche“ gibt´s hier immer weniger. Ist doch kein Wunder, dass Zweifel am System hier guten Nährboden findet.

Joschi: Wenn, dann ist es sicher nicht die Farbvielfalt. Aber ich denke, dass es für einige immer einen Drang nach Abspaltung von der Gesellschaft gibt, wenn in einem Ballungsgebiet wie dem Ruhrpott soviel Industrie, Kultur und Wohlstandsmüll das Leben prägt. Da ist es doch schön, wenn sich eine Gruppe davon absondert und einfach mal „Fickt Euch!“ brüllen kann. Denn eine Gesellschaft wächst an denen, die Sie in Frage stellen…

Was ist der punkigste Ort im Ruhrgebiet?

Leimi: Jeder Ort, an dem konstruktiv geschimpft und Gemeinschaft organisiert wird.

Freddy: Da gibts doch nich nur einen, da fällt mir dat AZ in Mülheim ein, dat Wageni in Langendreer, oder die Kurve in Witten und, und, und…

Georg: Eindeutig Kurve Witten. „Mein“ Garten.

Madame: Der ist eindeutig in meiner Hose.

Joschi: Wo immer ich bin.

Mehr Fragebögen haben wir in der Rubrik „Gesprochen“ gesammelt.

 

Mit dem Out Of Order Fanzine am Duisburger Hbf. Links im Bild Tüte von Onkel Stereo

Doppeldate: Nachdem uns leider Dienstag ein schöner Termin flöten gegangen ist, kehrten wir spontan im schicken neuen Laden Onkel Stereo im Dellviertel Duisburg ein. Wer es noch nicht kennt: Neben allerlei liebenswerten Krimskrams wie Pflastersteinen aus Stoff gibts auch reichlich Punkkram: Einiges feines an Vinyl, das ein oder andere Fanzine wie das Hullabaloo von Tom Tonk und außerdem reichlich Bücher. Feine Sache. Dahinter steht übrigens der Salon Alter Hammer, eine ganz besondere Mischung aus Label und Verlag sowie Pop und Punk, die wir auch im Buch vorstellen wollen.

Danach gings zurück zum Bahnhof, zweites Date mit Thomas und Alex vom Out of Order Fanzine. Mit denen haben wir auf Duisburgs grüner Lunge an der Bahnhofsplatte über Fanzines und Kneipenüberfälle gequatscht. Auch das Out Of Order Fanzine legen wir hier nochmal jedem ans Herz, der auf DIY-Geschichten steht. Die neue Ausgabe ist schon in der Mache.

Ist schon ein paar Tage her: Noch vor dem Termin mit den Dödelhaien, der bereits online steht, haben wir uns mit Micha vom Plastic Bomb in Duisburg getroffen. Seinem Statement, dass es nachher aussah wie in einem Altglascontainer, wollen wir gar nicht mehr viel hinzufügen. Nur zwei Dinge: 1. Wir haben natürlich anschließend brav aufgeräumt und ein Pfandsammler konnte sich auch noch drüber freuen. 2. Auch Micha hat sich unseren vier Standardfragen gestellt. Schöne Antworten gabs, hier sind sie:

Wie bist du zum Punk gekommen?

Das ist eigentlich ganz einfach. Ich hab 1982 eine Platte von den Sex Pistols gehört. Damals hatte ich in einer Musikzeitschrift gelesen, die seien so hart, dass man sich nur eine Seite am Stück anhören könne. Ich hatte damals Hardrock und Glamrock gehört und musste die haben. Und es war tatsächlich so, dass man sie sich nur eine Seite lang anhören konnte, weil dann meine Mutter zum Essen gerufen hatte.

Hat das Ruhrgebiet eine bestimmte Bedeutung für dich?

Es gibt viele schöne Ecken in Deutschland und es gibt überall coole Menschen, aber ich glaube, die Seele des Ruhrgebietsmenschen ganz gut zu verstehen. Ich finde Zugang zu Menschen am Kiosk oder an der Tankstelle und ich weiß, was gemeint ist, wenn die mir etwas sagen. Dann hat man wiederum so Gegenden in Deutschland, wo die Mentalität eine andere ist. Da weiß ich nicht, wie die was meinen bzw. die sind überhaupt verschlossener. Ich muss sagen, dass ich mich im Ruhrgebiet super wohl fühle. Vielleicht ziehe ich auch mal weg, aber ich werde das hier immer verfolgen. Es gibt sogar Punks, die haben zum Beispiel einen schönen Schrebergarten, natürlich nicht so einen spießigen, mit gemessener Graslänge und festem Gemüseanteil. Da ist schon alles etwas verfallener. Da sitzt man dann schön im Sommer mit einem Bierchen unter freiem Himmel direkt neben der Bahnstrecke. Es ist schon prima und irgendwie auch ein Lebensgefühl.

Verbindet Punk und Ruhrgebiet irgendetwas?

Beides kommt eher von unten. Ich persönlich glaube auch, dass Punk und Ruhrgebiet wegen der Mentalität gut zusammen passen, weil die Menschen sehr offen sind und Punk auch eine sehr offene, frei interpretierbare Geschichte ist. Ansonsten ist es aber auch schwierig, solche Dinge zusammen zu bekommen. Punk gibt es so ziemlich überall und Menschen in Thüringen würden auch Gründe finden, warum Punk und Thüringen zusammen passen. Sehr angenehm ist hier, dass die Szene fröhlich, vergleichsweise gewaltarm, nicht so stur und eben offen ist. Wenn du Punks irgendwo triffst, ist das nett. Und wenn du zur Trinkhalle gehst, ist das auch nett.

Was ist der punkigste Ort im Ruhrgebiet?

Das ist immer dort, wo sich Synergien ergeben. Punks raffen sich auf, tun sich zusammen, legen ihre Ideen und Kreativität zusammen, um etwas Neues zu schaffen. Um Undergroundkultur nachhaltig mit Leben zu füllen.

Mehr Interviews haben wir in unserer Rubrik „Gesprochen“ gesammelt.

Wir waren gestern mit Emscherkurve 77 in Duisburg Ruhrort verabredet, ein wunderbarer Stadtteil, an dem jegliche Standardisierung und „Einkaufszentrisierung“ bislang vorüber gegangen ist. Viel Leerstand und vor allem lauter „Originale“ auf den Straßen – sehr schön. Mit Spiller und Marcel trafen wir uns dort, zwecks Portrait von EK 77, in der Punkeria. Neben des reinen Bandportraits wird es im Buch vermutlich auch noch ein Interview obendrauf geben. Da wir EK 77 rein nummerisch für die Band halten, welche die meisten Songs übers Ruhrgebiet geschrieben hat (wenn man mal von Eisenpimmel o.ä, absieht, an denen so ziemlich alles Ruhrpott ist), haben wir sie als Ansprechpartner für ein weitergehendes Interview übers Ruhrgebiet bzw. Punk und Ruhrgebiet ausgewählt. Wer unsere Standardfragen schon kennt: Mit Emscherkurve haben wir sie weiter vertieft – mehr dazu dann im Buch. Ein paar Fotos zu machen haben wir leider total vergessen, Akku war aber eh leer – mal wieder super professionell alles. Immerhin haben wir die Aufnahme komplett 😉 Sagen wir es mal wieder: Hat Spaß gemacht!!

Vergangenen Samstag lud Zwakkelmann zum Flashmob auf dem Haldern Pop Festival am Niederrhein. Nicht wie angekündigt am zweiten Dixi von rechts, sondern links neben der langen Kloarmee mit ein wenig Distanz zu den ohnehin tiefenentspannten Securitys sollte der Mob „Zwakkelmann beim Haldern POPo“ feiern. Das tat er mit Unterstützung eingefleischter Fans, des winzigsten Verstärkers und des kratzigsten Mikros der Welt (mindestens!). Die Meute hat es nicht gekümmert, die ging vermutlich mehr ab als bei jedem Act auf dem Festivalgelände. Am Rande hat mir noch ein netter Herr die Hälfte seines warmen Bieres spendiert und erzählt, wie er mal beim Besuch im Getränkemarkt auf einmal im Bürgerradio Eisenpimmel hören durfte. Danach wird jetzt erstmal recherchiert. Wenn jemand mehr über diese Sendung weiß, kann er es gern hier posten! Schlaffke am Rande auch noch kennengelernt, feine Sache alles!!

Hier dann noch ein kleines Briefmarkenalbum und ein Video gedreht von der Zwakkelmann Roadcrew: